Kapitel 31 ~ Der Keller der Spione

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Etwas kitzelte an meiner Nasenspitze, weshalb ich sie krauszog, die Augen fester zusammenkniff und versuchte, den Kopf zu drehen. Bei diesem Versuch blieb es allerdings auch, denn da, wo ich eigentlich hinwollte, lag etwas anderes. Leicht runzelte ich die Stirn. Es war nicht kalt oder spitz, wie es im Turm sein sollte. Obwohl ich noch recht müde war, schlug ich jetzt doch die Augen auf. Im gleichenMoment wurde mir wieder bewusst, was gestern passiert war. Etwas langsamer als sonst hob ich den Kopf. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich auf einen weiterhin tief und fest schlafenden Cardan herunterblickte. Meine Stirn hatte ich bis gerade eben an seinen Brustkorb gelehnt, was wohl der Grund gewesen war, weshalb ich mich nicht hatte drehen können. Cardans Schweif zuckte leicht und mein Lächeln wurde noch breiter. Zugegebenermaßen war ich gestern doch etwas erschrocken, als er mir das mit dem Schweif erklärt hatte, allerdings war das, wenn man Ashas Tierelement bedachte, auch logisch gewesen. Aber ich hatte eben nie länger darüber nachgedacht.

Mit einem letzten Blick zu ihm rollte ich mich dann doch aus dem Bett und blieb an der Kante sitzen. Kurz brauchte ich noch, um meinen Ärmel  über meine Schulter zu ziehen, dann stand ich auf und gähnte leise. Dabei warf ich einen Blick auf meine Handgelenke. Die Narben waren noch immer deutlich sichtbar, schließlich hatte ich gestern keine Salbe aufgetragen, aber überraschenderweise taten sie nicht mehr so sehr weh, wie sonst. Vielleicht war das ein Teil des Zaubers gewesen, ich wusste es nicht und ich wollte auch nicht länger darüber nachdenken. Ich lief auf Zehenspitzen, um Cardan nicht aufzuwecken, zu einem der Kerzenhalter an der Wand und zündete die Kerzen darauf an. Danach setzte ich mich auf das Sofa und dachte über das nach, was gestern noch passiert war.


„Du kannst es also nicht aussprechen?", hakte Cardan noch einmal nach und ich nickte mit ernster Miene. „Genau. Egal, wie oft ich es versuche, es funktioniert einfach nicht...es tut mir leid." Er schüttelte den Kopf und lächelte aufmunternd. „Das ist nicht deine Schuld. Jetzt weiß ich auch, warum du ausgerastet bis, als...naja. Du weißt, was ich meine, oder?" Wieder nickte ich. „Ja, weiß ich. Aber...ich fühle mich trotzdem schuldig. Ich sollte doch irgendwas dagegen tun und stattdessen...passiert sowas." Ich war offensichtlich noch nicht ganz so weit, ihm direkt ins Gesicht zu sagen, dass ich ihn liebte. Cardan schüttelte den Kopf und zog mich enger an sich. „Hör auf, dich für deine Gefühle zu entschuldigen. Lass uns lieber darüber nachdenken, wie wir verhindern können, dass Madoc mich tötet."

„Hör auf, das ist nicht lustig!", protestierte ich, doch er grinste nur kurz und legte sein Kinn auf meinen Kopf. „Hey, beruhig dich wieder. Ich möchte ja auch noch nicht sterben, zumindest noch nicht. Jetzt habe ich ja einen Grund, weiterzuleben. Es muss doch eine Möglichkeit geben, diesen Schwur zu umgehen..." Ich zuckte etwas hilflos mit den Schultern und kuschelte mich automatisch an ihn. „Glaubst du denn, dass das geht?"

„Irgendwie geht das doch immer...im Notfall geht es bestimmt irgendwie mit dieser Hochkönigmagie oder so." Ich seufzte laut und schüttelte den Kopf. Daran hatte ich auch schon gedacht, aber den Gedanken sofort wieder verworfen. „Das funktioniert nicht, du kannst den Zauber ja nicht auflösen. Wenn es ginge, ohne, dass ich es aussprechen...oh. Ich bin dumm.", ich unterbrach mich selbst und schlug mir mehrfach mit der Hand gegen die Stirn, „Warum bin ich da denn nicht gleich draufgekommen? Das ist doch vollkommen logisch! Wie blöd muss ich eigentlich sein, um das nicht einmal in Betracht zu ziehen? Das ist doch komplett dämlich." Cardan runzelte die Stirn und sah zu mir herunter. „Kannst du mir mal erklären, was dich dazu veranlasst, dich selbst zu schlagen, das sieht nämlich sehr komisch aus." Ich hörte zwar auf, mir gegen die Stirn zu schlagen, regte mich aber weiterhin auf. „Ich kann es nicht sagen, aber ich kann es schreiben! Warum bin ich da nicht früher draufgekommen? Das ist doch wirklich das Naheliegendste auf der Welt!"

ElfenkussWhere stories live. Discover now