XXIII. Des Glückes Schmied - Teil I

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"Das Glück wohnt nicht im Besitz, nicht in Gold, das Glück wohnt in der Seele."

-Demokrit-

Magnus' Pov

Lautes Gelächter aus dem Wohnzimmer hallt mit jedem Schritt hinter mir und dringt schließlich bis ins Obergeschoss. Es entlockt mir ein zufriedenes Lächeln. Noch vor zwei Stunden habe ich nicht daran geglaubt, dass dieser Tag von Heiterkeit geprägt sein wird, auch wenn ich das vor Alexander nie zugeben würde.

Simons und Izzys Geschichte über ihre erste Begegnung überraschte uns sehr, hatten wir sie doch so ganz anders in Erinnerung.

Und so wurde aus einer jungen High School Schülerin, die wegen akuter Unlust Übelkeit simulierte, schließlich krankgeschrieben wurde und heimlich ihren Bruder am College besuchte, um sich heimlich in dessen Vorlesungen zu schmuggeln, eine ehrgeizige Izzy, die nach dem Unterricht zu ihrem geliebten Bruder ans College fuhr, um sich über verschiedene Studiengänge zu informieren. Dabei erwies sich der freundliche Simon äußerst behilflich und zeigte Izzy ausführlich und kompetent das Campusgelände.

Natürlich haben wir Izzys und Simons Erzählung grinsend zugestimmt, wohlwissend, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal darauf zurückkommen werden.

Zwar haben Alexander und ich keine blühend neue Geschichte erzählt, wohl aber einige Details weggelassen. 'Wem nützt es, wenn sie von meinem Schlafwandeln erfahren, von Rebecca, meiner Vergangenheit?'

Letztlich sind wir nur zwei Menschen, in der Blüte unseres Lebens, die zufällig dasselbe Zimmer teilen und sich ineinander verliebt haben. Natürlich sind Alexander und ich gerade wegen dieser Details einander so nah, wie man sich nur sein kann, aber dieses Wissen ist nur für uns bestimmt.

Erst jetzt merke ich, wie angespannt auch ich die ganze Zeit war, doch nach und nach kehrt auch bei mir eine innere Ruhe ein. Nur ungern habe ich mich entschuldigt, um menschlichen Bedürfnissen nachzugehen, denn gerade war Alexanders Mutter dabei alte Familienalben herauszukramen.

Unschlüssig bleibe ich auf der obersten Stufe stehen und blicke mich überfordert um. Ein großes Haus mit sehr vielen Türen und ich habe nicht die leiseste Ahnung, hinter welcher sich das Badezimmer verbirgt. Izzys Beschreibung war viel zu schnell und schwammig, als das es mir jetzt noch eine Hilfe sein könnte.

Unweigerlich muss ich an die vielen Türen denken, die wir im Laufe unseres Lebens aufstoßen oder auch für immer schließen, andere wiederum nehmen wir gar nicht wahr, verpassen die Möglichkeiten, die dahinter stecken.

Blind und von Zorn geleitet, irrte ich durch die Welt, hatte das Gefühl meinen Platz und Sinn in dieser Welt verloren zu haben. Und dann gab es diesen Moment, diesen einen Menschen, der alles veränderte:
"Du musst Magnus sein. Ich bin Alec."
Unsere erste Begegnung in Mrs. Herondales Büro.

Ich war so wütend über den Verlust meines Einzelzimmers, darüber, dass man mich hintergangen hatte, wie so oft in meinem Leben. Doch Alexander lächelte nur dieses himmlische Lächeln und schlagartig erwachte etwas in mir zum Leben.

Meine Abwehrmechanismen brachten sich in Stellung, bereit Alexander weitestgehend auf Abstand zu halten. Doch jegliche Mühe war vergebens. Innerhalb kürzester Zeit verfiel ich Alexander hoffnungslos. Er reichte mir die Hand zur Freundschaft, nachdem ich erfolglos versucht hatte ihn zu vergraulen.

Ich akzeptierte die neu geknüpften Bande zwischen uns, hoffte darauf, dass meine Hormone sich beruhigen würden und nicht jedes Mal Alarm schlagen, sobald Alexander in meiner Nähe war. Natürlich war auch das ein Trugschluss. Mein nächtliches Umherirren hat mich nur noch weiter in Alexanders Arme getrieben.

Nachtwandeln 🌔Where stories live. Discover now