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Jungkook PoV

„Verdammt, Kooks! Wie willst du so bitteschön Ravi und seine Vollidioten schlagen?"

Soyeon's Stimme hallte über das ganze Feld und ich zuckte automatisch zusammen, ehe ich mich zu der Schwarzhaarigen wandte. Sie sass schnaufend auf ihrem Besen, der Wind zerzauste ihre Haare, doch ihr Blick liess keinen Widerstand zu.

Also nickte ich nur augenverdrehend und setzte nochmals an, um den Klatscher, der Wonho mir zuwarf, gekonnt zurück zu ballern. Letztes Mal hatte ich ihn zu wenig fest geschlagen, das brachte unsere Teamkapitänin zum Ausrasten.

Sie konnte trotz ihrer Grösse wirklich furchteinflössend sein und obwohl ihr Bemängeln und Ausrufen sehr nervend ist ab und zu, bin ich doch froh sie als Captain zu haben. So kamen wir schliesslich bereits zu zwei Quidditch Pokalen.

Sie trainierte uns hart, aber dafür gut.

„Okay, Freunde, das wars für heute. Wir sehen uns morgen auf dem Feld und dann will ich Hochleistungen sehen!"

Soyeon flog zu Boden und lief leicht entnervt davon, während ich den Klatscher einfing und ihn zurück zu seinem Platz brachte. Ebenfalls schweratmend landete ich wieder auf der Erde und strich meine verschwitzten Haarsträhnen aus der Stirn.

Obwohl gerade Nieselregen herrschte und es gefühlte minus zehn Grad war, war mir verdammt heiss und ich schwitzte unter meiner Quidditch Kleidung.

Mein bester Freund war bereits von der Tribüne nach unten gekommen und erwartete mich an den Umkleiden. Jimin war zwar ein begeisterter Quidditch Zuschauer, aber nie jemand der besonders gut in dem Besensport war.

Ihm gefiel die komplexe Vorgehensweise, die Strategien, die man anwenden konnte, aber der Blondhaargie war sonst leider ziemlich tollpatschig. Nach dem dritten Versuch ins Team zu kommen, hatte er es endgültig aufgegeben und sah mir einfach während den Trainings und den Spielen zu.

„Hat gut ausgesehen", meinte er lächelnd, worauf ich ihn ebenfalls angrinste und nickte.

„Ich seh eigentlich immer gut aus."

Jimin verdrehte nur die Augen und lief von mir davon zum Ausgang. Ich hingegen machte mich lachend auf den Weg zur Umkleide. Diese kleinen Räume waren vollgestopft mit Trikots, Strategie Pläne und bereits verfaultem Essen, das irgendeiner beim letzten Training liegen gelassen hat.

Na gut, vermutlich ja ich.

„Kooks, kommst du noch zum See?", fragte Wonho sogleich, als ich mir das Trikot endlich vom Leib streifte.

Die meisten von uns gingen im See schwimmen, anstatt in der Garderobe zu duschen. Irgendwann wurde das zum Ritual, als Hyuk -unser Hüter- mal im See schwimmen gehen musste als Strafe, da er eine Wette verloren hatte.

Jetzt machten wir das eigentlich immer. Nur heute schien ich defintiv kein Bock darauf zu haben. Meine Glieder fühlten sich schwer und kaputt an. Ich fühlte mich, als würde ich jeden Moment umkippen. Und für das Spiel morgen, musste ich schliesslich topfit sein.

„Ne, lass mal. Ich geh' pennen", erwiderte ich abwinkend und entledigte mich meinen restlichen Kleider um endlich duschen zu gehen.

Die Anderen stürmten raus, umso besser für mich. Einfach alleine unter dem warmen Wasser stehen zu können und einen Moment ohne Störungen nachzudenken.

Ich lehnte mich gegen die kalten Fliesen und genoss die Ruhe, die sofort meine angespannten Muskeln erfüllte. Es gab echt nichts besseres.

Nach wenigen Minuten zog ich mir einen Pulli und eine Jeans an und schnappte mein Zeug, um schnell wieder zum Turm zu kommen. Dieses Wetter hier draussen war echt grässlich, meine Schritte verlängerten sich.

