2. Kapitel Keine Gnade den Schuldigen

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Somebodys knocking at your door, somebodys knocking at your door. Oh Jesus, why don't you answer? Somebodys knocking at your door", die Gesänge hallten durch die kleine Kirchenkuppel, einige schnipsten im Takt. Ein kleines Mädchen in der hinteren Teil der Kirche traf keinen Ton, der Mann nahe am Altar war viel zu tief, die zwei Jugendliche neben mir wussten anscheinend nicht, wo sie waren und gröllten ein "Answer Jesus" in der falschen Tonlage, ihrem Geruch entnahm ich, das sie mehr als einen Joint vor dieser Folter geraucht. Ich hasste die Kirche. Zu viele Menschen auf einem Haufen so dicht bei einander. Auch meinem Vater war unwohl. Er zählte innerlich mahl wieder bis eintausend, um sich vor den pulsierenden Halsschlagadern abzulenken.

Zu meiner rechten hockte Mikesch, ein süßer Junge mit braunen Locken, blasser Haut und wunderschönen dunkelbraunen Augen, in den man versinken konnte. Er hielt meine Hand, meine blassen Wangen wiesen kleine rosa Spuren auf, mein Herz pochte fröhlich, die Schmetterlinge in meinem Bauch setzten zum Tango an. Endlich setzten sich alle hin, nur ein Mann, der Pfarrer rief ein paar Leute auf, die heute Solo oder im Chor singen. Mir fiel die Liste ein und ich erstarrte. Oh nein, ich war heute dran. Okay, ich konnte irgendeine Gospelnummer schnell herunter rattern, gefolgt von vielen Augenpaaren ging ich nach vorne. Ich war zum Schluss dran, mein Blick huschte unauffällig in dem großen Saal umher. Über mir hing ein Halter mit drei rote Kerzen, ein paar Wachstropfen fielen zu Boden. Ich hörte mich selber nur irgendeinen Titel sagen, die ersten Töne erklangen. Das war nicht 'Operator'. Aber ich kannte das langsame Lied. Und wie von selbst verließen die Worte meinen Mund:

"Ask not the sun, why she sets. Why she shrouds her light away. And why she hides her glowing glaze, when night turn crimson gold two grey. For silent falls, the guilty sun, as day to dark does turn One simple truth she dare not speak, her light can only blind and burn. No mercy for the guilty, bring down the lying sun, Blood so silver black by night, opon their faces pale white
Cruel moon bring the end, the dawn will never rise again"

Ein blutroter Tropfen Kerzenwachs schlug auf dem Boden auf. Alle klatschen, doch in meinem Herzen war keine Freude darüber. No mercy for the guilty: Keine Gnade den Schuldigen. Sie würden auch keine Gnade haben. Sie würden uns vernichten bis auf den Letzten. Ich spürte das Holz der Kirchenbank unter mir, Mikesch's Hand auf meinem Oberschenkel. Nur verschwommen nahm ich wahr, das der Pfarrer sprach. Dieser Wachstropfen war vor meinen inneren Augen zu Blut geworden. Blut das bald fließen wird. Doch es sollte nur meines sein.

"Treffen wir uns morgen zum Eisessen?", Mikesch lief neben mir über den Bürgersteig, die Autos brausten an uns vorbei. "Ich weiß noch nicht, ob ich Zeit habe", ich verzog das Gesicht, weil ich meinem Schwarm eine Absage erteilte. "Kein Problem, wir finden sicherlich noch genug Zeit", er küsste mich auf die Wange, ich sah verlegen zu Boden. "Lily, wir schreiben uns, bis heute Abend zur Party", ich fühlte seine Finger über meine Wangenknochen streichen, ich nickte fast automatisch. "Klar, bis später", meinte ich lächelte und versank kurz in seinen Augen. Dann wand ich mich um und sperrte meine Haustür auf, meine Eltern waren Einkaufen. Meine flinken Schritte hallten im Treppenhaus wieder, als ich bis zum Dachgeschoss lief, der Fahrstuhl war wie immer kaputt.

Als die Wohnungstür hinter mir zufiel, eilte ich zuerst in die Küche, um den Kühlschrank mit den Blutbeuteln zu plündern, die für den Notfall dar waren. Da ich beinahe in der Kirche Amok gelaufen wäre, sah ich dies als Notfall, auch wenn gejagtes Blut viel besser schmeckte. Mikesch nicht anzufallen war eine Königsdiziplin. Die Party von Boris, einem Klassenkameraden war schon lange das Gesprächsthema an unserer Schule. Ich war eigentlich nie viel auf solchen Festen, doch Mikesch zu Liebe rang ich mich heute Abend durch. Meine Familie zog oft um, den ich war zu schnell gealtert, sie beide gar nicht, das war ziemlich auffällig. Viele Freunde hatte ich so nur noch wage in Erinnerung, den Kontakt hielten wir nur selten. Seufzend schnappte ich mir ein schwarzen Kapuzenpulli ohne Ärmel aus meinem Schrank und hielt ihn vor mich. Das musste für den Abend reichen.

Als es etwa sechs Uhr Abends war, duschte ich mich und trockente meinen blassen Körper schnell ab. Dann zog ich ihn statt meiner Bluse von vorhin an und machte mein Gesicht sauber. Mein Instinkt meldete mir, das unsere Vernichtung näher rückte. Ich durfte nicht daran denken, jetzt zumindest nicht. Im Spiegel prüfte ich normal mein Outfit. Dunkle Schminke, Jeans, der schwarze Kapuzenpulli. Meine starken Arme hatte ich verschrenkt. Die schwarzen Turnschuhe gaben eher einen Marathon als eine Party zum Anlass. Seufzend ging ich aus meinem Zimmer, mein Vater amüsierte sich mit meiner Mutter. Gut so, sie würden mich erwürgen, wenn sie jetzt sehen könnten, wie ich gekleidet war. Vor der Tür stand bereits Mikesch, auch er trug normale Sachen, sah aber wie immer verboten gut aus.

"Hey Babe", er legte mir einen Arm um die Hüfte und zog mich an sich, schon verwickelte er mich in einen Zungenkuss. "Hi Mikesch", ich strich mir eine Haarsträhne zurück und legte ihm dann die Hände in den Nacken. "Bereit? Ich habe den Wagen von meinem Alten, das heißt wir müssen nicht laufen", Mikesch war achtzehn, auch wenn man ihm das nicht ansah. Mit seinen Engelslocken war er irgendwie knuffig. Bevor ich antworten konnte, zog er mich zu einem schwarzen Ford und hielt mir die Tür auf. "Mylady", scherzte er und hielt eine Hand hinterm Rücken. Ich legte gespielt eitel den Kopf in den Nacken. "Danke der Herr", ich ließ mich lachend auf den Sitz fallen, als er die Autotür zumachte.

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