Kapitel 20

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Matt PoV

Wir fielen zusammen in den See und ich hörte Ava noch entsetzt nach Luft schnappen. Prustend kam ich wieder nach oben und fuhr mir durch die nassen Haare. Ich sah mich nach Ava um und konnte sie nicht entdecken, also drehte ich mich im Kreis und ließ meine Augen über das Wasser schweifen. Einige Meter neben mir sah ich Luftblasen aufsteigen und plötzlich sah ich sie auftauchen. Erleichtert schwamm ich zu ihr, aber sie hatte mir den Rücken zugedreht. "Ava?" fragte ich vorsichtig "Das war keine Absicht. Es tut mir leid". Ich wollte um sie herum schwimmen aber sie tauchte mit einem Mal ab und bewegte sich zum Steg zurück. Dort kletterte sie aus dem Wasser und drehte mir auch dieses Mal den Rücken zu. Besorgt stieg auch ich auf den Steg und stellte mich vorsichtig hinter sie. "Es tut mir leid" sagte ich erneut. Ich beugte mich herunter und nahm unsere Picknick Decke um sie über ihre Schultern zu legen, dabei kullerten die Dosen durcheinander und eine rollte ins Wasser. Kurz überlegte ich sie heraus zu angeln aber dann stellte ich fest, dass Avas Schultern verdächtig zuckten. Weinte sie? Behutsam legte ich die Decke um sie und wollte sie zu mir herum drehen. "Nein" sagte sie entsetzt. "Hast du Taschentücher?" Verwundert kramte ich in der Tasche und fand tatsächlich einige Servietten, die Charly dazu gelegt haben musste. Ich reichte sie Ava und sah wie sie sich damit durch das Gesicht fuhr. "Weinst du Ava? Bitte schau mich an" Sie schüttelte energisch den Kopf. "Matt nein, du darfst mich so nicht sehen. Mein Makeup ist total verschmiert. Welche Frau will so schon gesehen werden?" Sie lachte bitter auf und ich bekam ein merkwürdiges Gefühl. "Das macht mir nichts und ich würde dich so gerne einmal ohne all das sehen" Sie hielt inne. "Matt, das wird alles verändern" flüsterte sie. "Ändern? Ich bin mir sicher, dass ich dich auch so wunderschön finden werde". Sie holte tief Luft und drehte sich dann langsam zu mir um. Den Blick hielt sie gesenkt und mir fielen als erstes ihre nassen Haare auf, die sich nun in leichten Wellen um ihren Kopf gelegt hatten. Dann studierte ich ihr Gesicht und holte scharf Luft. Ihr Gesicht war geziert von kleinen Narben und ihr Mund, der nun nur noch ein wenig rot trug, hatte die größte Narbe. Und ich verstand. All das dicke Makeup, das tiefe Rot auf ihren wunderschönen Lippen, dass alles um zu verdecken wer sie wirklich war. Schüchtern hob sie den Blick und sah mich an. "Das bin ich Matt. Und wenn du jetzt gehen willst, kann ich das gut verstehen!"

Ava PoV

Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Wie würde er reagieren? Würde er sich angeekelt abwenden, würde er lachen oder weglaufen? Ich hätte alle Reaktionen verstehen können, aber mit dieser hatte ich nicht gerechnet. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und strich leicht über meine Narben. Sein Blick wanderte über jede Einzelne, als würde er sie sich alle einprägen wollen, Dann beugte er sich plötzlich vor und fing an kleine Küsse auf ihnen zu verteilen. Ich zuckte zusammen und sah ihn mit großen Augen an. "Matt?" fragte ich leise aber er legte einen Finger auf meinen Mund, nur um anschließend zärtlich meine große Narbe zu streicheln. Mein Herz schlug wie wild in meiner Brust und als er seine Lippen plötzlich auf meine legte und mich sanft küsste, wurden meine Knie weich. "Wie ich gesagt habe, ich finde dich immer wunderschön Ava" sagte er leise und ich merkte, wie die Tränen sich erneut einen Weg bahnten.

Matt PoV

Sanft strich ich ihre Tränen weg und nahm sie fest in meine Arme. Mittlerweile war die Sonne fast untergegangen und es wurde kühl. Ava zitterte und ich trat einen kleinen Schritt zurück. "Wir müssen zurück, bevor du noch krank wirst" Besorgt musterte ich sie. Sie nickte und wir fingen an die Dosen einzupacken. Dann nahm ich ihre Hand und zog sie zu der Harley zurück. "Lass die Decke um, es wird jetzt kalt werden bei dem Fahrtwind. Sie lächelte und zog die Decke fest um sich. Wir stiegen auf und machten uns auf den Rückweg. Wieder schmiegte sie sich eng an mich und ich genoss ihre Nähe. Bei meinem Abteil machte ich Halt und zog Ava an der Hand hinter mir her, doch sie stoppte und sah mich an. "Ich gehe jetzt besser. Es wird vieles geben worüber du nachdenken musst und ich muss dringend aus diesen nassen Sachen raus." Energisch schüttelte ich den Kopf und zog sie wieder hinter mir her. "Ich muss über nichts nachdenken und Klamotten hab ich auch, auch wenn sie dir nicht passen. Hauptsache warm." Sprachlos starrte sie mich an. Drinnen drückte ich ihr ein Handtuch in die Arme und schob sie ins Badezimmer. "Duschen" sagte ich knapp. "Ich hole dir etwas zum Anziehen". Sie nickte ergeben und verschwand im Bad. Aus meinem Kleiderschrank holte ich zwei kurze Sporthosen und zwei kuschelige Kapuzenpullover. Dann schälte ich mich aus meinen nassen Sachen und schmiss sie in eine Ecke. Schnell zog ich mir die trockenen Sachen an und ging dann zur geschlossenen Badezimmertür. Ich klopfte und im nächsten Moment öffnete sich die Tür einen Spalt und sie streckte eine Hand heraus. Grinsend drückte ich ihr die Sachen in die Hand und fragte "Ich koch uns einen Tee. Magst du türkische Minze?" "Ja" hörte ich sie dumpf durch die mittlerweile wieder geschlossene Tür. Ich ging in meine kleine Küche um Wasser aufzusetzen.

Queen of IceWhere stories live. Discover now