Panik

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Panik!
In meinem Kopf herrschte das komplette Durcheinander.
Sie wissen es!

Doch trotz all der schrecklichen Gedanken die mir durch den Kopf schossen und die sich an fühlten als wäre ein Blitz direkt dort hindurch gerast , blieb ich wo ich war und lächelte die beiden bulligen Typen zuckersüß an.
„Gibt es ein Problem?", fragte ich so unschuldig wie möglich.
"Wir hoffen nicht, Miss", der Glatzköpfige Typ sah mich erst an und forderte mich, mit einer Handbewegung, auf ihm zu folgen.
„Ich möchte ungern meinen Flieger verpassen.. ", setzte ich an, doch der mürrische Blick des Mannes ließ mich innehalten.
„Wenn Sie nicht mitkommen werden Sie ihn sowieso nicht erwischen, bringen wir das Ganze also hier einfach schnell hinter uns!"

Der Schock musste mir, trotz meiner Bemühungen, einen neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten, anzusehen sein, denn der jüngere der beiden Männer lächelte mir aufmunternd zu. „Keine Sorge, es geht wohl um ihren Koffer, so etwas haben wir hier öfter. Wenn wir uns beeilen, erreichen Sie Ihren Flug sicherlich noch."
Ich nickte zustimmend, aber das Gefühl das sich in meiner Magengegend breit machte, war alles andere als schön.
Ich presste meine Lippen etwas fester aufeinander und betete Inständig, dass es wirklich nur um meinen Koffer ginge.

Unser Weg führte uns in einen abgesperrten Teil des Flughafens. Nicht wirklich abgesperrt, aber eben nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Hier, in diesen kaalen, langen Gängen, war es um einiges frostiger als draußen und eine Gansehaut breitete sich aus meinen Armen aus.
Ich war nie wirklich gläubig gewesen, auch wenn meine Mutter mir als Kind oft Geschichten aus der Bibel vorgelesen hat und ich jeden Sonntag mit ihr in die Kirche gegangen bin. Aber genau in diesem Moment betete ich inständig, dass irgend jemand da oben mich hören würde und mir aus dieser Situation helfen könnte.

Mittlerweile saß ich auf einem kalten Metallstuhl und wartete auf einen Mitarbeiter. Nach ungefähr fünf langen Minuten öffnete sich die schwere Tür und ein Mann mittleren Alters und schütterem Haar nickte den beiden Männern neben mir zu.
„Miss Jones?", fragend suchte er meinen Blick.
Noch bevor ich mehr als ein Kopfnicken zustande bringen konnte, mischte sich der Glatzköpfige Security Mann ein : „sollen wir hier warten, Sir?"
„Schon gut, wir werden schon zurechtkommen! Nicht wahr Miss Jones?", die Art wie er meinen Namen aussprach ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen.
„Ganz wie Sie wünschen." Die beiden Männer warfen mir noch einen prüfenden Blick zu, bevor sie den langen Flur, aus dem wir gekommen waren, zurück liefen.
Irgendwie wünschte ich mir, dass die beiden hier geblieben wären. Es war lächerlich, aber der kleine zierliche Mann, mit dem viel zu großen Hut auf dem Kopf, flößte mir mehr Angst und Respekt ein, als die beiden zwei Meter Muskelmänner es getan hatten.

„Wollen wir dann..?", der ältere ging mir voraus in den kleinen Raum und ich folgte ihm  mit leicht zitternden Knien.
Er nahm sofort hinter seinem Schreibtisch Platz und fixierte mich dabei ununterbrochen.
„Setzen Sie sich!"
Ich folgte seiner Aufforderung und ließ mich auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder.
Immer noch darauf bedacht mir nicht Anmerken zu lassen, wie nervös ich eigentlich war, versuchte ich ein einigermaßen festes Lächeln zu stande zu bringen.
Entspannt und betont lässig saß er mir gegenüber und sagte kein Wort.
„Nun..", setzte ich an und unterbreche mich sofort selbst wieder, meine Stimme war hoch und unangenehm piepsig gewesen.
So würde ich weder ihm noch mir selbst etwas vor machen können. Mein Plan war perfekt gewesen und ganz sicher würde dieser kleine alte Mann mir jetzt wegen eines Koffers einen Strich durch die Rechnung machen.
Entschlossen straffte ich meine Schulter ein wenig und räusperte mich kurz, ehe ich fortfuhr : „Es gibt also ein Problem mit meinem Koffer? "

Die Augen meines Gegenübers begannen vergnügt zu leuchten und ein breites Grinsen bedeckte sein Gesicht.
Er lachte anscheinend nicht sehr oft, denn es wirkte unnatürlich, fast schon gezwungen.
Er stützte seine Arme auf das Holz des Schreibtisches und beugte sich leicht nach vorne, seine Stimme triefte vor Verachtung als er mir die Worte entgegenschleuderte die meine schlimmsten Vermutungen bestätigen sollten.

„Wer hat ihnen denn diesen Blödsinn erzählt ?"

Geschockt saß ich auf dem unbequemen Holzstuhl und versuchte meine Gedanken zu sammeln. Der Security Typ hatte zwar nicht explizit gesagt, dass es um meinen Koffer ginge, aber die Vorstellung daran hatte mich etwas beruhigt.
Ich schluckte den Kloß der sich in meinem Hals angesammelt hatte und sich wie eine Schlingel anfühlte, herunter zu schlucken. So ruhig wie es es mir möglich war fragte ich :
„Und um was geht es dann? "

„Es gibt da eine kleine Unregelmäßigkeiten mit ihrem Reisedaten, Miss Jones."

Okay, eine Unregelmäßigkeit in meinen Reisedaten. Das war nicht ungewöhnlich, vielleicht war mein Reiseziel nicht das beste gewesen. Costa Rica war nicht das übliche Ziel eines Touristen, es war zwar ein tolles Fleckchen Erde aber womöglich wollten nicht viele Leute nach Zentralamerika. Womöglich lag es auch an meinem One-way Ticket. Bei so etwas gab es ja auch manchmal Schwierigkeiten mit der Einwanderungsbehörde. Die Möglichkeiten waren endlos.
Aber für all diese Fälle hatte ich mir schon passende Antworten überlegt.
Nick hatte Freunde in San Jose, die ich als Kontakte nennen konnte.
Ich entspannte mich wieder ein wenig und lächelte den Mann leicht an.

„Das können wir bestimmt klären, wie kann ich helfen?", fragend sah ich in seine dunklen Augen, aus denen der Schimmer verflogen war und wartete auf eine Antwort.

„Wir müssen nur warten.."

Diese Antwort verunsicherte mich wieder etwas und ich zog eine Augenbraue leicht nach oben.

„Und.. Worauf warten wir?"

„Die Polizei."

Dunkles Verlangen [✔️] Where stories live. Discover now