Der Anfang vom Ende - Teil I

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«Clint, bist du verrückt?» Natashas Stimme über Funk klang angespannt, schon fast ein klein wenig panisch. «Was machst du da?»

Barton wusste, dass es der reinste Irrsinn war, diese Kerle allein anzugreifen. Aber was sollte er sonst tun? Er stand gerade allein auf weiter Flur da, abgeschnitten von den Avengers und den SHIELD-Agenten, die sie zu unterstützen versuchten. Eigentlich wäre es das Beste gewesen, sich einfach umzudrehen und zu fliehen. Doch die Chitauri-Horde vor ihm griff eine Gruppe von verängstigten Zivilisten an – da konnte Clint unmöglich ruhig zuschauen. Und abhauen erst recht nicht!

Er schluckte und überdachte seine Optionen... Aber nein, es gab keine. Natasha war verwundet und konnte ihn nur am Monitor begleiten, Thor und die übrigen Avengers jagten hinter diesem riesigen Typen und seiner Schlagtruppe her, welche die Ostseite der Stadt attackierten und Loki...

Zum Teufel mit Loki! Wenn es nach Clint ging, durfte der gerne zur Hölle fahren – ohne Rückfahrschein.

Nein, so wie es aussah, kam es jetzt auf ihn an. Also überlegte er nicht weiter, ignorierte Natashas Hinweis, er solle auf die SHIELD-Agenten warten, spannte den Bogen und zielte.

Seine Pfeile trafen ins Schwarze und erwischten einige der Chitauri, deren Attacke er soeben unterbrochen hatte. Dummerweise waren es wirklich viel zu viele und Clint sah sich in der nächsten Minute in höchster Bedrängnis. Aber zumindest hatte er es geschafft, sie von den Zivilisten abzulenken. Diese nutzten die Chance und verschwanden in einem U-Bahnschacht.

Barton schoss einen weiteren Pfeil ab und versuchte, als er sah, dass die Chitauri sich jetzt ausnahmslos ihm zugewandt hatten,das Motorrad zu erreichen. Die von Stark persönlich umgebaute und modifizierte Maschine war doppelt so schnell wie ein gewöhnliches Motorrad. Damit standen seine Chancen, den Ausserirdischen zu entkommen, gar nicht mal allzu schlecht.

Clint hastete auf die Maschine zu, schoss zwei weitere Pfeile ab und sprang dann auf. Der Motor heulte laut, als er Gas gab – gerade noch rechtzeitig. Neben seinem Kopf schoss der glühend heisse Strahl aus einer Chitauri-Laserkanone vorbei.

Die Strassen waren beinahe unpassierbar, aber Clint schlängelte sich durch. Vorbei an den unzähligen Autos, die überall kreuz und quer herumlagen. Und vorbei an den Toten.

Sekundenlang glaubte er sich zurückversetzt in den Wahnsinn von New York, als er das erste Mal erlebt hatte, wie brutal und grauenhaft eine Chitauri-Attacke war. Doch dies hier war nicht New York. Dies hier war Washington und so wie es aussah, war das Weisse Haus inzwischen Geschichte.

Während Clint versuchte, irgendwie aus der Stadt rauszukommen, zogen die vergangenen drei Monate wie in einem Film an seinem inneren Auge vorbei. Es war das reinste Inferno gewesen, das nur zwei Wochen, nachdem Tony und Loki aus dem All zurückgekehrt waren, begonnen hatte. Zuerst hatte es nur einzelne, relativ kleine Angriffe gegeben, die alle darauf abgezielt hatten, Dr. Steven Strange und seinen Infinity-Stein in die Finger zu bekommen. Als das nicht gelungen war, weil die Avengers die Angriffe geschlossen abgewehrt und Loki Stranges Aussehen so verändert hatte, dass die Feinde ihn nicht mehr erkennen konnten, waren die Chitauri zur Attacke auf Amerikas Hauptstadt übergegangen. Dies in der Absicht, die Regierung dazu zu zwingen, ihnen Strange – und den Stein – auszuliefern.

Clint fluchte bei der Erinnerung daran, dass dies auch gelungen war. Zumindest wenn es nach der Regierung gegangen wäre: um die Bevölkerung vor weiterem Schaden zu bewahren, hatte man zugestimmt, den Doktor auszuliefern. Die Avengers waren in einer Nacht- und Nebelaktion von Militärtruppen überwältigt worden und hatten keine andere Wahl gehabt, als sich zu ergeben. Nur Thor und Loki hatten fliehen können – und Strange, den sie mitgenommen hatten. Was allerdings niemand gewusst hatte, denn Loki hätte vom Doktor einen Doppelgänger erschaffen, der mehr als nur eine seiner üblichen Illusionen gewesen war. Nein, dieser zweite Strange hatte eine feste Form besessen und war daher anstelle des echten Steven Strange den Behörden ausgeliefert worden. 

Lokis Punishment - Lokis StrafeWhere stories live. Discover now