Das Angebot

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.. Die Flüchtige Frau.. 

.. In der Nähe des Caine Motel gesehen.. 

.. Dringend Tatverdächtig.. 

.. Eventuell  Bewaffnet.. 

.. Mindestens zwei Morde.. 

.. Serienmörderin.. 

.. Auf der Flucht.. 

.. Möglicherweise psychisch Instabil.. 

Die Worte sickerten nur langsam und wie durch einen Filter, in mein Bewusstsein vor. 

Ich kam mir vor wie in einem schlechten Horrorfilm, nur das dies leider der Wirklichkeit entsprach. 

Das Bild der Nachrichtensprecherin verschwamm langsam vor meinen Augen und ich hatte Schwierigkeiten ihr zu zuhören. 

In meinem Kopf drehte sich alles. Warum wurde ich des Mordes beschuldigt? 

Ich versuchte meine Atmung zu regulieren, da ich wahrscheinlich kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand und konzentrierte mich erneut auf den Bildschirm vor mir. 

Wir raten dringend davon ab sich ihr allein zu nähern. 

Kontaktieren sie in diesem Fall sofort ihre Örtliche Polizeibehörde

Es wird vermutet das sie sich in Begleitung…. 

Nick hatte sich sein Handy zurückgeholt und pausierte das Video. 

"Das ist lächerlich!" sauer funkelte ich ihn an. 

Er zuckte nur resigniert mit den Schultern und steckte sein Telefon zurück in seine Tasche. 

"Und trotzdem wirst du des Mordes beschuldigt, jedenfalls gehörst du zu den dringend Tatverdächtigen, aber falls es dich beruhigt, kann ich dir versichern dass mein Name auch fällt". 

"Wieso sollte mich das beruhigen? Es sollte ausschließlich DEIN Name fallen. Du hast diese Menschen umgebracht. Nicht ich!" 

"Anscheinend hast du es immer noch nicht verstanden Mia." er beugte sich leicht nach vorn und sah mir direkt in die Augen. 

"An dem Tag als ich dich gehen ließ, wollte ich dich nie wieder sehen. Du hast einen Mord gesehen, der nicht für deine Augen bestimmt war. Ich hatte nicht vor dich zu entführen, aber zu deiner und meiner Sicherheit musste ich es tun. Als ich erfahren habe, dass es Überwachungsbänder gibt die dich und mich neben der Leiche zeigten, musste ich dich in Sicherheit bringen. Denkst du wirklich jemand hätte dir geglaubt das du zufällig da warst? "

Denkst du, die Polizei glaubt dir, wenn sie sehen, wie du mir freiwillig dein Telefon gibst und dich auch noch zu dem Mann hinab beugst und ihm nicht hilfst?

Ich habe die Bänder gesehen und vertrau mir, du wirkst nicht sehr unschuldig darauf"

"Ich hätte es erklären können! Auch wenn du es als noble Geste deklarieren möchtest, ist es allein dir zu verdanken, dass ich jetzt in dieser Lage stecke. Also tu mir den Gefallen und stell dich nicht als Heiligen Samariter hin, denn der bist du nicht! "

 Ich war absolut überfordert mit der Gesamtsituation, mein Kopf raste auf Hochtouren um irgendeine plausible Lösung für diese Scheiße zu finden. 

" Stell dich" sagte ich plötzlich, "wenn du mir helfen willst dann stell dich der Polizei und erkläre es ihnen. Ich war mir absolut im klaren darüber wie erbärmlich mein Vorschlag war, aber mir fiel nichts besseres ein und einen Versuch war es wert. 

Das dachte ich zumindest so lange bis ich ein erheitertes Schnauben von Nick wahrnahm. 

"Das kann nicht dein Ernst sein?" mit hoch gezogenen Augenbrauen sah er mich an. 

"Ich bedauere zwar, dich in diese Lage gebracht zu haben, aber stellen werde ich mich sicherlich nicht. Mit einem anderen Vorschlag kann ich allerdings dienen" 

Langsam richte ich mich auf und blickte ihn Interessiert an. 

"Und..?" 

