Kapitel 24

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Als wir nach einem langen Tag auf der Piste endlich wieder an unserem Hotel ankamen, war ich völlig erledigt. Mein Körper war vollkommen erschlafft und ich spürte die ersten Anzeichen eines Muskelkaters, der sich am nächsten Tag mit hoher Wahrscheinlichkeit ankündigen würde.

    »Mann, ich hatte ganz vergessen, wie anstrengend Snowboarden ist«, seufzte Poppy und pumpte die letzten paar Schlücke ihrer Wasserflasche ab.

    »Geht mir genauso«, stimmte ich ihr zu und bekam bei ihrem Anblick selbst einen großen Durst. Mein Mund fühlte sich von dem Sport trocken an. Drinnen angekommen besorgte ich mir erst einmal eine Wasserflasche, die ich innerhalb weniger Sekunden ausgetrunken hatte.

    Dann folgte ich Poppy und Ruby auf unser Zimmer. Die beiden stimmten zu, dass ich zuerst unter die Dusche hüpfen konnte. Also schnappte ich mir frische Kleidung und verkrümelte mich ins Badezimmer. Das heiße Wasser tat unfassbar gut und entspannte die vom Snowboarding ausgelasteten Muskeln. Am liebsten hätte ich noch Stunden unter dem heißen Strahl verbracht, doch ich wusste, dass die anderen beiden auch unbedingt den Schweiß und die Anstrengung des Tages abwaschen wollten. Also beeilte ich mich etwas.

    Anschließend zog ich in eine dunkle Jeans und einen kuschligen, weißen Oversize Pullover an. Da ich zudem im Winter immer furchtbar kalte Füße bekam, hatte ich mir extra meine braunen UGG Boots mitgenommen. Mit den schwarzen Converse würde ich bei der Kälte und dem Schnee ohnehin nicht weit kommen.

    Gerade als ich aus dem Bad herauskam und Poppy Bescheid geben wollte, dass sie nun an der Reihe war, klopfte es an unsere Zimmertür. Poppy und Ruby saßen nebeneinander auf Rubys Bett, mit dem Rücken zur Wand, und tuschelten über irgendetwas auf ihren Handys. Ich warf den beiden einen fragenden Blick zu.

    »Erwarten wir jemanden?«

    Ruby und Poppy schauten auf, schüttelten jedoch beide verneinend den Kopf, ehe sie sich wieder ihren Smartphones zuwandten. Achselzuckend drehte ich mich herum und öffnete die Tür.

    »Timmy, was machst du denn hier?«, überrascht schaute ich ihn an.

    »Hey«, erwiderte er meine Begrüßung und sah unsicher zu mir auf. »Ich ehm... Ich wollte mit Poppy sprechen. Ist sie hier?«

    Für ein paar Sekunden starrte ich ihm einfach nur verblüfft in die Augen, bis ich begriff, was er mich soeben gefragt hatte. Endlich wagte einer der beiden mal den ersten Schritt!

    »Ehm ja natürlich. Sie ist da.«

    Ich drehte mich zu Poppy um, die Timmys Anwesenheit noch gar nicht bemerkt hatte und weiterhin mit Ruby über etwas kicherte.

    »Poppy, Timmy ist hier«, rief ich über meine Schulter und öffnete die Tür ein Stückchen weiter, sodass Poppy ihn im Türrahmen stehen sehen konnte. Sie blickte von ihre iPhone auf und man konnte ihr das Entsetzen regelrecht am Gesicht ablesen. Damit hatte sie nicht gerechnet.

    »Hi«, hörte ich Timmy hinter mir sagen. Er vergrub die Hände in den Jeanstaschen und starrte nervös zwischen Poppy, Ruby und mir hin und her.

    »Hi«, erwiderte Poppy und starrte ebenso zaghaft zu ihm zurück. Danach herrschte, wie vorhin an der Piste schon, absolute Stille. Die Spannung, die zwischen den beiden in der Luft lag und den gesamten Raum erfüllte, war beinahe schon mit Händen greifbar. Ruby und ich warfen uns bedeutungsvolle Blicke zu.

    »Timmy, was wolltest du nochmal?«, versuchte ich ihn an sein Vorhaben zu erinnern, da ich befürchtete, er könnte jeden Moment auf dem Absatz umkehren und schreiend davon laufen.

    Timmy riss sich von Poppy los und sah mich verständnislos an, als hätte ich gerade Chinesisch gesprochen. Ich deutete mit dem Kopf erwartungsvoll in Poppys Richtung, um ihn darauf hinzuweisen, weshalb er erst gekommen war.

Please don't leave meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt