Leidenschaft

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Claire

„Das ist nicht fair! Du hast viel größere Hände, als ich!", schimpfte ich mit Adrian, der schon wieder das Daumencatchen gewonnen hatte.

„Dann musst du halt mehr essen", scherzte er und hielt mir einen Marshmallow unter die Nase.

Grinsend schaute ich ihn an und pustete vorsichtig, da er noch ziemlich heiß war. Der Duft von Caramel stieg mir in die Nase und ließ mich wohlig aufseufzen. Ich raffte meine Lederjacke enger an mich, da es langsam kühler wurde. Langsam öffnete ich meinen Mund und biss den Marshmallow vom Holzspieß, an dem er steckte.

„Heiß!", murmelte ich mit offenem Mund und fächelte mir Luft zu.

„Weichei!", sagte Adrian und schüttelte mit gespielter, überheblicher Miene seinen Kopf.

„Wie war das?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen nach.

„Nix", winkte er ab, doch ich fixierte ihn weiterhin.

Er schaute unbeteiligt in Lagerfeuer, als ich mich auf ihn stürzte und ihm die Haare zerwuschelten. Wir fielen in das feuchte Gras und er versuchte seine Hände schützend über seinen Kopf zu halten, doch diese waren damit beschäftigt mich von ihm zu drücken. Allerdings war ich zu zäh, sodass er es aufgab und nach meinen Händen griff, die ich immer wieder gekonnt entzog.

„Wie hast du mich genannt?!", fragte ich böse und zog meine Hand schnell zur Seite, damit er sie nicht bekam.

„Ich habe dich Schatz genannt!", log er mich eiskalt an.

„Du sollst doch nicht lügen", ermahnte ich ihn und piekte ihn in die Seite, was ihn zusammen zucken ließ.

„Ist ja gut! Ich ergebe mich!", lachte er laut, erhob seine Hände um mir seine Unterlegenheit zu demonstrieren.

„Geht doch", grinste ich und krabbelte von ihm herunter.

„Das war eine ganz gemeine Aktion von dir."

„Immer wieder gerne", sagte ich mit einem Augenzwinkern, wofür er mir einmal kurz meine Haare verwuschelte.

Dabei fiel mein Blick auf Jenna und Jack, die einander umschlangen und sich gegenseitig abschlabberten. Marc hatte Johanna schon vor einer halben Stunde zum Krankenhaus zurück begleitet, sodass nur noch wir vier hier waren. Ich war jedoch davon überzeugt, dass Jenna und Jack anderes im Sinn hatten, als sich zu unterhalten. Mit einem kleinen Nicken in die Richtung des verliebten Pärchens machte ich Adrian klar, dass wir uns langsam verabschieden sollten. Sein Blick flog kurz zu den beiden und er nickte stumm.

„Wir hauen dann mal ab", sagte Adrian und erhob sich, doch die Knutschenden ignorierten ihn. Mit einem verwirrten Ausdruck schaute er mich an, hielt mir die Hand hin und half mir auf. Ich zuckte mit den Schultern.

„Lass sie", murmelte ich und wir schlenderten durch den Garten, wobei wir noch einmal zurück blickten.

Wir schlossen das quietschende Gartentor hinter uns und traten auf die verlassene Straße. Zu meinem eigenen Bedauern merkte ich, dass ich ziemlich angetrunken war. Zwar war ich noch bei vollem Bewusstsein, doch ich war ziemlich mutig. Ohne große Bedenken hatte ich angefangen mich mit Adrian zu unterhalten und auch er schien das Geschehene vergessen zu haben. Selbst die Schmerzen des Tatoos spürte ich nicht mehr so extrem, wie vorher. Auch die Schmetterlinge in meinem Magen hatten den Abend bis jetzt überstanden.

Kein einziges Mal war ich rot angelaufen oder war Adrian ausgewichen.

„Ich hätte dir das nicht in der Kabine sagen sollen", hörte ich den schwarzhaarigen Jungen neben mir entschuldigend sagen.

Butterfly - Lerne FliegenWhere stories live. Discover now