Royal Bad Boy [boyxboy]

Kapitel 2 - Crazy

Cayden hat mir vorhin eine Adresse in der Nähe seines Zuhauses geschickt, damit wir uns treffen können. Endlich.

"Tschau Maisie", sage ich zu ihr als ich gerade gehen will, doch sie packt mich am Arm. "Halt! Wo gehst du hin?"

Mist. Nicht gut, gar nicht gut. Ich schaue nachdenklich nach oben. Jetzt brauche ich dringend eine Ausrede. Wenn jemand eine hat, nehme ich sie gerne. Ich kann ihr ja kaum sagen, dass ich mich mit jemandem aus dem Tanzkurs treffe, der dazu noch Cayden White ist. Und irgendwas in meinem vollkommen verrückten und kleinen Kopf hat Hoffnungen, dass zwischen uns etwas zu Stande kommt und ich bin gerade erst dabei mir selbst darüber im Klaren zu werden. Damit würde ich Maisie zerstören und ihr gesamtes Weltbild gleich mit. Das kann ich nicht bringen, sie ist meine beste Freundin.

"Ich muss noch ein paar Bücher kaufen. Ich bin dann ja in der Stadt bin kann es ein Weilchen länger dauern", erkläre ich und hoffe, dass sie meine Lüge schluckt.

Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange. "Lass dir ruhig Zeit, Schatz."

Himmel, ja! Ich habe es geschafft. Jetzt verabschiede ich mich von meiner Freundin. Das Wort 'Freundin' hört sich irgendwie ziemlich seltsam an. Es ist irgendwie eigenartig. Nervös und versuchend nicht aufzufallen, begebe ich mich zur Angel Station, der Underground-Station, die fast neben unserem Apartment ist. Dort angekommen suche ich mir eine sinnvolle und passende Verbindung heraus um zu der besagten Adresse zu kommen. Schon nach einigen Minuten steige ich in die U-Bahn, die mich hoffentlich in die richtige Richtung bringt. Zum Glück erreiche ich nach kurzer Zeit und mehrmals Umsteigen Bethnal Green. Ab hier ist es ein Kinderspiel die Adresse zu finden. Es ist ein kleines Straßencafé in einem der ärmeren Viertel Londons. Und ich bin früher hier als erwartet. Trotzdem müsste Cayden demnächst hier antanzen. Hach, warum bin ich nur so aufgeregt? Ich meine es ist nur Cayden White; oder vielleicht ja gerade weil er Cayden White ist.

Nach einer viertel Stunde ist er immer noch nicht hier. Auch nach zwanzig Minuten nicht. Was wenn ihm etwas passiert ist? Nein. Ich wurde einfach nur von ihm versetzt, so wie es Leute wie Cayden eben tun. Trotzdem schaue ich voller Hoffnung auf mein Handy. Vielleicht hat er ja doch eventuell irgendwas geschrieben. Fehlanzeige. In der Hoffnung noch irgendwas von ihm zu hören, schreibe ich ihm eine WhatsApp, in der ich ihm mitteile, dass ich jetzt nach Hause gehe. Die Nachricht wird zwar unverzüglich durchgestellt, aber Cayden liest sie nicht. Kein Wunder, wenn er einfach nur keinen Bock auf mich hat. Als ich dann, den Tränen nahe, in meiner U-Bahn sitze, schaue ich nochmals auf mein Handy. Warum heule ich jetzt? Ich will nicht, dass es aus ist, bevor es überhaupt angefangen hat. Von was auch immer ich hier rede.

Mittlerweile leuchten sogar die beiden Häkchen blau und Cayden hat die Nachricht gelesen. Doch aus irgendwelchen Gründen hält er es wohl nicht für nötig mir zu antworten, nicht mal ein kleiner kurzer Text in dem er sich entschuldigt. Vielleicht ist er doch nicht so anders wie ich dachte und ich habe es falsch einschätzt, dass er doch anders ist.

***

Es ist wieder Mittwoch und das heißt Tanzkurs für mich. Irgendwie will ich Cayden nicht gegenübertreten, nicht nach letztem Wochenende. Ehrlich gesagt habe ich Angst, dass er mich ignoriert. Ein paar Sekunden lang, voller Gefühlschaos habe ich die Hoffnung, dass Cayden nicht kommt, doch dann öffnet sich die Glastür und die Person, um die meine Gedanken seit einer Woche ständig kreisen, tritt ein. Irgendwas ist heute anders an ihm. Anders und irgendwie besser. Er trägt seine schwarze Lederjacke nicht. Ich habe ihn glaube ich schon zu Schulzeiten noch nie ohne dieses Ding gesehen. Da stimmt was nicht, ich spüre es. Trotzdem versuche ich ihn den Rest der Tanzstunde strikt zu ignorieren, doch so sehr ich mich auch anstrenge, fühle ich mich immer wieder gezwungen, einen Blick auf ihn zu werfen. Warum Kopf, warum? Können er und ich nicht einfach getrennte Wege gehen, sodass ich ihn vergessen kann und mit ihm auch die gigantische Blamage vom Wochenende? Ich weiß nicht, was mit mir los ist, warum ich so neben der Spur bin und jedes einzelne Mal, wenn Cayden mit einem anderen tanzt, versetzt das meiner Brust einen heftigen und qualvollen Stich. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, ich bin für ihn bestimmt, oder zumindest, dass es sich so anfühlt, aber um eins klarzustellen: Ich glaube nicht an sowas. Bestimmung, Liebe auf den ersten Blick und so. Und ich hab noch nichtmal wirklich für mich ganz sicher herausgefunden, ob ich auch auf Männer stehe. Definitiv hab ich eine Freundin. Zumindest halte ich an diesem Gedanken fest. Noch. Da scheint nämlich gerade etwas in eine komplett andere Richtung zu führen. Wow, was geht da nur in meinem Kopf vor, ich muss mich anhören, wie ein völlig Verrückter.