Alte Freunde

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«Warum haben sie das getan?» fragte Coulson gedehnt. Um seinen Mund spielte ein feines Lächeln, und er hob eine Braue. «Wollten sie, dass ich Mitgefühl für sie entwickle?»

Loki war im ersten Moment zu verblüfft, um zu lachen. Er starrte den Agenten an, als sähe er einen Verrückten vor sich. «Ja, klar!» Jetzt lachte er doch, nur kurz, aber deutlich spöttisch. «Wollen sie etwa behaupten, es hat nicht geklappt?»

Coulsons Lächeln blieb. «Nein, hat es nicht.» Er wandte sich an seine Leute. «Nehmen sie ihm die Handschellen ab.» Dann wieder an Loki. «Im Ernst: warum?»

«Die Handschellen abnehmen, Sir?» fragte Mack konsterniert und mit deutlicher Abwehr in der Stimme. «Der Kerl ist gefährlich.»

«Als ob ich das nicht bestens wüsste,» erwiderte Coulson immer noch völlig gelassen. «Aber wie ich jetzt genau weiss, kann er sie sowieso mit Leichtigkeit aufbrechen, wenn er will. Also können wir sie ihm genauso gut abnehmen.» Er ignorierte die irritierten Blicke seiner Agenten und heftete die Augen weiterhin fragend auf Loki. «Nochmal: warum?»

«Ich dachte, ich schulde ihnen was.» Loki grinste leicht säuerlich und zuckte die Schultern. Doch seine ernste Stimme wollte nicht so ganz zu der gespielten Gleichgültigkeit passen. «Betrachten sie's als kleines Geschenk. Immerhin gefällt es ihnen ja nicht besonders, was ich jetzt so alles über sie weiss...» Er liess den Rest des Satzes in der Luft hängen.

Mack behagte es sichtlich nicht, den Befehl seines Vorgesetzten auszuführen. Als er Lokis Handschellen löste, sprach sein Blick Bände. Er fixierte ihn scharf, die eine Hand lag bereits wieder an der Waffe. «Sie planen doch irgendwas,» schnappte er wütend. «Genauso wie vor einem Jahr, kurz vor dem Angriff auf New York.»

Loki wollte etwas sagen, doch Coulson kam ihm zuvor. «Es sieht so aus, als sei unser Möchtegern-Welteroberer hier...» Er dehnte das Wort. «...auf der Flucht.»

«Auf der Flucht?» Das waren Mack und Melinda gleichzeitig. Sie meinten, sich verhört zu haben. «Vor wem?»

Coulson konnte ein Schmunzeln nicht mehr unterdrücken. «Vor ganz Asgard, so wie's aussieht.» Er legte eine kleine Pause ein und fügte dann, schlagartig wieder ernst geworden, hinzu: «Und Thor hat ihn hergebracht.»

«Was?» Melinda trat neben Mack und richtete ihre Waffe wieder auf Lokis Gesicht. «Und das hat er ihnen alles einfach so erzählt?»

«Nicht so ganz...» antwortete Coulson, doch ehe er weitersprechen konnte, war plötzlich ein lautes Rumpeln über ihren Köpfen zu hören. Das ganze Flugzeug wurde durchgeschüttelt und schien für Sekunden gefährlich aus dem Kurs zu kommen. Melinda wäre am liebsten sofort ins Cockpit gerannt, doch sie hoffte, der Autopilot würde noch für einen Moment genügen. Sie wollte Mack und Coulson nicht mit dem Asgardianer alleine lassen.

«Was war das?» zischte sie gefährlich leise und zielte jetzt direkt auf den Punkt zwischen Lokis Augen. Auch die beiden Männer starrten ihn wütend an. Doch Loki hob nur gelassen die Hände und erwiderte: «Ich bin unschuldig. Schätze, das ist der, den sie eben erwähnt hatten...»

«Thor?» Auf Coulsons Gesicht spiegelten sich Unglauben und leichte Verunsicherung wider, doch ehe er noch etwas sagen konnte, öffnete Loki bereits ein Portal und liess den Bruder ins Stockwerk über ihnen eintreten. Eine Sekunde später tönte auch schon die Stimme eines Agenten aus dem Lautsprecher: «Sir, wir haben plötzlich einen Besucher hier.» Coulson, Mack und Melinda wussten instinktiv, dass Lokis Handbewegung offenbar dazu geführt hatte, den Donnergott ins Flugzeug zu lassen. Sie starrten den Schwarzhaarigen mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen an, doch Loki meinte nur grinsend: «Thor wäre sowieso reingekommen. Auf die Weise demoliert er hier wenigstens nichts.»

Lokis Punishment - Lokis StrafeDove le storie prendono vita. Scoprilo ora