Kapitel 13

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»Das macht vierzig Dollar, Sir«, teilte uns der Junge hinter dem Schalter mit. Gelangweilt kaute er laut schmatzend auf seinem Kaugummi herum und warf uns schiefe Blicke zu. Er war noch recht jung. Rote Locken ringelten sich um sein schmales längliches, von Sommersprossen übersätes Gesicht. Logan zückte sein Portemonnaie und warf ein paar Scheine auf den Tresen.

            »Dankeschön und viel Spaß«, lustlos ratterte er die Worte wie ein auswendig gelerntes Mantra herunter und schob uns die Tickets rüber. Logan nahm sie entgegen und drehte sich zu mir herum.

            »Logan, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist...«, warf ich zweifelnd ein. Was wenn uns jemand sah? Was wenn jemand von unserer Schule hier war und uns erkannte? Zwar schien es ziemlich abwegig, dass sich Mitschüler, oder gar Lehrpersonal ausgerechnet hier aufhielten, aber wenn ich eins gelernt hatte, dann die Tatsache, dass Gefahr hinter jeder Ecke lauerte.

Logan dagegen ignorierte meine Einwände und ging direkt rüber zum Schlittschuhverleih. Diesmal stand eine junge Frau hinter dem Schalter, sie war ungefähr in meinem Alter, womöglich auch ein paar Jahre älter. Sobald sie Logan erblickte, verzogen sich ihre Lippen zu einem breiten Lächeln und sie begann aufreizend mit ihrem blonden Haar zu spielen. Sofort verzog ich grimmig das Gesicht.

            »Hallo, Sir, welche Größe haben Sie denn?«, Sie stützte sich mit den Unterarmen ab und lehnte sich weit nach vorn, was freien Blick auf ihr Dekolleté gab. Welche Frau trug bei diesen Temperaturen weder Jacke noch Schal? Unglaublich. Doch als ich zu Logan blickte, bemerkte ich, dass die Flirtversuche des Mädchens keinerlei Wirkung auf ihn hatte. Er sah sie nicht einmal an. Stattdessen schaute er zu mir.

            »Welche Schuhgröße hast du?«, wollte er wissen.

            »Siebenunddreißig«, erwiderte ich. Logan nannte dem Mädchen unsere Größen und mit einem Augenzwinkern, das wohl mehr für Logan bestimmt war, verschwand sie kurz nach hinten.

            »Hör mal, Logan, ich bin mir nicht sicher, ob wir das wirklich...«, begann ich zu sprechen, aber er ließ mich nicht zu Wort kommen.

            »Mach dir bitte keine Gedanken.«

            Ich seufzte. »Dann lass mich wenigstens meinen Anteil bezahlen«, ich war bereits im Begriff in meine Jackentasche zu greifen, als seine Hand nach meinem Handgelenk griff. Seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Die Ansätze seiner Grübchen traten hervor.

            »Nein, Drea, lass mich das bitte für dich tun. Lass mich heute Abend einfach ein Mann sein, der eine junge Frau zum Schlittschuhlaufen einlädt«, seine Brauen zogen sich zu einer schmalen Linie zusammen und nachdenklich wanderte sein Blick zu Boden. »Ich habe mich wirklich mies benommen dir gegenüber und ich möchte das wiedergutmachen.«

            Ich schluckte schwer. Wie sollte das nur funktionieren? Einerseits wollte ich es. Ich wollte zusammen mit Logan über die Eisfläche gleiten, wollte diese Erinnerung mit ihm erleben. Aber wie sollte ich im Nachhinein damit fertig werden, ohne dass der Gedanke an diesen Abend mir das Herz brechen würde?

            Also brachte ich, Feigling wie ich war, das einzige Gegenargument hervor, das uns vielleicht davon abhalten konnte einen Fehler zu begehen.

            »Aber Logan, du bist mein Lehrer«, mit großen Augen blickte ich gebannt in die seine. Wartete darauf, dass er die ganze Sache sein ließ, obgleich ich mir instinktiv wünschte, dass er es nicht tat. Wie konnte Richtig und Falsch nur so verdreht sein? Wie konnten meine innerlichsten Sehnsüchte und Wünsche sich so richtig anfühlen und gleichzeitig der Inbegriff von Falsch sein?

Please don't leave meWhere stories live. Discover now