☽ Nineteenth Chapter

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V E L A R I S

5.Oktober, Wolfstrakt: Olympia
»Und der Sieger dieses Kampfes ist Amon Nae«, die Stimme der Moderatorin hallte in der Ferne. Ein erleichtertes Seufzen verließ meine Lippen.

»Sieht so aus als würdet ihr ziemlich gut abschneiden«, sagte Azrael nachdenklich. Ich nickte. Unter meinen Füßen knirschte der Kies des verwachsenen Weges. Das sanfte Zwitschern der Vögel war in der Ferne zu vernehmen.

Heryon hatte mir verboten an weiteren Kämpfen teilzunehmen, weshalb ich die letzten vier Tage hauptsächlich mit Azrael oder Kai verbracht hatte. Jedoch konnte ich mich darüber nicht beschweren. Dadurch, dass wir Zeit miteinander verbracht hatten, schien Azrael etwas aufzutauen. Es fühlte sich so an, als würde die Kluft zwischen uns, sich von Tag zu Tag verringern.

»Willst du etwas essen gehen?«, brach der Junge die Stille. Er hielt an und drehte sich zu mir um.

»Stimmt, bald gibt es Mittagessen«, stellte ich nachdenklich fest. Ich ließ meinen Blick über den Park schweifen. Die rot-braunen Baumkronen raschelten im Wind.

»Nein, das meine ich nicht«, verlegen kratzte er sich am Hinterkopf: »Ich wollte fragen ob du mit mir in die Stadt fahren willst«. Meine Augen weiteten sich. Olympia war eine Stadt, welche selbst im Menschentrakt für seine schönen Gebäude und romantischen Straßen bekannt war. Seit ich klein war, hatte ich davon geträumt diese einmal zu besuchen.

»Aber wie sollen wir dorthin fahren?«, fragte ich den jungen Mann, der mich mit einem matten Lächeln musterte, neugierig. Er griff nach meiner Hand. Sanft zog er mich über den Kiesweg, hinein in das Gebäude und führte mich durch die großen Eingangstüren. Als wir vor dem schwarzen Bus hielten, klopfte er an die Scheiben. Der Busfahrer öffnete die Tür.

»Guten Morgen, meine Majestät«, der Mann verbeugte sich und ließ uns eintreten. Unsicher folgte ich Azrael. Etwas verwirrt hielt ich mich an einem Griff fest und schaute durch die Windschutzscheibe.

Ohne, dass die beiden ein weiteres Wort wechselten, startete der Mann den Wagen und bog schwungvoll aus dem Parkplatz. Der kalte Griff rutschte aus meiner Hand und ich fiel stolpernd auf den Platz neben mich. Nicht gerade elegant, landete ich auf Azraels Schoß.

»Pass auf Prinzessin«, sagte Azrael schmunzelnd. In meinem Kopf sammelte sich die Hitze. Hastig versuchte ich mich aufzurichten, doch hielt mich eine warme Hand, welche sich sanft um meine Seite legte, und vorsichtig gegen seine Brust drückte, auf. »Bleib«, wisperte er in mein Ohr. Eine Gänsehaut überzog meinen, nun erstarrten, Körper. Stumm hielt ich inne. Sein Geruch umschloss mich wie unsichtbare Nebelschwaden und die Anspannung in meinen Muskeln löste sich. Vorsichtig lehnte ich gegen seine Brust. Mein Kopf lag seinem Herz nun so nah, dass ich es leise schlagen hören könnte. Stumm lauschte ich der beruhigenden Melodie seines Herzschlags.

»Meine Majestät, wir sind angekommen«, ertönte die Stimme des Fahrers. Flink stand ich auf und lief zur Tür. Ich trat aus dem schwarzen Bus und fand mich auf einer stark befahrenen Straße wieder. Mit Gold und Silber verzierte Geschäfte reihten sich an den breiten Gehsteig, auf dem Leute hin und her eilten.

»Vielen Dank«, bedankte sich Azrael und stieg ebenfalls aus dem Wagen. »Auf was hast du Lust?«, fragte er mich. Ich dachte nach.

»Ich würde gerne wissen, was du gerne isst, ich habe leider keine Erfahrung mit Restaurants«, antwortete ich ihm verlegen. Der Junge dachte kurz nach und nickte. Er hielt mir seinen Arm hin, sodass ich bei ihm einhacken konnte. Vorsichtig lehnte ich mich an seinen Körper.

