6. Skittlez

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Da ist es also, das neue Album!

Dann gibts auch ein neues Kapitel ;-) Habt ihr schon reingehört? Wie findet ihr das Album?

<3

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"Look at me - You may think you see - Who I really am - But you'll never know me - Every day, is as if I play apart - Now I see - If I wear a mask - I can fool the world - But I can not fool - My heart - Who is that girl I see - Staring straight back at me? - When will my reflection show - Who I am inside?"

Christina Aguilera - Reflection



Um kurz vor drei hatte Gudrun Adriana endgültig heimgeschickt. Die junge Frau war beinahe im Stehen eingeschlafen, und so war ihr lahmer Protest mehr eine Floskel gewesen als irgendetwas anderes. Und so stand Adriana nun in der Nachmittagshitze Berlins. Aber eigentlich wollte sie noch gar nicht nach Hause. Sie benötigte dringend einen neuen rosafarbenen BH, also musste sie noch einmal in die Innenstadt, bevor sie sich in ihrer überhitzten Wohnung ins Bett fallen lassen konnte. Kurz überschlug sie den Inhalt ihres Geldbeutels.

So sehr sie die Art der Rapper gestern gestört hatte (ihr war durchaus aufgefallen, dass einer der Männer ständig versucht hatte, sie in irgendeiner Art und Weise zu berühren), das Trinkgeld, das Vladimir für sie entgegen genommen hatte, war verdammt großzügig gewesen. Normalerweise rechnete Adriana mit hundertfünfzig bis zweihundert Euro am Abend, aber gestern waren es sage und schreibe sechshundert Euro gewesen. Als Vladimir ihr die Geldscheine zugesteckt hatte, hatte sie tatsächlich drei Mal nachzählen müssen. Noch nie war sie mit so viel Geld in der Tasche durch Berlin gelaufen. Durch Gelsenkirchen übrigens auch nicht. Eigentlich hätte sie den restlichen Monat gar nicht mehr arbeiten müssen, aber Adriana legte gerne so viel wie möglich auf die hohe Kante. Für Reparaturen, für Notfälle, für die Uni.

Trotzdem sollten sowohl eine Busfahrt, wie auch ein neuer BH drin sein. Also setzte sich Adriana in eines der wackeligen Gefährte und fuhr in Richtung Innenstadt. Im ALEXA würde sich schon etwas finden, und wenn sie Lust hatte, könnte sie danach einen Abstecher zum Ku'damm machen, Berlins teuerster Einkaufsmeile.

Durch Touristen und Einheimische schlenderte Adriana eine Stunde später tatsächlich über Berlins Nobeladresse, in der einen Hand eine Tüte mit BH und Slip. Es war viel los, aber Adriana mochte es, in dem anonymen Gedränge der Großstadt hin und her geschoben zu werden, ohne ein festes Ziel, einfach mit dem Strom zu schwimmen. Manchmal beobachtete sie die Menschen, dachte sich Geschichten zu ihnen aus.

An einem Prada-Schaufenster blieb sie stehen. Leichte Sommerkostüme und sündhaft teure Handtaschen. Adriana hielt nichts von überbewerteten Markenklamotten, aber Geld war schon etwas Schönes. Wenn man es hatte. In der spiegelnden Schaufensterscheibe war allerdings nur ihr müdes Gesicht zu sehen, mit einem langen Zopf über der schmalen Schulter. Ein großes Plakat auf der anderen Straßenseite zeigte eine junge Frau mit vollen Lippen, blaugrünen Augen und dunklen Haaren. Genau die Sorte südländischer Frauen, die man sich unter einer heißen Spanierin vorstellte. Aber Adriana wollte sich nicht beschweren. Sie war nicht hässlich, nur müde.

Genau unter diesem Gucci-Plakat jedenfalls fand gerade ein kleiner Volksauflauf statt. Fotografen und neugierige Passanten schienen ein Opfer gefunden zu haben. Wenn das der Preis für ein Geldsorgen-freies Leben war – dann verzichtete Adriana dankend. Mäßig interessiert sah sie dem Pulk Menschen zu. Es kam oft vor, dass Models oder Schauspieler beim Shoppen in Berlin belagert wurden. Es musste schrecklich sein, noch nicht einmal in Ruhe Toilettenpapier kaufen gehen zu können. Sie wandte sich wieder dem hübsch gemusterten Sommerkleid im Schaufenster zu, bis sie plötzlich ein leises Schmatzen hörte. Überrascht sah sie sich um.

Sweetest Sin (RAF Camora)Where stories live. Discover now