Mrs. Wend

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"Also, bis Montag schreibt ihr mir einen fünf seitigen Aufsatz über Gründe der Armut in Indien."
Sagte ich und all meine Schüler stöhnten.

Vielleicht erst einmal etwas zu mir. Ich bin Eva Wend und unterrichte Englisch an der Good High. Ich liebe meinen Job, aber es gibt immer diese Schüler, die einem den Job erschweren.

Ein perfektes Beispiel dafür ist Percy Jackson, der Stiefsohn meines Kollegen Paul Blofis. Er schafft es irgendwie ein B das ganze Jahr zu halten, obwohl er in meinem Unterricht nie aufpasst.

Er tut fast so, als wäre es nicht wichtig einmal macbeth von Shakespear gelesen zu haben. Jeder braucht das!

Wie auch immer. Es war ein Freitag und ich machte schon früher, da ich noch einmal schnell nach Hause musste, um mich für den lehrerabend bereit zu machen.

Dieser würde heute bei Paul Blofis stattfinden und ich würde seine Frau treffen, von der er immer erzählt.

Aber leider auch Percy.

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Pünktlich um 6 Uhr klopfte ich an der Tür von Paul Wohnung. Ich wartete ein paar Sekunden bevor die Tür geöffnet wurde.

Ich fand mich einer Frau Anfang 40 gegenüber. Sie hatte braune Haare, warme blaue Augen und falten im Gesicht, die durch zu viel Lächeln entstanden sein mussten.

"Hi ich bin Sally. Ihr müsst Eva sein. Alle anderen sind schon da. Kommt rein."

Ich bedankte mich bei ihr und ging in das Wohnzimmer. Dort sah ich Percy. Doch was mich überraschte war, dass er mit zwei kleinen Mädchen spielte.

Das eine Mädchen hatte blonde Haare. Das Andere hatte, wie Paul, sandfarbene Haare. Die Augen konnte ich nicht erkennen, da beide an Percy herumkletterten und ihn augenscheinlich zu Boden ringen.

Alle drei lachten und in diesem Moment stellte sich Sally neben mich
"Süß, nicht wahr?"

Ich nickte nur
"Das Mädchen mit den sandfarbenen Haaren ist meine und Pauls Tochter Emily. Das mädchen mit den fast schon goldenen Haaren ist Percys Tochter Zoe."

Stop Stop Stop. Tochter? Percy? HÄÄÄ?
"Sally, kann ich dich mal in ruhe was fragen?"

Sie nickte und führte mich in ein kleines Nebenzimmer. Dort konnte ich es nicht mehr in mir halten
"Percy hat eine Tochter? Er ist gerade einmam 20 Jahre alt. Wie konntet ihr so etwas zulassen?"

Noch bevor sie antworten konnte kam eine neue Stimme ins Spiel
"Warum reden sie nicht mit mir darüber?"

Ich drehte mich um und sah Percy im Türrahmen stehen. Ich schluckte
"Es ist nicht zu verantworten mit 20 ein kind zu haben."

Percys Augen wurden dunkler.
"Ich bin 24 Jahre alt. Zoe ist vier jahre alt und glauben sie nicht, dass ich weiß ob ich eine tochter haben darf oder nicht? Wissen sie eigentlich irgendwas über mich?"

Seine Augen wurden dunkler und seine Stimme nahm etwas bedrohliches an. Ich schluckte und konnte nur mit den Kopf schütteln.

"Nun, ich bin ein schwimmer bei den olympischen Spielen. Ich versuche mich auf die Meeresbiologie zu konzentrieren, womit ich später arbeiten möchte. Meine Verlobte ich die Cheffin von AJ Architekt. Ich habe Dyslexia, ADHS und leite unter PTSD. Ich wurde von meiner Tante entführt und anschließend gefoltert."

Hierbei zog er sein Shirt aus und ich sah einen Körper voller Narben. Mein Gesicht verlor etwas an Farbe

"Also wagen sie es nicht mich zu kritisieren, wenn sie nichts über mich wissen."

Es herrschte schweigen. Scham kam in mir hoch. Ich, als pädagogische Instanz, hatte jemanden diskreditiert ohne die Geschichte zu kennen.

