Kapitel 3 ~ His eyes

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L O U I S

"Hi, ich bin Liam." sagte der Junge, der neben mir saß.

Er schien sehr nett zu sein, aber man konnte sich in Menschen täuschen. Das hatte ich schon früh gelernt, oft konnte man niemandem vertrauen. Jeder könnte in Wirklichkeit ein absoluter Idiot sein. Auch früher war es mir nicht anders gegangen, die Leute in meiner Schule waren nett zu mir gewesen. Sie taten so, als wäre ich ihr Freund, doch ich war es nie gewesen. Hätten sie mich wirklich gemocht, dann hätten sie nach dem Autounfall nach mir gefragt, aber das hatte nur einer getan.

Flo war immer mein bester Freund gewesen. Er hatte mir Nachrichten geschickt und mich besucht, doch ich wollte ihn nicht mehr sehen. Immer wenn er da war, habe ich meine Mutter ihn wegschicken lassen. Es war aus Angst, denn ich hatte Angst nicht akzeptiert zu werden. 

Doch hier wollte ich alles anders machen, hier sollte man mich als normalen Menschen akzeptieren. Ich wollte mich nicht mehr verstecken.

"Ich bin Louis." gab ich zurück. Er nickte mir noch einmal freundlich zu, ehe er dann wieder nach vorne sah und dem Unterricht folgte.

Ich war an normalen Unterricht nicht mehr richtig gewohnt, schließlich hatte ich zwei Jahre Privatunterricht gehabt. Doch schnell konnte ich mich wieder einleben und der Unterricht mit anderen zusammen war auch viel besser als nur alleine.

Das Ende der Stunde kam immer näher, denn so langsam wurden die ganzen anderen Schüler unruhig. Ich hatte etwas Angst vor der Pause.

Was wäre wenn ich ganz alleine sein müsste? Das wollte ich nicht, ich wollte doch Freunde finden. Doch was wäre, wenn mich keiner kennenlernen wollte? Sie mussten mir wenigstens eine Chance geben. Eine Chance um zu zeigen, dass ich gar nicht unbedingt anders war.

"So Klasse, wer von euch würde gerne Louis in der Schule rumführen?" fragte Herr Elsner in die Klasse. Er war gruselig, konnte er Gedanken lesen?

Ich sah mich in der Klasse um und nicht wirklich hatte irgendwer die Lust dazu. Damit hatte ich doch schon genrechnet. Alle hier kannten sich wahrscheinlich schon lange und wollten mich nicht dabei haben.

"Ich möchte Louis alles zeigen.", rief Liam neben mir grinsend.

Meine Angst kam aber trotzdem wieder auf. Was war, wenn er mich nur rumführte, weil es kein anderer machen wollte und er nicht wollte, dass ich mich schlecht fühlte? Das wäre auch nicht das, auf das ich hinaus wollte. Ich wollte doch nur Freunde finden, doch anscheinend wollte niemand hier mit mir befreundet sein.

"Okay Liam, dann wirst du das gleich machen. Zeig Louis doch alle wichtigen Sachen hier an der Schule.", meinte Herr Elsner und Liam nickte ihm zu.

Dann klingelte es zum Stundenende und die meisten Schüler verließen relativ schnell das Klassenzimmer. Ich musste seufzen, sie alle konnten laufen und schätzten es nicht. Sie sahen es alle als ganz normale Sache an, doch es war eine Gabe, die man zu schätzen lernen sollte.

"Komm, Louis.", sagte Liam und holte mich somit aus meinen Gedanken und ich nickte ihm schnell zu.

Er fing an zu gehen und ich fuhr ihm hinterher. Wir kamen auf den Flur und er hielt kurz an und drehte sich zu mir um. Erst jetzt fielen mir seine wunderschönen braunen Teddyaugen auf, die mich lieb ansahen. Ich könnte seine Augen stundenlang ansehen, sie waren so wunderschön. Wunderschön? Was dachte ich da eigentlich?

"Soll ich dich vielleicht schieben?", fragte mich Liam sanft.

"Nein, dass musst du nicht.", gab ich zurück.

"Aber ich möchte dir irgendwie helfen.", meinte er kleinlaut.

"Das musst du aber wirklich nicht tun. Zeig mir einfach die Schule, dass reicht völlig.", sagte ich ihm.

If I had one wish ➸ LiloWhere stories live. Discover now