XVII. Meilensteine - Teil I

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"Manchmal ist die Veränderung nicht das, was wir wollen. Aber manchmal, ist die Veränderung genau das, was wir brauchen. Hab keine Angst davor, denn es gibt Dinge im Leben, die nicht zum Bleiben bestimmt sind."

-Unbekannt-

Magnus' Pov

Auf der Autofahrt zum Campus bläst mir die frostige Winterluft ins Gesicht, drängt sich vehement durch den schmalen Fensterschlitz und schafft etwas Klarheit in meinem Kopf. Das sanfte Schuckeln des Autos stimmt mich ruhig, während Alexander mir immer wieder zärtlich über meinen Oberschenkel streichelt.

Ragnor wollte uns gar nicht gehen lassen und ich musste ihm versprechen, wenigstens ein Wochenende im Monat mit Alexander nach Hause zu kommen. Obwohl ich die Zeit sehr genossen habe, freue ich mich auch darauf, ab morgen wieder Vorlesungen und Seminare besuchen zu können.

Es ist seltsam, wieder in einem Auto zu sitzen.
Als mich Alexander und Ragnor nach meiner Entlassung nach Hause gefahren haben, hatte ich noch immer reichlich Schmerzmittel intus. Fast die ganze Fahrt über habe ich geschlafen und die Gedanken an meine letzte Autofahrt erfolgreich verdrängt. Denn seit damals bin ich nie wieder in ein Auto gestiegen. Und nun bin ich überraschend entspannt, hatte ich in der Vergangenheit doch immer Panik vor diesem Moment.

Seitdem ich Alexander die Wahrheit über mich erzählt habe, ist alles so viel leichter geworden. Ich will nicht sagen, dass mir die Sonne aus dem Hintern scheint, aber zum ersten Mal seit langem genieße ich die Luft, die durch meine Lungen strömt, den wilden Herzschlag, wenn mich Alexander küsst und mich ansieht, als wäre ich der wichtigste Mensch für ihn.

"Magnus, ist dir nicht kalt?", fragt er mich besorgt.
"Nein, es tut gut", lächle ich sanft.
"Wir sind gleich da. Halt' noch etwas aus."
"Es geht mir gut, wirklich", versichere ich Alexander und greife nach seiner warmen Hand, die auf seinem Bein ruht. Sanft küsse ich sie und schmiege mein Gesicht hinein.
"Ich liebe dich", höre ich ihn seufzen und flüstern.
"Ich dich mehr."

Der Campus wirkt verlassen, als wir vor unserem Wohnheim parken. Gemeinsam beladen wir uns mit Taschen und Rucksäcken und steuern den Weg zu unserem Zimmer an. Ich bin etwas aufgeregt und denke an den Tag zurück, an dem ich das letzte Mal hier war. So viel ist in der Zwischenzeit geschehen, hat mich und Alexander verändert.

Unschlüssig bleibe ich im Flur stehen, während Alexander die Tür zu unserem geneinsamen Heim aufschließt. Auch er scheint etwas nervös zu sein, wirft mir immer wieder zweifelnde Blicke zu.

"Ich hoffe, es gefällt dir", kommentiert er, als ich den Raum betrete. Nur beiläufig bekomme ich mit, wie mir Alexander meine Tasche und meinen Rucksack abnimmt.
"Zu viel?", hakt er nach.
Mit einem breiten Grinsen schüttele ich verneinend den Kopf.

Statt zwei einzelnen Betten, steht nun ein großes direkt vor dem Fenster. Die Bettwäsche ist neu und einheitlich. Einige Schränke und auch der Tisch wurden verrückt, sodass der Raum nun viel größer wirkt.
Unbewusst mache ich ein paar Schritte und betrachte verdutzt die vielen Fotos von Alexander und mir an der Wand, neben dem Fenster.

"Ich habe Ragnor gebeten, ein paar Fotos von uns zu machen", erklärt mir Alexander, ohne dass ich ihn fragen muss.
"Das habe ich gar nicht mitbekommen", antworte ich verblüfft.
"Das war der Sinn. Ich mag keine gestellten Fotos. Den Zauber des Augenblicks wirst du so nie einfangen können."
"Sie sind wunderschön", erwidere ich mit Tränen in den Augen.

"Du bist wunderschön", haucht mir Alexander zu und umschließt mein Gesicht mit seinen großen Händen, bevor er mich zärtlich küsst. Ich genieße die Samtheit und Süße seiner Lippen, die nur mich auf diese Weise berühren und alles um mich herum vergessen lassen. Sehnsüchtig erwidere ich den Kuss und schmiege mich an den warmen Körper vor mir. Fest umschlinge ich ihn mit meinen Armen, nicht willens ihn wieder freizugeben.

Nachtwandeln 🌔Where stories live. Discover now