Die Gänge von Hogwarts waren beinahe leer, die meisten waren vermutlich bereits in der grossen Halle und genossen ihr Abendessen. Soyeon bestand darauf die Trainings vor dem Abendessen zu machen, damit man nicht so träge ist. Der Hunger, der man dafür aushalten muss, nahm sie gerne in Kauf.

Ich lief noch schneller, um bald in mein Zimmer zu gelangen. Gott sei Dank hatte ich da immer ein Essensvorrat, die grosse Halle kotzte mich gerade an. Die vielen Menschen schadeten meiner Konzentration, die einen Tag vor dem Spiel schliesslich einwandfrei sein sollte.

Nicht, dass ich nicht ein sozialer Mensch war, das war ich durchaus, doch am Abend zuvor war ich gerne alleine. Einfach um nochmals all meine Techniken mental durchzugehen und die unnötigen Gedanken in die hintersten Ecken zu verbannen.

Selbst wenn das bedeutete, dass ich den süssen Schwarzhaarigen heute nicht sehen würde.

Taehyung faszinierte mich. Nicht weil er immer so schüchtern war oder wegen seiner unglaublich guten Noten, sondern wegen dieser Lebensfreude, die in seinen Augen schimmerte. Er wirkte einfach so unschuldig, noch nicht vom Schicksal getroffen. Als würde er im Moment noch nur das beste der Welt sehen.

Und somit eigentlich mein komplettes Gegenteil. Ich war zwar nicht depressiv, aber ich glaubte schon lange nicht mehr an das Gute im Menschen.

Ich bewunderte den Jungen dafür.

„H-Hey Jungkook", riss mich jemand aus meinen Schwärmereien und vorerst erkannte ich niemand.

Hörte ich nun Gespenster? Wurde ja immer besser mit mir... Das lag bestimmt am Hunger, der mein Magen zerfresste.

Doch dann bewegte sich ein Schatten in einer der vielen Nischen, die die Hogwarts Gänge besassen. Wir waren hier kurz vor der grossen Treppe, der Teil war meist schlecht beleuchtet und so hätte ich den Hufflepuff Schüler kaum gesehen.

Aber diese leise, sanfte Stimme kam mir defintiv bekannt vor und als der Schatten ins Licht trat, musste ich augenblicklich grinsen. Na, wenn man vom Teufel spricht...

„Hey, Taehyung", gab ich zurück und trat näher auf ihn zu, was seine Wangen gleich wieder rot werden liess.

„Was machst du noch hier? Solltest du nicht beim Abendessen sein?", fragte ich ihn.

Er zuckte mit den Schultern.

„Hatte keinen Hunger."

Ich zog meine Augenbrauen hoch und warf einen Blick auf das Buch in seinen Händen. Kräuterkunde - die Grundlagen.

„Du lernst also lieber zwischen den kalten Steinwänden", stellte ich fest, was ihn leicht grinsen liess.

„Es ist ruhig hier."

„Na gut, Taehyung", seufzte ich und lächelte ihm wieder zu. „Dann will ich dich nicht weiter stören. Seh' ich dich morgen beim Spiel?"

Er biss sich auf die Lippen und schien zu überlegen, während er zwischen mir und dem Buch hin und her sah. Erneut entlockte mir das ein unterdrücktes Grinsen.

„J-Ja, ich denke, ich werde zusehen", antwortete er dann und wandte den Blick wieder auf den Boden, seine Wangen wurden noch ein bisschen röter.

Ich lächelte den Hufflepuff Schüler an und berührte ganz kurz seinen Arm, ehe ich mich rückwärts von ihm weg bewegte.

„Gut, dann hab ich zumindest jemand, den ich beeindrucken kann."

Die Augen des Schwarzhaarigen wurden gross, doch ehe er nochmals etwas erwidern konnte, zwinkerte ich ihm zu und machte auf dem Absatz kehrt.

Mein langersehntes Abendessen wartete schliesslich auf mich.

time turner | kookvDonde viven las historias. Descúbrelo ahora