Kapitel 10

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Ava PoV

Unschlüssig stand ich vor meinem Schrank und überlegte, was ich anziehen konnte. Ich hatte mich dazu entschlossen, auf diese Party zu gehen. Ich hatte das Gefühl es Harry schuldig zu sein und ich fühlte mich wohler seit ich mich etwas mit Harry und Emma angefreundet hatte. Ich entschied mich schließlich für eine schlichte blaue Jeans und einen dünnen Rollkragenpullover, der meine Narbe am Hals verdeckte. Ich ging ins Bad und überprüfte mein Gesicht. Heute hatte ich mich für ein helleres Rot auf den Lippen entschieden, der trotzdem alles versteckte und der zu dem Rot meiner Nägel passte. Ich war nervös, denn das erste Mal seit meiner Ankunft trug ich meine Haare offen, sodass sie mir in leichten Wellen über die Schultern fielen. Mit einem Blick auf die Uhr zog ich schwarze hohe Schuhe an. Es war schon 20.45 Uhr und ich beeilte mich mein Abteil zu verlassen. Mit eiligen Schritten ging ich zum Catering Container rüber, aus dem laute Musik drang. Unsicher stand ich in dem Raum, in dem es vor Menschen nur so wimmelte. Ich reckte den Hals und versuchte Harry oder Emma auszumachen und schließlich entdeckte ich Harry dunkles Haar in einer Ecke. Langsam ging ich hinüber und schnappte mir im Vorbeigehen ein Glas mit einer dunklen Flüssigkeit an der improvisierten Bar. Ich nippte daran und verzog das Gesicht, es war Whiskey, aber ich hielt es fest und ging weiter. Dann sah ich, dass Matt, Dominic und Emeraude ebenfalls bei Harry standen und wurde noch nervöser. Sie standen mit dem Rücken zu mir und sahen mich nicht kommen. "Ich bin gespannt ob die Eiskönigin tatsächlich hier auftaucht" hörte ich Matt sagen, bevor er Harry auf den Rücken klopfte. Die Anderen lachten, aber Harry sagte böse "Hör auf sie so zu nennen". Mir lief es kalt über den Rücken und ich schluckte. Meinten sie mich damit? Ich wollte einen weiteren Schluck nehmen, als ich merkte, dass ich zitterte und das Glas mir aus den Händen glitt. Mit einem lautem Knall kam es auf dem Boden auf, gerade in dem Moment als die Musik eine Pause machte. Erschrocken fuhren die Vier zu mir herum und starrten mich an. "Ava da bist du ja" sagte Harry erfreut, während Matt mich von oben bis unten betrachtete bevor er an meinen Augen hängen blieb. Ich hielt dem Blick stand und sagte verletzt "Eiskönigin also". Bevor jemand reagieren konnte, drehte ich mich auf dem Absatz um und rannte zurück in mein Abteil.

Matt PoV

Entsetzt sah ich Ava nach und schloss kurz die Augen. "Herzlichen Glückwunsch, ihr habt es echt geschafft" fuhr Harry mich an. Die anderen Beiden sahen betreten zu Boden und ich suchte nach Worten. "So war das nicht gemeint. Scheisse. Ich sollte mich entschuldigen gehen" Ich wollte hinter Ava hergehen, aber Harry packte mich hart am Handgelenk und hielt mich zurück. "Du bist ein Idiot Matt. Lass sie in Ruhe, ich kümmere mich schon um sie". Mit diesen Worten verschwand er. Ich biss mir auf die Unterlippe und ging zur Bar um einen Besen zu holen. Dann kehrte ich die Scherben auf, die Ava hinterlassen hatte. Sie sah heute so schön aus mit den offenen Haaren und der engen Jeans. So hatte ich sie noch nie gesehen. Ich konnte den Ausdruck in ihren Augen nicht vergessen.

Harry PoV

Ich rannte zu Avas Abteil und machte mich darauf gefasst, die Tür verschlossen vorzufinden. Zu meiner Überraschung war sie offen und ich konnte hinein gehen. Kurz sah ich mich um und fand Ava dann auf ihrem Bett. Sie hatte den Kopf in ihrem Kissen vergraben und zitterte am ganzen Körper. Ich setzte mich zu ihr und streichelte ihr den Rücken. "Geh weg Harry, ich will nicht das du mich so siehst" schluchzte sie. Ich konnte sie doch aber so nicht alleine lassen. "Ava, ich bin dein Freund, es ist alles ok. Sieh mich an. Bitte" sagte ich sanft. Zögernd hob sie den Kopf und sah mich aus verweinten Augen an. Ihr Make up war verschmiert und ich starrte sie schockiert an. Ihr Gesicht war voller Narben, mehrere kleine und eine große, die sich über ihren Mund zog. Es brach mir das Herz und ich zog sie in meine Arme. "Oh Ava, wer hat dir das angetan?" flüsterte ich. Sie weinte immer mehr und so saßen wir lange da, bis sie sich schließlich beruhigt hatte. Dann stand sie auf und verschwand im Bad um sich zu waschen. Ich versuchte zu realisieren, dass sie all das täglich unter dem ganzen Make up versteckte. Als sie wieder aus dem Bad kam, erkannte ich erst wie jung sie noch war. "26" flüsterte sie, als hätte sie meine Frage gehört. "Als ich Tom kennen lernte, war ich noch in der High School und war total verliebt in ihn. Er war der beliebteste Schüler, Kapitän des Footballteams und ein Einser Kandidat in der Schule. Alle liebten ihn, selbst die Lehrer. Und gerade er suchte sich mich aus. Ich war so glücklich" Sie sah mich nicht an und ich ließ sie reden. "Wir waren unzertrennlich aber es fing auch schon früh an, dass er sich betrank und dann gemein wurde. Danach entschuldigte er sich immer und trug mich auf Händen. Irgendwann blieb es nicht bei Beleidigungen, er fing an mich zu schlagen wenn er betrunken war. Aber ich konnte ihn nicht verlassen, ich habe ihn geliebt. So sehr" Eine weitere Träne lief über ihr Gesicht und ich zog sie tröstend an mich. Ich wollte etwas sagen aber sie hielt mich mit einer Handbewegung davon ab. "Weißt du Harry, ich hab ihm seine Entschuldigungen und Versprechungen geglaubt und so zogen wir irgendwann zusammen. Ich kam da nicht mehr raus und es wurde immer schlimmer. Er war fast täglich betrunken und fiel mich an. Ich war froh das ich meine Ausbildung zur Stylistin machte, denn so entkam ich ihm wenigstens für ein paar Stunden. Ich arbeitete hart um so gut zu werden, wie ich es heute bin. Meine Eltern sind gestorben als ich 19 Jahre alt war. Sie kamen bei einem Unfall ums Leben, Geschwister habe ich keine und somit hatte ich nur noch Tom. Es war die absolute Hölle und ich wusste, wenn ich nicht gehe, bringt er mich eines Tages um, also sparte ich Geld und ich hatte auch etwas geerbt von meinen Eltern. Ich kontaktierte einen alten Freund meines Vaters und er ließ ein paar seiner Kontakte zum Fernsehen spielen und so bekam ich diesen Job" Ich war fassungslos über diese Geschichte und fand keine Worte dafür.

Queen of IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt