Kapitel 14

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Logan entführte mich in ein kleines Einkaufszentrum, das sich ganz in der Nähe der Schlittschuhbahn befand. Wir waren zu Fuß gegangen und schlenderten nun nebeneinander auf den Eingang des Einkaufszentrum zu.

Ich warf Logan einen Seitenblick zu. Seine Schönheit raubte mir wieder einmal den Atem. Sein goldenes Haar schaukelte im Takt des Windes und war von unzähligen Schneeflöckchen völlig durchtränkt und strähnig. Die Hände hatte er in seiner Jackentasche vergraben. Sein Blick war geradeaus in die Ferne gerichtet und vor seinem Mund formten sich durch die Kälte kleine weiße Atemwölkchen. Hinter ihm erstrahlte der Himmel in einem wunderschönen Dunkelviolett. Die Schneeflocken, die hinab rieselten wirkten von hier unten aus gesehen wie tausende und abertausende von Sternen.

Unterwegs hatte ich Logan von meiner Mum erzählt. Es tat unheimlich gut mit ihm darüber zu reden. Er war ein aufmerksamer Zuhörer, der mich auf eine bestimmte Art und Weise verstand, wie es niemand anderes tat. Ich fühlte eine tiefe Verbundenheit zu ihm und dieser Abend hatte sie noch mehr wachsen und sprießen lassen. Ich spürte, wie wir immer lockerer im Umgang miteinander wurden. Ein Teil dieser Anspannung, die immer wie eine unsichtbare Mauer zwischen uns stand, löste sich allmählich.

Als ich ihm von den seltsamen Angewohnheiten meiner Mum erzählte, insbesondere ihrer Vorliebe für diese dramatischen Telenovelas, die jeden Nachmittag im TV liefen, musste er sogar lachen. Er meinte es erinnere ihn an seine eigene Mutter. Es war der einzige Kommentar, den er in diesem Gespräch über seine Familie verlauten ließ. Doch es glich ohnehin schon einem Wunder, dass er mir überhaupt so viel anvertraut hatte, wo er doch im Normalfall niemals über sie sprach, ja, manchmal sogar ausfällig wurde, wenn ich danach fragte.

Niemals hätte ich gedacht, dass ich mit Logan so viel lachen konnte. Ich redete mit ihm an diesem Abend vermutlich sogar mehr, als ich es mit Danny in den zwei Jahren Beziehung jemals getan hatte.

Bereits von weitem konnte ich die massive Glasfassade der Shopping Mall ausmachen. Es war tatsächlich nur ein kleines Gebäude, was womöglich auch der Grund dafür war, dass ich noch nie hier war. Jedoch sah sie wirklich niedlich aus. Klein, aber fein.

Logan hielt mir die Tür auf. Ich lächelte ihn dankend an und trat ein. Von drinnen gefiel mir die Mall sogar noch besser.

Das erste, das mir ins Auge fiel, war ein riesiger, leuchtender Weihnachtsbaum, der in der Mitte der Halle prangte und dessen Spitze meterweit bis nach oben zu der hohen Glasdecke reichte. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, um bis ganz nach oben sehen zu können. Der dunkle Himmel schien durch das Glas hindurch und an einigen Stellen staute sich der Schnee.

Überall zierten geschmückte Tannengirlanden die Wände und Geländer. Kronleuchter hingen hinab und erfüllten den Center mit ausreichend Licht. Trotz dass die Mall recht spärlich erschien, war eine große Ansammlung von Menschen hier. Leute rauschten an mir vorbei, Familien, Pärchen. Die meisten von ihnen hatten Massen von Einkaufstaschen in den Händen und tätigten wohl schon Weihnachtseinkäufe.

Von überallher drang der Geräuschpegel an mein Ohr; die Klängen von Weihnachtsmusik, Gespräche der an mir vorbeigehenden Leute, das Lachen von Kindern. Ich spürte das pure Leben um mich herum. Die Vorfreude auf das alljährliche Fest der Liebe war hier drinnen beinahe schon mit den Händen greifbar.

»Wow«, hauchte ich. »Es ist wirklich schön hier.

»Ja«, stimmte Logan mir lächelnd zu, nachdem er sich ebenfalls umgeschaut hatte. »Komm schon, ich zeige dir wo es das beste Eis in ganz Seattle gibt«, wieder grinste er und bedeutete mir zu folgen.

Please don't leave meWhere stories live. Discover now