Miss Mills

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Genervt und müde schlürfte ich die Treppe nach unten in die Küche. Als wir gestern Abend hier angekommen waren, hatte Nick mir nur kurz mein neues Zimmer gezeigt und sich dann mit den Worten "werde morgen nicht hier sein, fühl dich ganz wie zuhause" schnell verabschiedet.
Gestern hatte es sich kurzzeitig wie ein Schlag in die Magengrube angefühlt, allein an einem unbekannten Ort gefangen zu sein, stand nicht gerade ganz oben auf meiner to do Liste. Auch wenn Nick alles andere als eine angenehme Gesellschaft darstellte, war mir seine Anwesenheit trotzdem deutlich lieber als allein zu sein.

Gähnend betrat ich die offen gestaltete Küche und betete inständig wenigstens einen anständigen Kaffee hier vorzufinden, ohne diesen würde ich den Tag wie eine wandelte Leiche hier verbringen müssen.
Innerlich schlug ich mir die Hand an den Kopf.. Oh man Mia, Leichen waren wirklich das letzte, an das ich denken wollte.
Bilder von dem Mann hinter den Müllcontainern schossen mir durch den Kopf.
"Guten Morgen, Madame".
Sofort verschwanden die unangenehmen Bilder aus meinem Kopf und ich drehte mich erschrocken in die Richtung aus der die Stimme gekommen war.
Eine kleine, freundlich aussehende Frau stand neben neben einer Glastür die nach draußen führen musste.
"Ich habe nicht damit gerechnet dass sie so früh schon wach sein würden" entschuldigte sie sich, "ich werde sofort ein Frühstück für sie zubereiten". Ihre kurzen Beine setzen sich augenblicklich in Bewegung und sie lief, breit lächelnd, an mir vorbei in die Küche.
Sie hantierte geschickt an den modern aussehenden Geräten herum, die so garnicht in die, sonst sehr Natur behaltene Küche passten. Alles war aus dunklem Holz gefertigt worden, da das Haus in mitten eines dichten Waldes gebaut worden war, passte das natürlich perfekt.
Als wir gestern angekommen waren staunte ich nicht schlecht als sich nach einem kurzen Fussmarsch ein wunderschönes Holzhaus offenbarte.
Die Holzfassade war wunderschön und auch das Innere des Hauses, auf das ich gestern nur einen kurzen Blick erhaschen konnte war geschmackvoll eingerichtet worden.
"Trinken Sie Kaffee"? Die Stimme der Frau riss mich abermals aus meinen Gedanken.
"Äh.. Ja.." etwas irritiert über ihre führsogliche Art nickte ich noch zustimmend mit dem Kopf.
"Sehr schön", flink zog sie eine Pfanne aus einer Schublade und schaltete fast zeitgleich die Kaffeemaschine an, "ich bin übrigens Miss Mills, wir haben uns auch schon kennengelernt als sie das erste Mal bei Mr. Caine übernachtet haben".
Langsam kam die Erinnerung an die Nacht zurück. Sie war seine Haushälterin und hat mir meine Kleidung gebracht, ich erinnerte mich auch wie unfreundlich Nick zu der Frau gewesen war.
Dabei war die ältere Dame wirklich nett und obwohl es mir auf der Zunge lag sie zu verbessern, übernachten war wirklich das falsche Wort dafür, erwiderte ich nichts und lächelte nur leicht zurück.

Ein paar Minuten später bat mich Miss Mills zu Tisch und servierte mir leckere Spiegeleier mit Toast und eine Tasse Kaffee.
Sie wollte sich gerade zurückziehen als ich sie bat, sich doch zu mir zu setzen. Ich hatte viele Fragen und die rundliche nette Frau mir gegenüber, wirkte ziemlich offen.
"Das ist wirklich sehr lecker, vielen Dank", irgendwie musste ich ja ein Gespräch in Gang bringen und Komplimente waren in der Regel ein guter Anfang, vorallem wenn sie für den Kotzbrocken Caine arbeitete, da waren Komplimente wahrscheinlich Mangelware.
Wie zur Bestätigung meiner Gedanken richtete sie sich ein wenig auf und strahlte mich an, "Vielen Dank, ich freue mich das es ihnen schmeckt".
"Sie können mich ruhig duzen, ich heiße Mia", forderte ich sie auf "sonst fühle ich mich alt". Fügte ich noch mit einem Zwinkern hinzu.
Nach einer Weile hatten wir uns in ein recht lebhaftes Gespräch vertieft. Ich fand heraus das sie schon über dreißig Jahre für die Familie von Nick arbeitete, sie hatte keine andere Familie und fühlte sich so wie ein Teil von etwas. Ihr Vorname war Anastasia aber so wollte sie nicht genannt werden, schon als Kind fand sie den Namen schrecklich. Ausserdem erzählte sie mir, dass sie sonst nie hier wäre aber Mikel, Nicks Bruder, sie vor zwei Tagen hier her fuhr und ich erklärte dass sie die nächste Zeit hier verbringen würde.
Es war wirklich leicht sich mit ihr zu unterhalten, sie war freundlich und offen, sie lachte viel und gerne.
Doch jedesmal wenn ich etwas privates über Nick erfahren wollte machte sie dicht.
"Er ist ein guter Mann, er tut was er für richtig hält". War die einzige Antwort die sie mir dann gab. Wenn ich etwas wissen wollte sollte ich ihn selbst fragen.
Ich hatte nicht das Gefühl das sie Angst vor ihm hatte, eher das sie ihn beschützen wollte, fast, wie eine Mutter es tun würde.

Dunkles Verlangen [✔️] Where stories live. Discover now