Leicht belustigt hob sich sein Mundwinkel einen Millimeter nach oben bevor er anfing zu sprechen : "Ich bezweifle zwar, dass mein Vorschlag sofort gut bei dir ankommen wird, aber du solltest ihn dir in Ruhe anhören und dann überlegen was das beste für dich ist. Meiner Meinung nach ist es allerdings auch deine einzige Möglichkeit, also…" mit verschränkten Armen ließ er sich ganz entspannt nach hinten sinken und musterte mich überlegen. 

Als ich nach ein paar Minuten immer noch schweigend da saß, ich meine, was soll ich darauf auch großartig antworten, fuhr er fort. 

" Wie schon erwähnt tut es mir leid wie alles verlaufen ist, ich biete dir also folgendes an. 
Ich habe einige Bekannte die sich gut mit der Beschaffung von neuen Papieren auskennen. 
Du bekommst einen neuen Namen, vielleicht einen anderen Look und ich würde dir die Reise in ein Land deiner Wahl finanzieren. 
Die einzige Bedingung die ich habe ist das du niemanden jemals hiervon erzählst. Ich habe Kontakte zu vielen hochrangigen Leuten, auch außerhalb des Landes..du kannst mir also glauben, dass ich immer ein Auge auf deine Aktivitäten haben werde"

Dieses 'Angebot' kam mir im ersten Moment wie ein schlechter Witz vor. 

" Du erwartest von mir mein komplettes Leben aufzugeben? "

Fassungslos über soviel Ignoranz schüttelte ich meinen Kopf. "Niemals!"

"Genau das erwarte ich und ich bin mir ziemlich sicher dass du zustimmen wirst, wenn du erst einmal darüber nachgedacht hast".

Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob er sich von seinem Platz und lief in Richtung der Treppen. Kurz bevor er den Raum verließ drehte er sich noch einmal zu mir um.

"Wenn du ehrlich zu dir selbst bist hast du gar kein Leben das du aufgeben würdest. Jedenfalls kein erfülltes. Gute Nacht, Mia" 

Damit ließ er mich allein mit meinen konfusen Gedankengängen sitzen und ging davon. 

Ich schnappte mir eine Decke, die jemand achtlos über der Lehne des Sofas geschmissen hatte und deckte mich damit zu.
Was für ein Chaos.
Für einen Moment schloss ich meine Augen, die vielen Informationen die in so kurzer Zeit auf mich eingeprasselt waren, verursachten mir Kopfschmerzen.
Wieso wurde nach mir gesucht und nicht nach ihm?
Wenn es Überwachungsbänder gab, dann musste darauf deutlich zu erkennen sein, wer hierfür wirklich die Schuld trug.
Allerdings hatte er mir auch mit einer Andeutung verraten, dass er Leute in mächtigen Positionen kannte, die wohl solche Angelegenheiten für ihn regeln konnten.
Wieso aber wollte er mir dann helfen, würde doch perfekt passen, einer musste ja schließlich der Sündenbock sein.
Über die  wieso Frage würde ich mir allerdings später den Kopf zerbrechen, denn mit einer Aussage hätte er tatsächlich ins Schwarze getroffen.

Was genau war eigentlich  lebenswert an meinem jetzigen Leben?
Ich meine, ja, ich hatte einen festen Job, auch wenn dieser nur in einem kleinen Cafe war und der Lohn wirklich beschissen, aber trotzdem..
Und ich hatte Freunde.. Naja gut.. eine Freundin. Su würde sich bestimmt riesige Sorgen um mich machen, ausser sie glaubte den Medien und dachte auch ich wäre für diese Morde verantwortlich..
Und meine Eltern waren beide Tod..

Umso länger ich darüber nachdachte, umso weniger verstörend war Nicks Angebot.
Ein neues Leben, in dem ich werden und sein konnte wer ich wollte. Neue Freunde, vielleicht sogar einen Seelen Verwandten, ein Job in dem ich mich wohl fühlte und in dem ich mit netten Leuten zusammen arbeiten würde.

All das klang verlockend aber die Tatsache, dass  mein verschwinden einem Schuldeingestandnis gleichkommen würde, verunsicherte mich doch stark.

Erschöpft schnappte ich mir ein Kissen und ließ mich auf das Sofa fallen, mit der Decke Umschlag ich meinen Körper als wäre sie eine zweite Haut.
Nach kurzer Zeit fiel ich in einen unruhigen Schlaf.





Dunkles Verlangen [✔️] Where stories live. Discover now