19. Kapitel

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,,Mum kann ich dich mal kurz was fragen?",nervös kratzte ich mich am Hinterkopf und hoffte, dass sie nichts von meiner Anspannung merken würde.

Wir drei hatten uns darauf geinigt, dass ich und Loucia bei unseren Eltern fragen würden wo Großmutter lebt.

,,Was denn?",sorgfälltig schnitt sie die Tomaten klein.
,,Was ist mit Großmutter?",ganz plötzlich hörte sie auf und atmete laut aus.
,,Was soll denn mit ihr sein?",man sah ihr an, dass sie nicht in der Stimmung dazu war über dieses Thema zu reden, doch ich konnte es mir nicht leisten jetzt nachzugeben.

,,Wo wohnt sie? Warum besucht sie uns nie?Und lebt sie überhaupt noch?",ich gab meiner Mutter kaum Zeit zu antworten.

,,Nicht so schnell!",ganz überumpelt legte sie das Messer beiseite und drehte sich mit dem Gesicht zu mir.
,,Also  warum interessiert dich jetzt Großmutter? Davor hast du dich ja auch nicht dafür interessiert",sie verschrenkte ihre Arme und schaute mich mit einem Du-Führst-Was-Im-Schilde-Blick an. Eigendlich stimmte das ja auch, doch erfahren musste sie es ja nicht.
,,Ja ich weiß nicht...vielleicht würde ich sie ja gerne sehen", es war eher eine Frage als eine Aussage.
Genervt schaute meine Mutter mich an:,,Jetzt alber nicht herum. Was ist wirklich los?".

Okay, jetzt durfte ich nichts falsches sagen.

,,Loucia hat mich letztens darauf angesprochen und dann ist mir aufgefallen, dass ich noch nie etwas von Großmutter gehört hab",eine Weile standen wir so da und schauten uns gegenseitig in die Augen bis sie anfing zu reden
,,Bei deiner Geburt sind wir hier hin gezogen und Großmutter blieb mit Großvater in dem Dorf. Seitdem haben wir nichts von ihnen gehört. Ich weiß nicht ob sie noch leben oder immer noch dort wohnen",nun drehte sie sich von mir weg und konzentrierte sich wieder auf die Tomaten.

Loucia P.o.V

,,Kannst du mir die Adresse sagen?",nachdem ich meine Mutter, wie versprochen zum Thema Großmutter angesprochen hatte, hatte ich schon ziehmlich viel herausgefunden.

Großmutter lebt immernoch in ihrem Heimatsdort, jedoch alleine, da es irgendeinen schlimmen Streit mit Großvater gab, wo meine Mutter meinte ich sei noch zu jung um das zu verstehen. Doch ich durfte jetzt keinen Streit mit ihr anfangen bevor ich nicht alle wichtigen Informationen herausgefunden hatte.

,,Warum?"

,,Ich will...ihr einen Brief schreiben",das war das Einzige was mir im Moment einfiel. Verständnisvoll nickte sie und schrieb die Adresse auf einen Zettel und gab ihn mir schliesslich.
,,Danke!",sofort steckte och ihn mir, ohne ihn einmal anzugucken in meine Hosentasche und machte mich auf den Weg zu Palina. Wir würden uns dort alle treffen.
Erleichtert seufzte ich aus. Zum Glück war meine Mutter immer so leichtgläubig.

Ich kuschelte mich in meine warme Winterjacke und zog mir meine Mütze an, ehe ich vor die Tür trat. Mit schnellen Schritten eilte ich zu dem Hof, auf dem Palina wohnte. Sie hatte mir gestern noch den Weg beschrieben.
Augenblicklich begrüßte mich der wiederliche Geruch, der aus den Pferdeställen kam.
Eine sehr...ausgefallene Begrüßung.
Man merkte Palina an, dass sie ein Bauernkind war.
Kurz überdachte ich meinen etwas böse gemeinten Gedanken, da ich Palina doch ziemlich nett fand.
Die letzten Meter lief ich noch zur Eingangstür und klopfte zügig, da ich keine Lust hatte noch länger hier rumzustehen und mir den Kopf über so unnötiges Zeug zu zerbrechen.

Ein rothaariger Lockenkopf öffnete mir die Tür und ich schlüpfte schnell in das warme Haus herein.
,,Na wird auch Zeit",anscheinend war Palina heute wohl nicht so gut gelaunt. Wie ich dann bemerkte war Marelin schon hier.
.,Ich hab die Adresse. Großmutter lebt",noch bevor sie mich begrüßen konnte schmiss ich ihr den kleinen Zettel hin.
Hastig faltete sie ihn auf und las sich ihn laut vor:,,Frontlin, Haus 37".

Ich hatte garnicht bemerkt, das Palina aufgesprungen war, denn plötzlich zog sie eine Landkarte aus dem großen Bücherregal an der Wand und warf ihn Marelin zu.
Diese schlug sie auf und blätterte eine Weile dort herum, bis sie auf die Idee kam, sie einfach aufzuklappen, damit man nun die ganze Sibirische Umgebung sah. Eine Weile lang suchte sie einfach herum und keiner von uns sagte etwas, bis sie plötzlich erschrocken nach Luft schnappte.
,,Was ist los?",schnell ging ich zu ihr und setzte mich neben sie auf den Boden.

Langsam tippte sie mit einem Finger an eine Stelle, die sich am Rand der Karte befand.

,,Großmutter lebt am anderen Ende der Umgebung. Zu Fuß würde ich es niemals schaffen".

Einige Zeit herrschte Stille zwischen uns, bis Palina auf einmal anfing zu reden:,,Glaubt ihr es würde auffallen, wenn plötzlich ein Pferd in unserem Stall fehlen würde?".
Das war doch nicht ihr Ernst.

Sie grinste uns siegessicher an und stellte sich warscheinlich schon vor, wie Marelin mit einem Pferd durch die ganze Umgebung ritt.

Like a wolfWhere stories live. Discover now