X. Mut zur Wahrheit

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"Wenn ich dich küsse, ist es nicht nur dein Mund...
...Ich küsse auch deine Fragen
und deine Wünsche,
ich küsse dein Nachdenken,
deine Zweifel
und deinen Mut."

-Erich Fried-

Magnus' Pov

"Magnus", keucht Alexander atemlos und fährt mit seinen glühenden Fingerspitzen ruhelos über meinen nackten Rücken. Mein Körper verlangt mehr von seinen Berührungen, die mich für diesen Moment alles Schlechte in dieser Welt vergessen lassen.
"Ich weiß. Ich- kann- nur-nicht- aufhören", säusele ich berauscht zwischen leidenschaftlichen Küssen.

Alexanders Wecker hat schon vor etlichen Minuten geklingelt, doch ich will und kann mich nicht von seinen samtig süßen Lippen trennen. Sie sind wie der verbotene Apfel im Paradies. Freudig nehme ich die Verbannung aus dem Himmel in Kauf, nur um sie noch ein wenig länger kosten und den Geschmack für die Ewigkeit bewahren zu können.

"Ich will auch nicht aufhören, aber ich muss mich wirklich fertig machen", kichert Alexander, während er zärtlich meinen Mundwinkel und anschließend meinen Hals liebkost. Dabei fährt er mit seinen langen Fingern durch meine zerzausten Haare und krault wohltuend meinen Kopf. Genüsslich schließe ich dabei die Augen. Ich liebe es, wenn er das tut.

"Das ist nicht fair", brumme ich.
"Ist doch nur eine Vorlesung, danach können wir hier gern weitermachen und von mir aus, das ganze Wochenende über", grinst er jetzt übers ganze Gesicht. Der Gedanke an mehr von diesen Küssen, mehr seiner Haut auf meiner und so viel Alexander, wie ich in die Finger bekommen kann, erregt mich ungemein.

Euphorisch bringt sich mein verräterischer Penis in Stellung, zuckt und pocht ungestüm und zaubert dabei eine deutliche Wölbung in meine Hose, die nun auch Alexander nicht verborgen bleibt. Die Schamesröte macht sich sofort über meine unschuldigen Wangen her und präsentiert sie wie schillernde Leuchtreklamen.

"Tut mir leid", murmele ich beschämt und setze mich hastig auf, den Rücken zu Alexander gewandt.
"Wieso entschuldigst du dich dafür?", will er jetzt wissen. Auch er setzt sich auf und bedeckt mein Schulterblatt mit federleichten Küssen.
Zufriedene Seufzer entgleiten mir und genießerisch lasse ich den Kopf nach vorn fallen. Ich denke, Alexander weiß genau, was er tut, denn es sind immer die richtigen Knöpfe, die er bei mir drückt.

"Ich sollte mich unter Kontrolle haben, aber in deiner Gegenwart erscheint mir das immer mehr als unmöglich", flüstere ich.
"Denkst du, dass es mir einfach fällt, mich zu beherrschen?" Behutsam drückt mich Alexander, mit seiner flachen Hand auf meiner Brust, zu sich heran. Sein warmer Atem kitzelt mein Ohr und sorgt dafür, dass sich auf meinem ganzen Körper Gänsehaut bildet.

"Wie könnte es das, bei diesem Anblick", wispert Alexander und streicht mit seinem Daumen über meine Unterlippe, als ich zu ihm aufschaue. Sein Blick ist dermaßen durchdringend, dass ich das Gefühl habe, ihn in den Tiefen meiner Seele spüren zu können.

Ich habe es von Anfang an gewusst. Nie hätte ich mich von Alexander fernhalten können, schließlich habe ich es nicht einmal eine Woche geschafft. Sollte das mit uns nicht gut ausgehen, werde ich mein Herz nie wieder für jemanden öffnen können. Ich habe nur eins und es gehört ihm doch bereits. Meinem Alexander.

Alecs Pov

Während die Hälfte meiner Kommilitonen bereits feuchtfröhlich das Wochenende begrüßen, versuche ich den Worten von Professor Aldridge, über die Beschaffenheit von Schwarzen Löchern, Gehör zu schenken.

Meine Konzentration und Aufmerksamkeit scheinen von dem schwarzen Nichts verschluckt zu werden und in der Unendlichkeit des Universums zu verschwinden.
Wie hypnotisiert starre ich auf meinen leeren Notizblock und spiele den heutigen Morgen mit Magnus in meinem Kopf noch einmal durch.

Nachtwandeln 🌔Donde viven las historias. Descúbrelo ahora