Kapitel 11 - Issues

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Wir erreichen die Straße, in der das Haus meiner Eltern liegt. Zum Glück fährt Cayden, denn so nervös, wie ich gerade bin, und so, wie ich im Autositz auf und ab wippe, bin ich das reinste Verkehrsrisiko und hätte bestimmt schon längst einen Unfall gebaut.

"Wir gehen da jetzt rein und alles wird gut", sagt Cayden während er parkt. "So lange wir ihnen nicht sagen, wer ich bin, wird das sicher schon, immerhin ist es 2017. Ehe für alle und so ist ja jetzt nicht mehr ganz so unverbreitet und es wird anerkannt. Und wenn deine Eltern deine Entscheidung und deine Gefühle nicht akzeptieren... Heilige Scheiße, was soll 's! Zeiten haben sich geändert und Karen und Scott sollen mal nicht so verkrampft sein. Außerdem sollen sie mir dann mal auch nur ein einziges, vernünftiges Argument gegen gleichgeschlechtliche Liebe nennen! Und die Bibel zählt nicht, das steht es nicht mal richtig drin, man interpretiert es nur so. Außerdem steht in der Bibel auch von diversen Dingen für die man getötet werden sollte, obwohl die aus der heutigen Sicht ganz harmlos..."

"Ist gut." Ich habe genug gehört. Er hat Recht. Das ist wenigstens etwas beruhigend.

"Wir schaffen das. Ich bin bei dir, alles wird gut." Cayden streichelt liebevoll meine Schulter und hält mit der anderen Hand meine fest umschlungen.

"Okay." Ich hole nochmal tief Luft, bevor ich die Autotür öffne. "Bereit."

Gemeinsam mit Cayden gehe ich zur Tür und klingele. Der Moment der Wahrheit nähert sich in großen Schritten.

"Ich komme!" Durch die dicke Haustür klingt die Stimme meiner Mutter dumpfer als sonst. Ein Schlüssel dreht sich und kaum einen Augenblick später steht Mum vor uns. Sie strahlt vor Freude. "Shawnie! Was machst du denn hier, mein Junge?" Dann wandert ihr Blick zu Cayden. "Hallo, Cayden! Schade, dass du uns letztes Mal so früh verlassen musstest. Schön, dich wiederzusehen!"

Etwas steif umarmt er meine Mutter. "Freut mich, wieder hier zu sein, Karen!"

Mit aufgesetztem Lächeln folgt er mir und Mum ins Wohnzimmer. Es versetzt meiner Brust einen leichten Stich, dass Cayden eine eher kritische Einstellung gegenüber meinen Eltern hat.

Dad sitzt auf dem Sofa und schaut Fußball. Als er uns sieht winkt er uns freudig zu.

"Schau' mal, wer hier ist, Scott!" Mum nimmt die Fernbedienung und schaltet den Fernseher aus. Mein Vater steht auf und umarmt Cayden und mich. "Shawn, mein Kleiner! Cayden! Was treibt euch denn hierher?"

"Ich muss mit euch über etwas sprechen." Es ist gesagt oder wohl eher angekündigt. Jetzt gibt es kein zurück mehr. Oh Gott, wie soll ich das nur schaffen? Es muss doch etwas geben, dass mich ruhiger werden lässt. Der einzige Gedanke, der mir kommt, ist Cayden. Ich stelle mir vor, wie ich ihn küsse. Zu meinem Glück funktioniert es. Sofort werde ich entspannter. Dummerweise hat das ganze die Nebenwirkung, dass ich nun das Verlangen habe, ihn hier und jetzt in echt zu küssen. Leidenschaft, Intensität, Emotionen... Halt! Nicht abschweifen, ich muss mich auf das Wesentliche konzentrieren.

Wir setzen uns alle hin.

"Was ist denn los, Liebling?" Mum ist sofort besorgt.

"Ich..." Ich schaffe es nicht, weiter zu reden und stoppe sofort wieder, nachdem ich den Satz angefangen habe. Was, wenn ich es doch nicht hinbekomme, es ihnen zu sagen? Was, wenn doch und sie verstoßen mich?

Cayden räuspert sich. "Shawn, es ist nichts Schlimmes. Sag' es einfach."

Danke. Durch den Klang seiner Stimme und durch seine Worte sind alle Sorgen fast wie vergessen. Ich bin bereit und habe endlich genug Vertrauen in das Universum. Jetzt bin ich mir sicher, dass ich es schaffen werde und die ganze Sache ein Happy End bekommen wird.

Royal Bad Boy [boyxboy]Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang