Die Wahrheit?

24.7K 770 104
                                    


"RAUS" mit vor Wut verzerrtem Gesicht blickte Nick, Miss Mills an.
Diese jedoch würdigte ihn mit keinem Blick, ich nahm an, dass sie mit Wutausbrüchen dieser Art bereits vertraut genug war um weiter darauf einzugehen.
Mit jedoch saß der Schreck gewaltig in den Gliedern.

Zum einen weil Nick die zierliche Miss Mills mit Blicken bombardierte und ich mir langsam aber sicher  wirkliche Sorgen um ihr Wohlbefinden machte und zum anderen aber auch, weil ich nicht wollte dass sie Situation hier und jetzt Eskaliert.
Die pummelige kleine Haushälterin hatte mit ihren wenigen Worten meinen Verstand durcheinander gewirbelt.
Was sollte er mir sagen?
Es musste wichtig sein, denn ansonsten wäre sie nicht Todes mutig in die Höhle des Löwen marschiert, nur um diese kryptischen Worte loszuwerden.
Das Nick mir vieles verschwieg war mir klar, er verschwand plötzlich und tauchte dann wieder auf ohne sich zu erklären.
Er fuhr mit mir um den halben Staat und schleppte mich von Ort zu Ort ohne mir zu erklären was er wollte oder vorhatte.

Ich wollte Antworten.
Nein, ich BRAUCHTE Antworten!
Und dieser Arsch von einem Mann, der gerade wie ein wildgewordenes Tier auf Miss Mills zusteuerte, würde sie mir geben!

Doch bevor ich diese erhalten konnte musste ich erst einmal dafür sorgen, dass Nick die kleine Frau nicht umbringen würde, denn zutrauen würde ich ihm alles.

Schnell sprang ich von meinem Sofa auf und beeilte die wenigen Schritte die mich von Nick trennten zu überwinden.
Dieser hatte nur Augen für die Frau, die sich mittlerweile, leicht verängstigt am Türrahmen festhielt.

Kurz bevor er sie ereichen konnte,  schnappte ich nach seinem Oberarm und klammerte mich daran fest.
Blitzschnell drehte er sich zu mir um, die Wut in seinen Augen war nicht zu übersehen.
"Verschwinde sofort, sonst vergesse ich mich" presste er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.

"Nein" ich sah ihm fest in die Augen. Ich würde diesmal keinen Rückzieher machen, nicht wenn die Antworten die ich wollte so greifbar nah waren.
"Ich werde es nicht noch einmal sagen, Geh mir aus dem Weg"!
Mit seiner freien Hand griff er nach meinem Handgelenk und drückte es nach oben, weg von seinem Oberarm.
Ein kurzer Schmerz durchzuckte mich, aber ich ignorierte es gekonnt und sah ihn weiterhin fest an.
"Ich werde nicht gehen", ich senkte meine Stimme ein wenig und legte meine freie Hand sanft auf seine Brust, "Wenn du willst das ich dir Vertraue, dann musst du ehrlich zu mir sein".

In irgendeinem Buch hatte ich gelesen, dass es wirksam war, sich das Vertrauen des 'Bösewichtes' zu erschleichen. Wenn dazu ein wenig Korperkontakt notwendig war, konnte ich damit leben und genau das hatte er doch die ganze Zeit von mit verlangt, ich sollte ihm vertrauen. Warum also sollte ich seine, mir einzig bekannte, Schwachstelle nicht zu meinem Vorteil nutzen? Ausserdem war er wirklich alles andere als schlecht gebaut.
Als ich meine Hand auf seine Brust gelegt hatte, konnte ich spüren wie perfekt er wirklich war. Seine Muskeln hatten sich unter meiner Berührung sichtlich angespannt.
Bestimmt ging dieser Kerl vier mal die Woche in irgendein teures Fitnessstudio, naja, jedenfalls wenn er nicht gerade Frauen entführte oder jemanden umbrachte.
In meinem Fall jedenfalls, war dieses Buch die reinste Goldgrube gewesen, denn Nick entspannte sich ein wenig und schloss für einen Moment die Augen.
Meine Hand, die er wohl komplett ausgeblendet hatte, schmerzte unter seinem viel zu festem Klammergriff und ich zog leicht daran.

