The End

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1 Jahr später

„Ihre Schwester ist da, Miss Jones.", eine Ärztin hatte ihren Kopf durch die Tür gestreckt um mir die Neuigkeiten mitzuteilen.
Sofort sprang ich auf und schnappte mir mit einem breiten Lächeln im Gesicht meinen kleinen Reisekoffer. Heute war es endlich so weit!
Die Besuche von Su waren mittlerweile eine Art Routine geworden. Zwei Mal im Monat kam sie mich für ein paar Stunden besuchen, zuerst hatten wir uns im Gemeinschaftsraum der psychiatrischen Einrichtung, in der ich mich immer noch befand getroffen und uns unterhalten. Auch wenn die Gespräche erst sehr zögerlich verlaufen waren, sind wir uns nach kurzer Zeit wieder näher gekommen. Es war ja nicht so, dass ich Su nicht kannte, nur dachte ich eben immer sie sei eine Freundin und nicht meine Schwester von der ich nichts gewusst hatte.

Die vielen Therapeuten die hier arbeiteten hatten uns zuerst keine Sekunde aus den Augen gelassen, doch von Besuch zu Besuch wurden die Vorschriften gelockert. Zuerst durften wir, zusammen mit einem Mitarbeiten in den Garten gehen um uns zu unterhalten, danach auf dem großen Gelände. Erst mit und dann ohne Personalbegleitung.
Es fühlte sich toll an mit Su zu reden und zu wissen, dass sie immer das Puzzle Teil war, welches ich tief in meinem Inneren gesucht hatte.

Doch heute war ein besonderer Tag. Heute würde Su mich mit zu sich nach Hause nehmen und dort würde ich ein komplettes Wochenende mit ihr allein verbringen dürfen. Es war ein unglaublich befreiendes Gefühl endlich wieder diesen Ort verlassen zu können.
Die Monotonen Tagesabläufe hingen mir mittlerweile zum Hals heraus.

Frühstück - Therapie - Mittagessen - Zeit mit den anderen verbringen - Arzt Gespräche - Abendessen.

Und am nächsten Tag begann alles wieder von vorn.
Als Dr. Stein mir erzählte dass ich, ihrer Meinung nach, mittlerweile stabil genug wäre um einen kleinen Ausflug mit meiner Schwester zu unternehmen, konnte ich mein Glück kaum fassen. Besser hätte ich es mir nicht vorstellen können. Und besser hätten mir die Umstände auch auf keinen Fall in die Karten spielen können.

„Hey!", Su nahm umarmte mich zur Begrüßung und sah mich danach mit einem strahlen in den Augen an. „Bereit?"
Freudig erwiderte ich ihre euphorische Begrüßung und nickte zustimmend.
Zusammen liefen wir zu ihrem Auto, ein blaues, ziemlich geräumig wirkendes Gefährt.
Als Su meinen Blick bemerkt grinst sie selbstverliebt. „Es ist ein ŠKODA Octavia! Ich hab' ihn mir letztes Jahr gekauft und liebe ihn einfach!"
Grinsend betrachte ich den Wagen etwas genauer. Er sah wirklich schick aus, etwas wie ein Gelände Fahrzeug aber dennoch sportlich genug um nicht klobig zu wirken. Vorallem die Rückbank wirkte mehr als geräumig..
Zufrieden ließ ich mich in den weichen Sitz auf den Beifahrersitz sinken und schloss für einen Moment die Augen.

Su ließ sich gerauschvoll neben mir nieder und startete den Wagen. „Bis zu mir sind es etwa drei Stunden Fahrt. Mach es dir gemütlich.", sagte sie, während sie das Fahrzeug aus dem Gelände manövrierte.
Nachdem wir dieses passiert hatten atmete ich erleichtert aus, dies entging auch Su nicht und sie warf mir einen kurzen Blick zu.
„Hör mal..", begann sie etwas zögerlich. „Ich weiß wie hart die letzten zwei Jahre für dich gewesen sein müssen und es tut mir wirklich leid, dass ich nicht so für dich da war wie ich es wohl hätte sein sollen."

Mittlerweile waren wir auf einer Schnellstraße angekommen und ich beobachtete die anderen Autos während ich zu einer Antwort ansetzte: „Ich hab dir doch schon gesagt dass du dich dafür nicht entschuldigen musst, Su."

„Ja, nur.. Es war so hart zu tun als wäre ich nur deine Freundin. Sie haben mir ständig gesagt wie wichtig es ist dich nicht mit den Geschehnissen zu bedrängen. Deine Psyche wäre zu Instabil und sie wollten nicht das.. das..", brabbelte sie vor sich hin.
Entnervt seufzte ich in mich hinein. Genau vor dieser Art von Gespräch hatte ich mich gefürchtet. Warum musste sie es mir so schwer machen?

Dunkles Verlangen [✔️] Where stories live. Discover now