Familientreffen

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Claire

Zweifeld musterte ich die Schönheit im weiß, die mir direkt gegenüberstand. Ihre blonden Haare fielen sanft über ihre Schultern und ihre großen blauen Augen bildeten einen großen Kontrast im Gegensatz zu dem weißen Kleid das sie trug. Es war schlicht und doch wunderschön. An der Taille wurde es mit einem ebenfalls weißen Band enger geschnürt, sodass es weich fiel. Der V-Ausschnitt betonte ihr Dekolleté genau so wie die silberne Kette, an deren Ende eine einzige weiße Perle hing. Nervös schaute die Frau auf ihre hohen weißen Schuhe. Sie kam sich wahrscheinlich so vor wie die Frau in der Raffaelo-Werbung und ehrlich gesagt, sah sie auch wirklich ein wenig so aus.

„Denkst du wirklich, dass das das passende ist für ein Familienessen?", fragte ich René, der mich entzückt betrachtete.

„Es sieht fantastisch aus! Sie werden dich lieben!", rief er begeistert aus und strahlte über das ganze Gesicht. Ich wendete mich von meinem Spiegelbild ab und blickte den Designer ungläubig an.

„Sie werden mich nicht lieben, sie werden mich nach Raffaelo fragen!", erwiderte ich aufgebracht.

 „Rede meine Kleider nicht schlecht!", mahnte er mich mit erhobenem Finger, worauf ich mich mit einem Seufzen umdrehte und mich erneut im Spiegel betrachtete.

Es war ungewohnt mit weißen Handschuhen und auch dieser elegante Hut verunsicherte mich. Doch ich nahm diese Hürde auf mich, weil Adrians Großmutter mir geholfen hatte. Und sie mochte Hüte, das hatte Adrian mir zumindest gesagt. Ich würde mir Mühe geben nichts falsch zu machen. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie man sich in gehobener Gesellschaft verhielt.

„Perfektes Timing Adrian!", flötete René und holte mich damit aus meinen wirren Gedanken.

Durch den Spiegel hindurch betrachtete ich den schwarzhaarigen Jungen, der gerade den Raum betreten hatte und mich nun mit einem seligen Lächeln betrachtete.

„Du siehst wunderschön aus", sagte er, was mich sofort erröten ließ.

„Du siehst auch nicht schlecht aus", antwortete ich schüchtern und versuchte die Hitze in meinem Gesicht zu vertreiben.

Und er sah wirklich nicht schlecht aus. Göttlich war eine durchaus untertriebene Beschreibung für sein Aussehen. Denn er trug einen perfekt geschnittenen Anzug, der seine durchtrainierte Figur betonte. Darunter ein weißes Hemd mit einer schlichten, dünnen, schwarzen Krawatte. Bei dem Gedanken mit diesem Mann von Adonis zu einem Familienessen zu fahren, wurde mir ganz anders.

Langsam kam er auf mich zu, musterte mich dabei von oben bis unten. Als er dicht vor mir stand, verbeugte er sich und gab mir einen Handkuss. Sein Blick suchte jedoch die ganze Zeit meinen, sodass ich die Möglichkeit hatte mir jedes noch so kleine Detail, dieses Gesichtes einzuprägen.

Ein Kribbeln breitete sich in meinem Magen aus. Ich fühlte mich in diesem Moment, wie eine kleine Prinzessin, die von einem Prinzen zum Essen ausgeführt wurde. Leider war es kein Essen, sondern ein Familientreffen, das ich wahrscheinlich nicht überleben würde. Langsam erhob er sich und lächelte mich dabei ungewollt verführerisch an.

„Genug geturtelt ihr beiden. Ihr müsst los, sonst kommt ihr zu spät!", unterbrach René den schönen Augenblick.

„Schon gut", sagte Adrian genervt und verdrehte die Augen. Er machte eine kleine Handbewegung, dass ich voraus gehen sollte, was ich auch tat. So konnte er meine geröteten Wangen immerhin nicht sehen, denn es war mir wirklich peinlich, dass René mich so verträumt gesehen und uns als Turteltäubchen bezeichnet hatte.


Mit meinen weißen High Heels lief ich vorsichtig aus dem Designerladen, da es geregnet hatte. Bis ich die schwarze Limousine erblickte, fühlte ich mich noch soweit okay, dass ich sagen konnte, ich würde diesen Tag überleben. Doch dann stand plötzlich dieser Chauffeur vor mir und hielt mir freundlich lächelnd die Tür auf.

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