Kapitel 1 ~ Marionettenkönig

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Judes Sicht :


„Du willst mich doch verarschen!" Meine Gabel knallte auf den Teller und ich starrte ihn mehr als nur empört an.

„Nicht die Spur." Cardan aß ungerührt weiter, als hätte ich gerade nur nach dem Wetter gefragt.

Ich schüttelte den Kopf so heftig, dass mein Zopf nur so flog. „Das kannst du sowas von vergessen. Das wird zu viel."

„Ich darf das. Ich bin der Hochkönig."

„Nicht, wenn ich es verhindern kann."

 "Jetzt ist auch schon alles vorbereitet. Aber wenn du alles kaputtmachen willst, bitte. Du bist der Boss."

„Hör auf, dich über mich lustig zu machen!"

„Sehe ich so aus, als würde ich Scherze machen?"

Ja, ja genau so sah er aus. Ich knallte meine Hand auf den Tisch und stand auf. „Cardan!"

„Jude!" Er stieß seinen Stuhl ebenfalls zurück und wir trugen einen stummen Blickkampf aus. „Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass es so enden wird. Also leb damit. Ich bespaße Elfenheim, du machst die Verteidigung. Das war die Abmachung."

Ich knurrte unterdrückt. „Das ist nicht der Punkt. Selbst Elfen werden mal müde. Und du laugst dein Volk aus." Er zuckte mit den Schultern. „Sieh es mal so. Müde Elfen sind leichter zu kontrollieren. Leicht zu kontrollierende Elfen müssten doch für dich was Gutes sein, oder?"

„Hast du überhaupt eine Ahnung, wer da alles auftauchen könnte?"

Er grinste mich an und lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück. „Locke?" Mein Messer verfehlte seine Finger nur um Millimeter und hätte er sich nur ein winziges bisschen bewegt, hätte ich mein Ziel auch getroffen. Ich hatte nicht Locke gemeint, aber ja, seine Anwesenheit wäre auch nicht gerade berauschend.

„Gibst du mir mal das Salz?", fauchte ich, bemüht ein anderes Thema zu finden und setzte mich ebenfalls wieder hin.

„Wie heißt das Zauberwort?"

„Ich hab noch ein paar Messer in der Tasche." Wortlos schob Cardan mir das Salz hin. Ich nahm es zufrieden. Das klappte jedes Mal wieder. Eine Zeit lag schwiegen wir einfach nur und aßen. Manchmal fragte ich mich wirklich, warum ich mich jedes Mal selbst zwang, beim Essen dabei zu sein. Aber dann kam mir meist in den Sinn, dass es vermutlich nicht sonderlich gut ausgehen würde, wenn er auch nur zwei Sekunden komplett allein wäre. Ich seufzte und rieb mir über die Augen. Ich fühlte mich, als wäre ich in den vergangenen drei Monaten um Jahre gealtert. Ja, solange war er jetzt auf dem Thron. Und im Gegensatz zu mir hatte er offensichtlich seinen Spaß und ging mir mehr als nur ein bisschen auf die Nerven. Mir blieben kaum noch neun Monate Kontrolle über Cardan und ich ahnte, dass es danach noch schlimmer werden würde. Denn dann gäbe es Rache.

Ich hatte wirklich keine Lust mehr auf diese ganzen Feste und das Rumgetanze, aber vielleicht brachte es ja doch was, ihn abzulenken. Und irgendwie würde es sicherlich einen Vorteil bringen. Das letzte Mal hatte ich einige interessante Dinge über die Verhandlungen mit dem Hof der Termiten erfahren. „Wenn du heute dieses Fest schmeißt, dann musst du König Roiben einladen und zusätzlich morgen die Verhandlungen führen. Klar?"

„Die sind aber immer so la..."

„Mir ist egal, ob du das langweilig findest oder nicht. Geh auf diesen Kompromiss ein oder ich beende das hier auf meine Art.", schnitt ich ihm das Wort ab. Was heißen würde, Befehl geben und gehen.

Cardan gab auf. „Na schön.", brummelte er gedehnt, „Bevor du mich dazu zwingst."

Ich setzte eine emotionslose Maske auf. „Hör auf, zu jammern. Du klingst wie ein kleines Kind, das aufräumen muss, nachdem es Unsinn gemacht hat."

ElfenkussWhere stories live. Discover now