Kapitel 1

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Eines der Dinge, die ich an der Schule hasse, sind die Korridore. Zu versuchen, durch das Meer aus Leuten zu kommen, ist, als würde man versuchen, Red Rover mit Ringern zu spielen. Es ist unmöglich. Du kannst versuchen, Leute aus deinem Weg zu schubsen, aber dann wirst du nur zurück geschubst. Und dann wirst du hinter den wirklich langsamen Leuten gefangen sein. Es macht mich verrückt. Ich will einfach ein Schlaghorn hinter ihnen blasen, um sie zu beschleunigen. Und dann gibt es die Leute, die genau in der Mitte des Korridors dramatische Gespräche oder Auseinandersetzungen haben. Ich meine, wirklich? Ist es so schwer, dafür woanders hinzugehen?

Jedenfalls versuchte ich eines Tages gerade durch den Korridor zu kommen, als ich stolperte und all meine Sachen auf dem Boden verschüttete. Ich versuchte eilig, alles aufzusammeln, sodass ich nicht zu spät für meine Klasse sein würde. Die Füße, die vorbei huschten, traten auf meine Bücher und kickten meine Stifte über den Boden. Ich fluchte vor mich hin. Sieht keiner, dass ich hier gerade versuche, mein Zeug aufzuheben?

Seht ihr, ich war dieses Mädchen. Das unsichtbare Mädchen, das nur versucht, gute Noten zu  bekommen und nicht in irgendwelche Schwierigkeiten zu geraten. Versteht mich nicht falsch, ich war kein Nerd oder sowas, gute Noten zu bekommen war nicht einfach für mich. Ich war nur dieses schlichte Mädchen, dem niemand Aufmerksamkeit schenkte. Ein weiteres Gesicht in der Menge. Es störte mich nicht sehr, ich war sowieso keine soziale Person. Es waren nur ich und meine beiden besten Freundinnen.

Aria war die beliebteste. Sie war aufgeschlossen und lustig und jeder liebte sie und wollte ihr bester Freund sein. Aber sie hing für gewöhnlich nur mit mir und Renee ab. Sie war im Volleyballteam und außerdem wegen ihrer erstaunlichen Stimme im Chor. Ich war immer noch überrascht, dass sie mit mir befreundet war. Trotzdem war sie völlig blind gegenüber den ganzen Jungs um sie herum. Sie alle sahen sie mit solcher Sehnsucht an, und natürlich war sie die Einzige, die es nicht bemerkte.

Renee war nicht so beliebt wie Aria, aber sie war ziemlich bekannt. Sie war eine erstaunliche Künstlerin und liebte Punk-Rock. Sie war außerdem wirklich kreativ, was Make-up betraf. Jede Art von Aussehen, die man sich vorstellen konnte, hätte sie kreieren können. Sie war die kreativste Person, die ich kannte. Sie war auch riskanter, was Jungs anging. Sie hatte ein paar Affären hier und da gehabt, aber die meiste Zeit suchte sie sich die Typen aus, die nicht gut für sie waren. Es beunruhigte mich manchmal wirklich.

Und dann war da ich. Schlicht, Langweilig, das Gleiche wie immer. Jeans, ein altes T-shirt. Kein Make-up. Keine Jungs, die an mir interessiert waren und keine Jungs, an denen ich interessiert war. Nur ich.

Als ich schließlich all meine Sachen eingesammelt hatte, rannte ich durch den Korridor. Wenn ich zu spät zu Mrs. Johnsons Unterricht kam, würde sie mich umbringen. Jeder hat mal so einen Lehrer gehabt, richtig? Diejenigen, die jede Sekunde nach dem Klingeln als Verspätung zählen und dir vor der ganzen Klasse einen Vortrag halten. Wie ihr also seht, war ich in Eile. Was der Grund ist, weshalb ich nicht bemerkte, dass ich vergaß, mein Notizbuch aufzuheben.

Ein sehr wichtiges Notizbuch.

Nun, das war nicht nur irgendein Notizbuch. Es war ein Notizbuch, das Aria, Renee und ich uns teilten. Da wir nicht viele Klassen zusammen und nicht viel Zeit hatten, in den Korridoren stehen zu bleiben und zu plaudern, schrieben wir in das Notizbuch. Wir schrieben über Dinge, die während des Tages passierten, lästige Lehrer, Leute, die wir nicht mochten, Leute die wir mochten, alles Mögliche. Dinge, die dazu bestimmt waren, nur unter uns zu bleiben. Als ich also zu der Zeit, als die Stunde endete, feststellte, dass es nicht da war, wäre zu sagen, dass ich ausflippte, eine Untertreibung gewesen. Als ich zurück nach draußen auf den Korridor ging, war es nirgends zu sehen. Es war offiziell. Ich war erledigt.

The Bad Boy stole my Notebook (German Translation)Место, где живут истории. Откройте их для себя