Die Verbindung

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Sie brachten Loki auf ein ziemlich grosses Flugzeug – Flugobjekt traf es eigentlich eher – und schlossen ihn in einem kleinen, schalldichten Raum ein. Eine Kapsel, die sich bei Bedarf entfernen liess, wie unschwer zu erkennen war. Die Handschellen hatten sie ihm nicht abgenommen. Obwohl es für ihn ein Leichtes gewesen wäre, das schwache Metall zu zerbrechen, tat er es nicht. Er setzte sich auf die Bank in dem Raum und lehnte den Kopf gegen die Wand. Über sich sah er eine Kamera, die in jede Ecke der Kapsel reichte. Es war ihm egal. Sollten sie ihn beobachten, wenn ihnen das Spass machte. Die Schwäche kroch wieder durch alle seine Glieder und liess ihn die Augen schliessen.

Ein Fehler: sofort stürzten die Bilder wieder auf ihn ein. Er wollte sie abwehren, aber es gelang ihm nicht. Und als er die Augen wieder öffnete, stellte er fest, dass es auch nichts änderte. Die Bilder blieben.

Was war nur los mit ihm? Er begab sich nicht freiwillig in Coulsons Gedächtnis, und doch waren es dessen Erlebnisse von dem Moment an, wo Loki ihn niedergestochen hatte, die ihn verfolgten. Er war es inzwischen gewohnt, dass ihn dergleichen in seinen Träumen verfolgte, doch im Moment schlief er nicht. Im Gegenteil: er fühlte sich so hellwach wie selten. Ausgelaugt, aber hellwach.

Es musste irgendeine Verbindung zwischen ihm und Coulson geben. Anders konnte sich Loki das Ganze nicht erklären. Doch je intensiver die Bilder wurden, desto mehr trat diese Frage in den Hintergrund...

Er sah, wie Coulson am Boden lag, Sekunden nachdem er ihn mit dem Zepter niedergestreckt hatte. Sich selbst sah er nicht, dafür fühlte er auf einmal einen brennenden, stechenden Schmerz in der Herzgegend. Das Atmen fiel ihm immer schwerer, und er realisierte, wie das Leben gnadenlos aus ihm herausfloss.

Erschrocken wollte er sich erneut von diesen Bildern lösen, doch der Versuch schlug abermals fehl. Er lag ihm Sterben... und dann war er auch schon wirklich tot. Nein, nicht er war es, der da leblos am Boden lag, sondern Coulson. Doch in diesem Augenblick verschmolz er mit dem Agenten. So sehr, dass ihn auf einmal die kalte Finsternis des Todes umfing.

Bis zu jenem Moment, wo er anfing zu betteln. Darum, endlich sterben zu dürfen...

Loki keuchte, fuhr hoch und fiel einen Atemzug später wieder in sich zusammen. Sein Blick wurde starr, seine Pupillen weiteten sich, und ohne dass er es merkte, löste sich die Magie, die auf seinem Äusseren lag, langsam auf... Er nahm die blaue Gestalt eines Frostriesen an.

Aber er war nicht Loki im Moment. Nein, er war Phil Coulson. Und er lag auf einem Operationstisch und litt. Er litt solche Schmerzen, dass er um den Tod bettelte. Immer und immer wieder. Doch sie hörten nicht auf ihn. Man hatte ihm etwas injiziert, eine ausserirdische Substanz, welche die Regeneration seines geschädigten Herzens bewirkte. Langsam und schmerzhaft, aber effizient. Gleichzeitig lag sein halber Schädel offen, und mehrere Apparaturen machten sich an seinem Gehirn zu schaffen, setzten die Synapsen neu zusammen und programmierten eine Realität da hinein, die so nie wirklich stattgefunden hatte. Auch das schmerzte unsäglich, und er hörte sich – Phil! – wieder um den Tod betteln...

Und dann war es endlich vorbei. Phil Coulson glitt in einen gnädigen Traum hinab, wachte auf einer wunderschönen Insel mit kristallblauem Meer auf und lief barfuss den herrlich weissen Sandstrand entlang. Tahiti – er war auf Tahiti gelandet. Verbrachte nach den für ihn traumatischen Ereignissen in New York einen wohlverdienten, längeren Urlaub dort.

Zumindest war es das, was Coulson hatte glauben sollen...

Loki tauchte aus der Trance auf. Der Schock war so gewaltig, dass er nach Luft schnappte wie ein Ertrinkender. Phil Coulson war nie auf Tahiti gewesen – das war nur eine falsche Erinnerung, die sie ihm implantiert hatten. Genauso wie die Behauptung, er wäre nur ein paar Sekunden lang tot gewesen, und man habe ihn mehr oder weniger sofort reanimieren können...

Lokis Punishment - Lokis StrafeWhere stories live. Discover now