Doch noch bevor ich mich entschuldigen konnte fragte eine junge mädchenstimme
"Dada?"

Blitzschnell drehte sich Percy um und sein Gesichtsausdruck wurde liebevoll. Er kniete sich hin und öffnete die Arme.

Sofort rannte Zoe in seine Arme und umarmte ihn. Ohne sich umzudrehen hob Percy sie hoch und marschierte aus dem Raum.

Etwas unentschlossen blieb ich noch stehen und erschrak fast, als Sally mir eine Hand auf die Schulter legte.

"Machen sie sich keinen Kopf. Er wird ihnen verzeihen, das tut er immer."

Ich bedankte mich und ging nun zu meinen Kollegen, welche schon auf mich zu warten schienen. Das konnte dauern.     -.-

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Es hatte gerade acht Uhr geschlagen, als Sally rief, dass das essen fertig sei. Wir alle schnauften einmal durch, denn so eine Besprechung war schon extrem langatmig.

Jeder setzte sich hin, doch mir fiel auf, dass Percy und die Kinder fehlten. Als ich Sally darauf ansprach meinte sie nur lächelnd

"Die drei sind oben und spielen. Außerdem habe ich ihnen schon etwas raufgebracht."

Ich bedankte mich und schaute leicht irritiert auf das Essen. Es war blau. -.-
Blaue Kartoffeln, blaues Fleisch, und blaues Gemüse.

Am Tisch schaute ich mich um und sah, dass es meinen Kollegen nicht besser erging. Aber Sally rettete die Situation, indem sie uns über die Geschichte aufklärte.

Als wir dann mal anfingen zu essen waren wir begeistert. Das essen schmeckte fabelhaft. Als es dann noch zum Nachtisch diese blauen Muffins gab brachen alle dämme. Jeder riss sich darum so viele wie möglich zu bekommen.

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Es war schon 11 Uhr, als Zoe runter kam und mit besorgten Blick zu Sally rannte. Hektisch flüsterte sie ihr etwas ins Ohr, worauf sich Sally sofort entschuldigte und ein Handy aus ihrer Tasche zückte.

Zoe folgte ihr und auch Emily, welche mittlerweile aus dem oberen Stock kam.

Schnell besprachen wir die Themen zu Ende, (Paul drängte ein wenig) und die meisten gingen dann.

Am Schluss war nur noch ich da als es geschah. Von einer auf die andere Sekunde ging ein Geschrei los. Total verängstigt schaute ich zu Sally, welche nervös zur Tür starrte.

Nur Sekunden später trat ein blondes Mädchen fast die Tür ein und rannte die Treppe hoch. Eine Minute später war der Alptraum vorbei.

Ich blickte zu Paul und er erklärte mir, dass dies Annabeth, Percys Verlobte gewesen sei. Nur sie könne Percy aus seinen Träumen rausziehen  und andersherum.

Schließlich kamen beide runter und die kleinen Mädchen rannten mit Tränen zu ihm.

Er flüsterte ihnen etwas ins Ohr und schon bald fingen sie an zu kichern. Wer hätte gedacht, dass Percy so ein guter Vater/Bruder ist? Vorallem in einer solchen Situation?

Schließlich fasste ich meinen mut zusammen
"Percy, es tut mir leid was ich gesagt habe. Bitte verzeih mir."

Er lächelte mich und meinte
"Natürlich Mrs. Wend. Bitte entschuldigen sie mich jetzt, ich muss mich ausruhen."

Damit gingen Percy, Annabeth und die Mädchen nach oben. Nun verabschiedete ich mich auch und fuhr nach Hause.

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In der folgenden Zeit versuchte ich meine Schüler besser kennen zu lernen, um ihnen bessere Tipps geben zu können, damit sie besser in meinem Unterricht werden können.

Mit Percy und Annabeth führte ich noch ein langes Gespräch und ich musste feststellen, dass Percy einer der besten Menschen ist, den ich jemals getroffen habe.

Ich musste feststellen, dass Noten nichts Aussagen. Percy hat es geschafft trotz all seiner Tiefen ein gutes Leben erreichen. Und was will man mehr?


Peace out

Percabeth one shotsWhere stories live. Discover now