7. Kapitel

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Schnell robbte ich so schnell wie möglich nach hinten um von dem Wolf weg zu kommen. Den Schmerz an meinen Ellbogen bekam ich dabei kaum mit. Reflexartig zog ich mich auf meinem Rücken immer weiter von dem Tier weg, bis ich den Halt verlor und dann plötzlich such mit dem Rücken auf dem kalten Boden lag.

Der braune Wolf bewegte sich langsam aber zielsicher auf mich zu, ließ mich nicht aus den Augen.
Ich spürte wie ich anfing zu zittern und aufhörte zu atmen.
Egal wie sehr ich jetzt einfach aufspringen und weglaufen wollte, mein Körper lies es nicht zu. Alles was ich tat war regungslos auf dem Boden zu liegen und dem immer näher kommenden Wolf in die Augen zu starren, die auch meine nicht losließen.

Ich konnte die Krallen des Wolfes am Boden entlangschleifen hören und konnte nach einigen Sekunden sogar die Wärme spüren, die er ausstrahlte. Er war groß, sehr groß. Ich denke es war der größte Wolf den ich bisher je gesehen hatte.
Er strahlte eine unglaublich große Dominanz und Gefahr aus.
Als ich so kauernd auf den Boden verstand ich dann auch warum er mich nicht angriff. Er dachte ich hatte mich ihm unterworfen. Und ich dachte das auch.
Nach einiger Zeit hörte er auf die Zähne zu fletschen, doch seine Augen blickten mich immer noch bedrohlich an.
Sein Fell war schmutzig, sah eher kratzbürstig aus, wie das von jedem Wolf.
Dennoch hatte ich kurzzeitig das Bedürfnis ihm mit meiner Hand dadurch zu fahren. Ab und zu dachte ich ein freundliches Funkeln in seinen Augen erkennen zu können.
Doch genauso schnell wie dieser absurde Gedanke gekommen war verflog er auch wieder, und die panische Angst bannte sich wieder ihren Weg durch meinen Körper.

Aus Angst schloss ich meine Augen. Vielleicht würde er ja verschwinden. Nach einiger Zeit. Oder aber könnte er sich auch  jeden Moment auf mich stürzen. Was würde meine Mutter wohl denken, wenn sie nach Hause kam und meine Überreste fand?

Augenblicklich überzog mich rasend schnell eine Gänsehaut, als ich nun schon zum zweiten Mal den warmen Atem des Wolfes an meiner Wange zu spüren bekam.

Eine Weile lang saß ich da und konnte regelrecht mein Herz klopfen und meinen Kopf pulsieren hören. Wie konnte ich nur denken er würde mir nichts tun, es ist ein wildes Tier.
Doch warum wartet er so lange? Es kam mir vor wie eine Ewigkeit.

Auf einmal wirkte alles so real. Nun kam es mir garnicht so absurd vor zu sterben. So fühlte es sich also an sein Schicksal zu akzeptieren. Ich hatte in dem Moment keine Angst vor dem Tod, eher vor den Schmerzen die mir wohl nicht erspart werden.

Ein letztes Mal dachte ich an all die Leute, die mir viel bedeuteten.

An Mum, Palina, Elsie, Loucia, Tante Peony und Onkel Finley, meine Großmutter, meinen verstorben Großvater, Dad und Jamie und selbst an die Leute aus meiner Klasse, von denen ich fast alle nicht ausstehen konnte. Ich dachte sogar an all die, die ich nie kennengelernt hatte.

Die Eltern und Geschwister meines Vaters. Zum Schluss dachte ich noch an Will. Zumindestens würde er der Letzte sein, mit dem gesprochen hatte. Ob er sich Vorwürfe machen würde?

Ein erdrückendes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Ich will nicht sterben ohne mich von ihnen verabschiedet zu haben.
Nicht so.
Es gibt noch so viele Sachen, die ich noch nicht gemacht hatte. So vieles, was ich noch einmal machen wollte. Noch einmal öffnete ich kurz meine Augen.

Der braune Wolf hatte sich etwas von mir entfernt. Er lag circa 1 Meter vor mir auf dem Boden und guckte mich interessiert mit seinen ebenfalls braunen Augen an. Ein Blick hinter ihn und ich konnte nun sichergehen, dass er allein war. Waren Wölfe nicht Rudeltiere?
Ich konnte in seinen Augen ein aufgeregtes Funkeln sehen und fast schien er zu grinsen.
Taten das Wölfe?

Vor ein paar Sekunden erschien er mir doch noch so unglaublich bedrohlich. Das musste eindeutlich eine Einbildung sein.

Dann nahm ich all meinen Mut zusammen.
Langsam richtete ich mich auf und versuchte an ihm vorbeizugehen. Ganz langsam ging ich Schritt für Schritt einen möglichst großen Bogen um ihn herum und ließ den Wolf dabei nicht aus den Augen. Allerdings schien es auch nicht so als ob er vor hatte den Blick von mir abzuwenden. Bei jeder auch so kleinen Bewegung die ich tat bewegten sich seine hellbraunen Augen mit und mit der Zeit erschien mir die Situation nicht mehr so gefährlich wie am Anfang.

Der Wolf wirkte auf einmal trotz seiner enormen Größe nicht einschüchternd sondern eher interessiert und aufmerksam.

Das hielt mich aber nicht davon ab das Weite zu suchen.

Doch bevor ich auch nur drei Meter von der Haustür entfernt war richtete der Wolf auf und sprang vor mich um mir den Weg zu versperren.

Erschrocken stolperte ich zurück und knallte mit dem Rücken gegen das Holz der Tür während der Wolf mich zurückdrängte und schließlich vor mir stehen blieb.

Seine Ohren richteten sich auf und er streckte den Kopf zu mir hoch, sodass er mit seinen Zähnen nun an meinen Hals kommen würde wenn er wollte.

Doch alles was dann darauf passierte war, dass er vor mir aufheulte, so laut, dass ich mir normalerweise die Ohren zugehalten hätte, wäre ich nicht zu geschockt gewesen.

Dann drehte er sich um und verschwand schnell indem er über das Feld zurück in den Wald rannte.

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