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Jungkook PoV

Ich verstand die Welt nicht mehr.

So fühlte ich mich zumindest, als ich kurz nach Tae die Bibliothek verliess und mich auf den Weg irgendwohin machte. Die Abweisung des Hufflepuffs tat mir mehr weh, als mein Stolz zugeben würde.

Es war ungewöhnlich Taehyung so zu sehen. Normalerweise war er eine Frohnatur, recht schüchtern und aber immer am lächeln. Es gab selten etwas, was das Glitzern aus seinen Augen vertreiben konnte, doch scheinbar schien ich es heute geschafft zu haben.

Toll, Jungkook. Jetzt hast du den Jungen deiner Träume verletzt.

Ja, ich hasste mich gerade dafür. Aber ich wusste nicht mal so genau für was ich mich hassen sollte. Was genau hatte ich falsch gemacht?

Vermutlich hatte ich mal wieder irgendeinen unangebrachten Spruch rausgehauen, den Tae verunsichert hatte. Aber achtete ich in letzter Zeit nicht unglaublich darauf nichts Falsches zu sagen? Eigentlich hatte ich wirklich probiert auf meine sonst so einfallsreichen Beleidigungen oder mein Sarkasmus zu verzichten, sowie auf anzügliche Komplimente, die normalerweise meinen halben Wortschatz ausmachten.

Ich wollte den Hufflepuff nicht verletzen oder irgendwie verunsichern. Und ich musste mich dafür entschuldigen, selbst wenn ich nicht so genau wusste, für was ich das tat.

Also begab ich mich mal auf die Suche nach dem kleinen Tiger. Sofort kamen mir dutzende Plätze in den Sinn, an denen Tae sich aufhalten könnte. Doch ich schloss die meisten davon wieder aus, denn ich hatte das verdächtige Glänzen seiner Augen gesehen. Und so sehr es mich auch schmerzte, das bedeutete, dass er vermutlich weinen musste. Taehyung würde nie an einem Ort weinen, an dem ihn Schüler sehen könnten, dafür war er viel zu schüchtern. Er wollte jetzt alleine sein und dafür blieben eigentlich nur den Astronomieturm oder sein Zimmer übrig.

So viel ich wusste war heute aber eine Versammlung der Lehrer auf dem Astronomieturm, die Zico eingefädelt hatte, um seinen Kollegen mal die Pracht der Sterne zu zeigen. Und somit blieb eigentlich nur eine Option übrig...

Ich schlitterte um die letzte Ecke, wäre dabei fast in ein Fass geknallt das vor der Tür des Reiches der Hufflepuffs stand und kitzelte beinahe brutal die Birne auf dem Gemälde, worauf es aufschwang und den Weg in den gemütlich aussehenden Gemeinschaftsraum offen legte. Ich hatte doch gesagt, es könnte nützlich sein, wenn ich wusste, wie man hier rein kam.

Ich achtete nicht einmal auf die Inneneinrichtung des Raumes, obwohl mich die schon immer interessiert hatte, sondern sprintete weiter in die Richtung, in der ich Tae's Schlafsaal vermutete. Da auf der rechten Seite Bilder und anderen Schnickschnack den Flur schmückte, würde ich behaupten, dass da die Mädchen hausten. Also ging ich nach links, rannte die kleine Treppe hoch, die bei jedem Schritt knarzte und platzte einfach in das erste Zimmer, das vor meiner Nase auftauchte.

Es war mir egal, dass ich hier nicht sein durfte oder dass ich möglicherweise in eine recht peinliche Situation hinein rutschte. Ich wollte einfach nur zu Tae. Ich wollte alles wieder gut machen, was ihn zum Weinen gebracht hatte. Ich wollte ihm helfen, mit ihm reden und...

Das alles tat ich nicht.

Als ich in das nicht sonderlich aufgeräumte Zimmer trat, sah ich Taehyung am Boden knien, zwischen den beiden Holzbetten rechts von mir. Er hatte die Arme um die Beine geschlungen den Kopf darin vergraben und schluchzte. Ein Schluchzen, dass verdächtig tiefe Risse in meinem Herz verursachte und mir ein Schauer über den Rücken jagte. Einen Moment blieb ich in Schockstarre stehen, merkte wie das schlechte Gewissen meinen Brustkorb zuschnürte, mir das Atmen erschwerte und meine Gedanken in einen dunstigen Nebel verwandelte.

time turner | kookvWhere stories live. Discover now