XV. Die richtige Therapie - Teil II

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"Man kann nicht klar in die Zukunft blicken, wenn die Augen mit Tränen der Vergangenheit gefüllt sind."

-Nico Bartes-

Magnus' Pov

Ungeduldig blicke ich immer wieder zur tickenden Uhr. Mir scheint, als gaukelt mir der große Zeiger nur vor, voranzuschreiten.
'Ist in Wahrheit die Zeit stehen geblieben und betrügt mich hinterrücks?'
Alexander, Izzy und Ragnor sollten längst von dem Gespräch mit Mrs. Herondale zurück sein.

Hier im Bett zu liegen und nichts zu tun, macht mich ganz kirre. Doch mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als meinen wirren Gedanken nachzuhängen, die mich immer wieder an einen Ort bringen, den ich meine persönliche Hölle nenne.

Das letzte Mal, dass ich in einem Krankenhaus war, ist schon sehr lange her. Damals war ich noch ein Kind. Dennoch sind die Erinnerungen an diesen Tag noch immer nicht verblasst, verfolgen mich bis heute. So ist das, wenn mit einem Mal deine ganze Welt in sich zusammenbricht.

"Magnus? Hey, Magnus. Komm zurück zu mir."
Ruckartig zuckt mein Körper zusammen, als ich Alexanders besorgte Stimme vernehme. Kurz darauf kann ich seine warme Hand auf meiner spüren. Er drückt sie leicht und verschränkt anschließend unsere Finger miteinander. Wieder gibt er mir das Gefühl von Sicherheit, in seiner reinsten Form.

"Wie geht es dir? Haben die Ärzte schon ihre Tests gemacht?", erkundigt er sich besorgt.
Ich überdenke kurz meine Antwort. Die vielen kleinen Prellungen machen mir ziemlich zu schaffen. Bei jeder Bewegung durchdringt mich ein messerscharfer Schmerz. Doch wem hilft diese Information? Die anderen machen sich ohnehin schon genug Sorgen. Ich bin es leid, Menschen, die mir wichtig sind, Kummer zu bereiten.

"Mein Schädel brummt noch ganz schön, aber ich bin einfach froh, dass das alles noch einigermaßen glimpflich ausgegangen ist", antworte ich ausweichend, aber dennoch ehrlich.
"Glimpflich ist für mich etwas anderes", schnaubt Alexander.
"Ich bin hier bei euch, nur das zählt", mache ich ihm klar und streichle zärtlich über seine rechte Wange.

Ein leichtes Nicken der Zustimmung, trotzdem kann ich sehen, wie angespannt Alexander noch immer ist.

"Und die Tests?", hakt er nach.
"Sind soweit durch, einige müssen allerdings noch ausgewertet werden, aber bisher sieht wohl alles ganz gut aus. Wenn keine Komplikationen auftreten, könnte ich in ein paar Tagen nach Hause", erkläre ich den Dreien.

"Das klingt toll Magnus", kommentiert Izzy erleichtert und kommt einen Schritt auf mich zu, bleibt dann aber abrupt stehen. Es ist fast so, als wollte sie keine unsichtbare Grenze überschreiten.
"Ja. Kleine Schritte, oder?", erwidere ich.
"Genau", lächelt Izzy liebevoll. Ihr Blick wird wässrig und mir wird ganz warm ums Herz, von so viel Nächstenliebe.

"Du siehst müde aus", bemerke ich. Die dunklen Ringe unter Izzys Augen sind nicht zu übersehen.
"Habe die letzte Nacht nicht viel geschlafen."
Natürlich nicht. Ragnor und Alexander wird es vermutlich ähnlich gehen.

"Tut mir leid. Ich habe gehört, dass du meine Ehre heldenhaft verteidigt hast?", versuche ich das Thema zu wechseln.
Verlegen beißt sich Izzy auf die Unterlippe, ihre Wangen sind von einer sanften Röte bedeckt.
Zustimmend nickt sie.
'Izzy Lightwood steckt voller Überraschungen.'
"Zu schade, dass mir das entgangen ist", lächle ich verschmitzt.

"Also, wie lief das Gespräch?", frage ich in die Runde. Es wundert mich schon etwas, dass niemand von allein darüber gesprochen hat.
Das verheißt nichts Gutes.
"Wir müssen das nicht jetzt besprechen, vielleicht solltest du dich noch etwas ausruhen", erwidert Ragnor besänftigend.
'Oh oh. So schlimm also.'

Nachtwandeln 🌔Where stories live. Discover now