Die Suche nach Loki

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Die Wissenschaftlerin Dr. Lucy Bauer war endlich aufgewacht, und Coulson konnte seine Ungeduld, sie zu befragen, kaum noch zügeln. Jemma Simmons bestand jedoch darauf, dass er ihr wenigstens die Möglichkeit gab, sich erst in der neuen Situation zurecht zu finden.

«Lassen sie mich ihr erst einmal alles in Ruhe erklären, Sir.» sagte sie bestimmt. «Danach können sie gleich zu ihr.»

«Wieso? Es geht ihr körperlich doch gut?»

«Ja. Jetzt wieder. Aber sie sollten nicht vergessen, dass sie über Monate lang keinen richtigen Körper hatte und verzweifelt versuchte, sich wieder zu materialisieren. Dass es nun so überraschend schnell geschehen ist, könnte ein kleiner Schock sein.»

Coulson lenkte ein. Aber er hatte das dumpfe Gefühl, dass ihnen die Zeit davonlief, auch wenn er nicht hätte sagen können, weshalb. Er hoffte, dass die Wissenschaftlerin ihnen berichten konnte, was da genau in diesem Stollen vorgefallen - und weshalb Loki verschwunden war. Denn Coulson ahnte – nein, spürte! – dass Loki in Gefahr war. Nicht, dass ihn das normalerweise besonders aufgeregt hätte... Wäre da nicht gleichzeitig die erschreckend sichere Vermutung gewesen, dass sie Loki unbedingt brauchten.

Wofür... da hatte er allerdings keine Ahnung!

Klar, da war das Darkhold, das sich keiner von ihnen auch nur zu öffnen traute. Nicht, nachdem sie gesehen hatten, was mit Menschen passieren konnte, die sich darin vertieften. Also erhofften sie sich natürlich von Loki noch genauere Informationen über den Inhalt. Vor allem darüber, wie gefährlich das Wissen darin allenfalls der Menschheit wirklich werden könnte. Aber das war es nicht allein, das spürte Coulson ganz deutlich. Etwas kam auf sie zu, etwas Grosses, Gefährliches und überaus Mächtiges...

Und nur jemand, der selber gefährlich und mächtig war, konnte es aufhalten!

Wiederholt fragte er sich, ob er die Avengers einschalten sollte. Doch wie immer verwarf er den Gedanken auch jetzt. Thor hatte es nicht getan... Und ausserdem waren den Avengers nach Unterzeichnung des Sokovia-Abkommens in gewisser Hinsicht die Hände gebunden. Auch wenn Coulson davon ausging, dass sie im Notfall auf das Abkommen pfeifen würden: etwas hielt ihn zurück.
Er vermutete, dass es wegen Loki war. Schliesslich hatte er keine Ahnung, wie die Avengers auf ihn reagieren würden. Und jetzt, wo Thor nach Asgard zurückgekehrt war, konnte sie niemand davon abhalten, Loki die Hölle heiss zu machen. Auch wenn das wohl keiner von ihnen wirklich schaffen würde... Mit Ausnahme vom Hulk – vielleicht.

Coulsons Gedanken drehten sich im Kreis, und er fragte sich, ob diese seltsame Verbindung mit Loki ihn vielleicht langsam verrückt werden liess. Und er hatte erst recht keine Ahnung, ob er sie als Segen oder als Fluch betrachten sollte...

«Sie können jetzt zu ihr.» holte ihn Jemmas Stimme aus seinen Gedanken. «Ihr Mann ist immer noch sediert, da seine Gehirnströme äusserst unruhig und seine Herzfrequenz gefährlich erhöht ist. Doch sie ist ansprechbar.»

«Danke, Jemma.» Coulson richtete seine Krawatte und folgte der jungen Ärztin ins Krankenzimmer.

Was er dann allerdings von der Wissenschaftlerin zu hören bekam, erschien ihm zunächst schlicht zu fantastisch, um glaubwürdig zu sein. Ihren Worten zufolge war plötzlich, nachdem Loki es geschafft hatte, sie und ihren Mann wieder vollständig zu materialisieren, ein Fremder aufgetaucht. Sie hatte ihn zuerst nur aus den Augenwinkeln heraus gesehen, bevor sein Gesicht – eben noch das eines jungen Mannes – sich zu verwandeln begonnen hatte. «Am Ende...» Die Frau stockte, die blosse Erinnerung daran trieb ihr den kalten Schweiss auf die Stirn, «...war von seinem Kopf nur noch der Schädel übrig – und der stand auf einmal in Flammen.»

Lokis Punishment - Lokis StrafeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt