Kapitel 27

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»Ich ...«, gerade als ich die Lippen öffnete, um etwas zu erwidern, ging die Badezimmertür auf und Poppy erschien in meinem Blickfeld. Sie trug einen rosa Pyjama, der mit kleinen Pandagesichtern bedruckt war. An ihrem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass sie Rubys Frage mitbekommen hatte. Grinsend schossen ihre Brauen in die Höhe und sie verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.

»Na was soll sie draußen bei diesen Temperaturen schon getrieben haben? Sie heißt nicht Ruby Roberts und knutscht draußen heimlich im Gebüsch herum«, Poppy warf mir einen belustigten Blick zu. »Stimmts?«

Sofort versteifte sich mein Körper und ich erstarrte zur Salzsäule. In meinem Hals entstand ein Kloß, den ich herunter zu schlucken versuchte. Ohne es verhindern zu können, schossen mir Erinnerungen an den Kuss mit Logan ins Gedächtnis. Seine Lippen auf meinen. Sein heißer Atem, der meine Wange streifte. Sein athletischer Körper, der sich gegen meinen presste. Eine verräterische Röte legte sich über meinen Wangen, denn absurder Weise hatte Poppy genau ins Schwarze getroffen. Eigentlich hatte sie einen Witz machen wollen, doch die Ironie des Schicksals trieb wieder einmal sein grausames Spiel mit mir. Dies war der Moment in dem Poppys Augen so groß wie zwei Unterteller wurden. Sie starrte mich an, als wäre mir plötzlich ein zweiter Kopf gewachsen. Schnell huschte mein Blick rüber zu Ruby, um herauszufinden, ob sie anhand meiner Reaktion etwas erahnte. Doch Gott sei Dank war Ruby viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Denn offenbar fühlte nicht nur ich mich von Poppys Worten angesprochen. Rubys hochroter Kopf und der ausweichende Blick, der nun beschämt zu Boden gerichtet war, verrieten sie.

Poppy, die sich schnell wieder gefangen hatte, räusperte sich lautstark und ging auf Ruby zu, jedoch nicht, ohne sich noch einmal zu mir umzudrehen und ein stummes Ernsthaft? mit den Lippen zu formen. Ich biss mir auf die Unterlippe und zuckte lediglich entschuldigend mit den Schultern.

Poppy ließ sich neben Ruby aufs Bett sinken und legte ihr mit einem gehässigen Grinsen einen Arm um die Schulter.

»Na, erzählst du uns wie gut Madison küssen kann?«, Poppy hielt kurz inne und schürzte die Lippen. »Oder war es vielleicht mies gewesen? Mies im Sinne von sie sabbert und hat fürchterlichen Mundgeruch? Diese Variante wäre zwar schrecklich für dich gewesen, aber sie würde mich dennoch mit Schadenfreude erfüllen und selbstverständlich würde ich nicht morgen direkt beim Frühstück durch den Saal brüllen, dass Madison Lively einen verstärkten Speichelfluss hat und aus dem Mund nach Scheiße stinkt. Also los, erzähl uns von eurem Treffen!«, Poppy schenkte Ruby ein falsches, aufgesetztes Lächeln. Ich dagegen konnte nicht anders, als loszuprusten.

Arme Ruby. Zwar war ich somit vorerst aus dem Schneider, doch dafür durfte sie nun eine folternde Inquisition á la Poppy über sich ergehen lassen.

»Erstens; sie sabbert nicht, noch hat sie Mundgeruch«, Ruby verzog grimmig das Gesicht und schüttelte Poppys Arm ab. »Und zweitens; warum glaube ich dir nicht?«

»Weil du weißt, dass Madison und ich die besten Freundinnen sind«, erwiderte Poppy ironisch und kicherte in sich hinein.

»Moment mal«, fiel ich den beiden ins Wort. »Heißt das etwa, dass ihr euch geküsst habt?«, erstaunt hob ich die Brauen und schaute zu Ruby rüber. Überraschung machte sich auf meinem Gesicht breit, als mein Gehirn die Information verarbeitete.

»Ja, das haben sie«, Poppys Lippen wollten gar nicht mehr aufhören zu grinsen. »Ich habs' aus ihr heraus gekitzelt. Aber sie will mir nicht mehr erzählen. Stattdessen hat sie sich ins Bett verkrümelt und auf Durchzug gestellt. Wusstest du, dass sie neuerdings schüchtern ist?«

Ruby rammte Poppy den Ellbogen in die Rippen. »Hey, das ist nicht wahr! Ich möchte es nur nicht an die große Glocke hängen. Madison ist sich ihrer Gefühle eben noch nicht so sicher. Es ist das erste Mal für sie, dass sie sich mit einer Frau trifft.«

Please don't leave meOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz