Kapitel 7

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Harry PoV

Gähnend verließ ich mein Abteil und sah mich um. Es war ein langer Tag gewesen und ich wollte mit meinen Kollegen noch ein wenig zusammen sitzen. Als ich meinen Blick schweifen ließ, sah ich Matt vor Avas Abteil stehen. Er sah frustriert aus und schob seine Hände in die Taschen seiner Jeans. Was hatte er bei Ava gemacht, fragte ich mich. Ich hatte immer den Eindruck, als könnte Matt sie nicht ausstehen. Ich ging auf ihn zu. Matt war in Gedanken versunken und bemerkte mich erst, als ich direkt vor ihm stand. "Harry, hi" sagte er und fuhr sich durch sein Haar. "Hey Matt. Warst du bei Ava?" fragte ich neugierig. Er nickte. "Wir haben uns zufällig im Einkaufszentrum getroffen und ich habe ihr geholfen ihre Einkäufe zu tragen". Ich schaute ihn skeptisch an "Sie hat sich helfen lassen?" Er nickte wieder und seufzte dann. "Aber besonders viel unterhalten haben wir uns nicht. Sie ist nicht gerade gesprächig"- Er grinste mich schief an. "Gehst du mit etwas trinken Harry?" fragte er dann. Ich dachte kurz nach und fasste einen Entschluss. "Ich komme nach. Muss nur noch etwas erledigen" Er sah mich an und schien sich zu wundern. "Ok dann bis später" sagte er und ging weiter. Ich wartete kurz und ging dann zu Avas Abteil rüber um zu klopfen. Gerade als ich die Hand heben wollte, hörte ich Musik von drinnen und im nächsten Moment hörte ich einen lauten Knall, als wäre etwas zerbrochen. "Ava?" rief ich und klopfte an die Tür. Sie reagierte nicht und nachdem ich mehrfach geklopft hatte, wurde die Musik lauter gestellt und ich gab es auf. Seufzend machte ich mich auf den Weg zum Catering, wo wir uns oft Abends trafen um zu reden, zu trinken und essen oder um Musik zu machen. Auch an diesem Abend hatten einige ihre Gitarren mitgebracht und spielten. Ich versuchte nicht weiter an Ava zu denken und setzte mich zu den Anderen.


Ava PoV

Nachdem Matt gegangen war, hatte ich Musik angemacht um mich abzulenken. Die Musik war melancholisch und so kamen meine Gedanken und Ängste wieder. Sobald ich die Augen schloss, war Tom da. Ich konnte seine betrunkene Stimme hören, die Vorwürfe und Beschuldigungen. Verzweifelt griff ich nach einer Flasche Wodka, die ich ebenfalls gekauft hatte und trank einen Schluck. Aber auch nach mehreren tiefen Schlucken, ging er nicht aus meinem Kopf. Ich nahm die Flasche und warf sie mit voller Wucht an die Wand. Sie zerschellte und ich sank weinend zu Boden. Im nächsten Moment klopfte es an die Tür. Ich wollte niemanden sehen und saß still da, während die Tränen über mein Gesicht strömten. Nach mehrmaligen Klopfen, stellte ich die Musik lauter und hoffte, derjenige würde gehen. Ich rollte mich auf dem Boden zusammen und hörte nur noch auf die Musik. Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn als die Augen aufschlug, war es bereits dunkel. Mühsam rappelte ich mich auf, darum bemüht nicht in die Scherben zu fassen. Ich ging ins Bad und schaute in den Spiegel und stellte fest, dass mein Make up nur wenig verschmiert war. Bitter lachte ich auf als ich die Tränenspuren wegwischte. Ich ging zurück und sah mich um. Überall Scherben und es roch nach Alkohol. Ich musste raus hier, also schnappte ich mir meine Jacke und verließ das Abteil. Draußen atmete ich tief durch und sah auf die Uhr. 2 Uhr morgens. Die Chancen das ich jemanden traf, waren gering, also lief ich über den großen Platz, ohne Ziel. Schließlich kam ich zu dem großen Wagen, wo das Catering gereicht wurde und spähte vorsichtig hinein. Es war niemand zu sehen und ich betrat den Raum. Ich sah mich unschlüssig um und mein Blick blieb an einer Gitarre, die an eine Wand gelehnt stand hängen. Vorsichtig nahm ich sie in die Hand und ließ die Finger darüber gleiten. Ich sah zur Tür, aber da war niemand und so setzte ich mich mit der Gitarre auf einen Stuhl und fing an zu spielen.


Matt PoV

Ich lag im Bett und versuchte zu schlafen, aber es gelang mir nicht. Ständig musste ich an Avas blauen Augen denken. Genervt drehte ich mich auf die andere Seite und versuchte an etwas anderes zu denken. Der Abend war lustig gewesen und sie hatten viel gelacht. Ich hatte meine Gitarre mitgenommen und irgendwann spielte ich einige Lieder. Meine Gitarre, schoss es mir durch den Kopf. Ich hatte sie liegen gelassen, was nicht weiter schlimm war, aber da ich sowieso nicht schlafen konnte, könnte ich sie auch holen. Vielleicht würde ein kleiner Spaziergang helfen, um dann schlafen zu können. Also rappelte ich mich auf und zog eine Jogginghose und ein Sweatshirt über, dann schlüpfte ich in meine Boots und ging vor die Tür. Es war kalt, also ging ich schnellen Schrittes zum Cateringwagen hinüber. Ich wollte gerade die Tür aufstoßen, als ich jemanden singen hörte. Es war eine sanfte Stimme und sie wurde von einer Gitarre begleitet. Ich kannte das Lied und mochte es, es war Call on me. Vorsichtig öffnete ich die Tür und spähte hinein. Was ich dort sah, machte mich sprachlos. Dort saß Ava und spielte mit geschlossenen Augen auf meiner Gitarre und sang dazu. Ihr Gesichtsausdruck hatte die harten Züge verloren und sie sah entspannt aus. Ich konnte sie nur noch anstarren, denn sie sah schön aus und auch ihre Stimme berührte mich. Bevor ich wusste, was ich tat, hatte ich die Tür aufgestoßen und war näher gegangen. Fasziniert beobachtete ich Ava wie sie sanft, fast zärtlich über die Saiten meiner Gitarre fuhr. Als das Lied endete, stand ich fast vor ihr und sie zuckte erschrocken zusammen, als sie die Augen öffnete und mich erblickte. Sie war blass geworden und stand auf. Wortlos ging sie auf mich zu und unsere Blicke verhakten sich ineinander. Mein Herz schlug schneller. Was war nur los mit mir? Sie blieb vor mir stehen und ich konnte sehen, dass sie geweint hatte. Ich wollte sie gerne in den Arm nehmen aber sie drückte mir die Gitarre in die Hand und lief aus dem Raum. Ich starrte ihr nach und wollte hinter ihr her, aber ich bewegte mich nicht. Nach einer Weile nahm ich meine Gitarre unter den Arm und ging zurück. Sofort als ich im Bett lag, fiel ich in einen traumlosen Schlaf.

Queen of IceWhere stories live. Discover now