Er löste sich und blickte entschuldigend auf meine Hand, die jetzt einen dicken roten Striemen vorzuweisen hatte.
"Du hast Recht, wir sollten uns Unterhalten" mit schnellen Schritten lief er zurück zum Sofa und ließ sich darauf plumpen, er seufzte tief und deutete mir an, mich ebenfalls zu setzten.
Zögernd nahm ich sein Angebot an, ließ mich jedoch wieder auf der Couch gegenüber nieder. Zuviel Nähe ertrage ich nicht und ausserdem war ich unglaublich nervös. Warum machte er so ein großes Ding daraus? Miss Mills hatte sich schon vor einiger Zeit leise aus dem Zimmer geschlichen. Also war ich wieder mit Nick allein.

"Also.."? Setze ich an, weil wir nun seit geschlagenen zehn Minuten hier sitzen und uns anstarren, ohne das auch nur ein Wort gefallen ist.
"Ich wollte dich eigentlich davor schützen, aber du legt darauf wohl weniger Wert als ich dachte" sagte er und beobachtet dabei genau meine Reaktion.
Die Wut die sich schon seit Tagen in meinem Magen angestaut hatte, Platze nun wie eine Welle aus mir heraus.
"Da hast du verdammt nochmal Recht. Ich lege keinen Wert auf seinen sogenannten Schutz, ich lege auch keinen Wert auf deine Anwesenheit. DU bist derjenige der mich hier her verschleppt hat, in ein scheiß Haus, in einen scheiß Wald mitten im Nirgendwo!
Du hast einen Mann kaltblütig ermordet und danach noch die Motel Barbie in einen Container geschmissen, als wäre sie Abfall. Das sind Menschen du Psycho! Menschen die dir nichts getan haben, die ein Recht darauf hatten zu leben!
Und du willst es so hinstellen, dass du das für MEINEN Schutz tust?
Ich bereue nicht viel aber gleich nach dem ersten Abend hätte ich die Polizei rufen sollen, damit sie dich wegsperren du kranker Bastard! "

Ich war mittlerweile von meinem Platz  aufgesprungen und Tränen liefen meine Wangen herunter. Es tat unglaublich gut mir endlich einmal alles von der Seele zu reden.

Unter einem Schleiher von Tränen blickte ich Nick an. Ich erwartete nach meinem Ausbruch fast, das ich die nächste auf seiner Liste sein würde. Ein weiteres Leben,ein weiterer Mord, ich bezweifelte stark, dass es ihm etwas ausmachen würde, aber als ich mir meine Tränen soweit aus dem Gesicht geschwischt hatte um wieder einigermaßen klar zu sehen, erschrak ich.
Seine Mimik spiegelte etwas zwischen Wut und Trauer, seine Augen hatte er fest zusammengekniffenen und auch seine Körperhaltung war mehr mit einem zusammengesackten etwas zu vergleichen als mit dem starken Mann, den er sonst immer verkörperte. Mit der Wut hatte ich gerechnet aber warum war er traurig?
"Bist du fertig" brummte er leise.
Erschöpft ließ ich mich wieder auf das braune weiche Leder fallen und sah ihn an.
"Ja".
"Gut", er räusperte sich einmal kräftig und strafft seine Schultern, anscheinend hatte ihn meine Schimpftirade aus der Fassung gebracht. Gut so, sollte er ruhig auch merken wie es sich für mich anfühlt.

Er zog sein Handy aus seiner Hosentasche und tippte ein paar Mal darauf herum.
"Vielleicht ändert das hier ja deine Meinung", er schob mir das Handy zu.
Auf dem Display erkannte ich die lokale Nachrichten Seite, es war eine Fernseh Aufnahme. Die Aufnahme war pausiert und neben der Reporterin war ein großes Bild zu sehen.

- Serienmörderin auf der Flucht -

War mit großen Buchstaben unter meinem Gesicht geschrieben worden.

Ich sah geschockt zu Nick, der mir steif gegenüber saß und auf das Handy starrte.

"Spiel es ab"

Dunkles Verlangen [✔️] Where stories live. Discover now