Der Flug

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Unser Auto ließen wir noch einige hundert Meter weit entfernt von unserem eigentlichem Ziel stehen. In einer kleinen Seitenstraße gegenüber des Flughafens parkte Nick den Wagen und half mir den Koffer auszuladen.
Als ich mir gerade den Koffer nehmen wollte blieb mein Blick an seinem hängen.

Ein müdes Lächeln lag auf seinem Gesicht und er fuhr sich kurz durch die zerzaust aussehenden Haare.
„Hier müssen wir uns trennen, Liebes", er fixierte die hellen Lichter, die der Flughafen austrahlte und sprach weiter : „Du musst nurnoch zu deinem Terminal gehen und einchecken.. Sobald du im Flieger bist hast du es geschafft. "
Ich wusste was zu tun war, denn genau diese Gedanken waren es, die mich in den letzten Tagen wach gehalten hatten.
Minutiös hatte ich den Ablauf in den Gedanken geplant.

Reingehen..
Terminal finden..
Am Schalter einchecken..

Klang einfach, aber die vielen Risiken durfte ich natürlich nicht ausser Acht lassen.
In einem Flughafen, vorallem einem in dieser Größe, waren unglaublich viele Menschen unterwegs.
Sicherheitskameras die jeden falschen Schritt aufnahmen, Security Leute, deren einzige Aufgabe es war nach Leuten wie mir Ausschau zu halten und und und..
Und trotzdem war ich mir sicher, später unbeschadet und vorallem unerkannt in dieser Maschine zu sitzen!

„Du solltest dich auf den Weg machen!" Nick schob mir den schwarzen Koffer zu und lief in Richtung der Fahrer Tür.

„Warte!" , eilig lief ich ihm hinterher, auch wenn mir klar war, dass sich unsere Wege hier trennen würden, hätte ich das alles ohne ihn nicht geschafft, „ ich wollte noch danke sagen für..."
Unwirsch unterbrach er mich : „Lass uns kein großes Ding daraus machen."

Ein Anflug eines Lächelns breitete sich auf meinem Gesicht aus, war ja klar, dass er keine Abschied mochte.
„Trotzdem wirst du mir irgendwie fehlen, auch wenn du die meiste Zeit ein Arsch warst", diesen Nachsatz konnte ich mir irgendwie nicht verkneifen.
Nun konnte auch Nick nicht mehr ernst bleiben und lachte laut auf.
Er musterte mich mit einer Mischung aus Bedauern und Spott und erwiderte lächelnd: „Ich werde dich niemals wirklich verlassen, kleines."

Kurz darauf stieg er in sein Auto und brauste davon. Leicht verwirrt über seine seltsame letzte Bemerkung, stand ich noch ein paar Sekunden auf meinem Platz und starrte die Straße hinunter, die er entlang gefahren war.

Was sollte das denn? Fragte ich mich, während ich mir meinen Koffer schnappte und ihn hinter mir her zog.
Als ich die Strasse überquert hatte und vor dem imposanten Haupteingang des Airports stand, verflogen meine Gedanken an Nick jedoch schneller als sie gekommen waren.
Jetzt zählt es!

Meine neue Brille, die ich mir vorhin in dem kleinen Supermarkt gekauft hatte, schob ich mir ein wenig fester auf die Nase.
Es war ungewohnt eine zu tragen, aber mit Brille sah ich wirklich aus wie ein neuer Mensch und als Tarnung war sie brilliant.
Ich atmete ein paar Mal tief durch und betrat dann, gemeinsam mit vielen anderen Menschen die große Halle des Flughafens.

Neben mir befand sich eine Reisegruppe aus ungefähr sieben Personen die sich laut über ihren bevorstehende Urlaub Unterhielten.
Ich hatte Glück und sie wollten zu dem gleichen Terminal wie ich, also beschloss ich ihnen einfach zu folgen und lief ihnen einfach hinterher.

Im Terminal angekommen ließ ich meinen Blick über die Anzeigetafel gleiten und herauszufinden welcher Check-in Schalter für meinen Flug zuständig wäre.
Das gestaltete sich als einfacher als ich angenommen hatte, die Schalter wurden gut sichtbar mit Nummern versehen, also fand ich problemlos den Richtigen.
Auch wenn man online eincheckt, muss man am Abflugtag die Check-In Schalter der jeweiligen Airline aufsuchen, denn dort befindet sich auch die Gepäckaufgabe.
Da ich meine Bordkarte schon erhalten hatte konnte ich direkt dorthin weiter gehen.
Vor einem Gepäckautomaten zum Selbstbedien blieb ich stehen, ich scannte meine Boardkarte und bestätigte schnell die Gewichtsdaten meines Koffer und stellte ihn anschließend auf das Gepäckband.

Ich atmete einmal kurz tief durch, das meiste war geschafft. Langsam lief ich zu der großen Menschenansammlung, die sich schon vor dem Körperscanner versammelt hatte und stellte mich hinten an.

Meine Hände waren vor Nervosität Schweißnass und ich war mir sicher, dass man mir meine Anspannung vom Gesicht ablesen konnte.
Die Schlange vor mir wurde kürzer und kürzer und mittlerweile hatte ich das Gefühl, jeden Moment umzukippen.
Die Menschen um mich herum Unterhielten sich alle in einer Lautstärke, die einem Bienenschwarm Konkurrenz gemacht hätte, ein einziges durcheinander.
Ich umklammerte meine Bordkarte noch ein wenig fester und zog meinen Ausweis hervor. Nurnoch ein älteres Ehepaar war vor mir an der Reihe.
Die Dame legte gerade ihren Schmuck in den Koffer des Security Mannes und lächelte ihrem Ehemann verliebt zu.

Dann war ich an der Reihe. Der Scann verlief reibungslos und ich konnte zügig zu dem Mitarbeiter gehen, der für die Passkontrolle zuständig war.
Bis jetzt lief alles gut. Fast schon zu gut, schoss es mir durch den Kopf.
Der ältere Mann vor mir betrachtete mich mit einem kurzen Blick und murmelte mir dann entgegen : „Reisepass und Boarding Karte bitte."
Ich gab ihm beides und er begann damit meine Boarding karte zu scannen und sie mir dann zurück zu geben.
Schweißperlen standen mir auf der Stirn und mein Körper fühlte sich eher wie ein Fremdkörper an als etwas, das zu mir gehörte.
Der Mann war gerade dabei meinen Ausweis durch den Scanner zu ziehen und warf mir einen etwas längeren Blick zu.
Die Sekunden oder Minute die diese Prozedur dauerte, fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Die Menschen hinter mir begannen schon genervt zu Stöhnen.
In diesem Moment gab der Mann am Schalter mir meine Papiere zurück und ich lächelte ich erleichtert an.
„Danke!"

Er nickte mir nur knapp zu und ich lief einige Schritte in Richtung des Gates. Gleich hatte ich es geschafft. Mein Flieger würde in nicht einmal 30 Minuten starten und ich wäre endlich in Sicherheit.
Meinen Blick hatte ich blöd grinsend auf die Boardkarte in meiner Hand gerichtet als ich plötzlich gegen etwas hartes knallte.
Erschrocken sah ich auf und blickte in  ernst drein schauende Gesichter von zwei breit gebauten Security Männern.

„Miss.. Jones.. Ich muss sie bitten mit mir zu kommen! "



















Dunkles Verlangen [✔️] Where stories live. Discover now