Normalerweise war Azraels Schritte immer groß und schnell, sodass jedes Mal wenn wir dem Weg Park entlang gegangen waren, einige Meter Abstand zwischen uns war, doch nun ging er ungewohnt langsam. Und ich schneller als sonst. Als hätte sich unser Schritttempo wie von selbst aufeinander angepasst.

»Hier sind wir«, sagte Azrael plötzlich. Ich sah vom Boden auf und betrachtete das Gebäude vor uns. Es war eine kleine, gemütlich-aussehende Pizzeria. Stumm ließ ich mich in das Haus ziehen.

Als wir die leise knarrende Holztüre durchtraten, ertönte das sanfte Klingeln einer Glocke. Warme Luft und der Geruch von frischem Teig und Kräutern empfing uns. Staunend sah ich mich in dem kleinen, altmodischen Laden um. Über den alten Holztischen, hingen große Lampen, welche das Holz mit warmen Licht beschien. Auf den Wänden hingen schwarz-weiße Familienbilder und Urkunden.

Ein Mann mit Grauen Haaren und tiefen Falten auf der Stirn, führte uns lächelnd zu einem Tisch.

»Gefällt es dir?«, fragte Azrael mich besorgt, nachdem er sich auf den Platz gegenüber von mir niedergelassen hatte. Hastig nickte ich. Etwas glitzerte in seinen Augen auf.

Plötzlich änderte sich meine Miene. Traurig sah ich auf meine Hände. »Tut mir Leid«, murmelte ich und sah zu dem jungen Prinzen. Verwirrung spiegelte sich in seinem Ausdruck. »Ich hätte eigentlich gedacht,dass du mich zu einem teuren Restaurant bringst. Nur weil du ein Prinz bist, bin ich davon ausgegangen, dass du auch am liebsten teuer isst«, sagte ich bedrückt.

Ein warmes Lachen erfüllte den Raum. »Du bist süß«, sagte Azrael und musterte mich mit einem veträumten Gesichtsausdruck.

Abermals fühlte ich, wie mein Gesicht zu erröten drohte. Schnell schüttelte ich den Kopf und sah Azrael mit zusammengekniffenen Augen an. »Könnte es sein, dass du mich nicht ernst nimmst?«, fragte ich schmollend.

Plötzlich legte sich etwas warmes auf meine Wange. Azrael hatte sie nach vorne gelehnt und sein Blick fand den Meinen. Sofort löste sich meine abgespannte Miene. »Ich nehme dich immer ernst«, hauchte er leise.

Mein Körper schnellte gegen die Lehne meines Stuhls. Mit einem gespielten Husten versuchte ich mein hochrotes Gesicht zu überspielen. Mir gegenüber ertönte Azraels herzhafte Lachen. Verträumt stoppte ich und musterte ihn. Sein Lächeln war wie ein Edelstein. Wunderschön funkelnd, doch selten. Ich lächelte.

Ein Kellner, welcher eine schwarze Schürze trug, blieb vor unserem Tisch stehen und ließ uns verstummen: »Guten Tag, was wollen sie bestellen?«.

⊱⊰

Stumm biß ich von dem heißen Stück Pizza und atmete den betörenden Geruch ein. Leise seufzte ich. Als ich aufsah, traf mein Blick auf zwei silberblaue Augen, welche mich schon eine Weile zu mustern schienen. »Hast du schon keinen Hunger mehr?«, fragte ich neugierig und strich mir eine weiße Strähne hinter die Ohren.

Er schüttelte den Kopf. »Endlich versuchst du es nicht mehr zu verstecken«, sagte er nachdenklich. Er meinte meine Haare.

»Jetzt haben sie sowieso alle gesehen«, murmelte ich: »Ich glaub ich mag sie sogar irgendwie«. Plötzlich wurde seine Miene ernst.

»Rán hat mich gestern angerufen, er glaubt zu wissen was es mit deinen Haaren auf sich hat«, erklärte mir. Meine Augen weiteten sich. »Es ist wahrscheinlich, dass-«. Das Leuten seines Handys unterbrach den Jungen. Sofort nahm er an. Nach kurzer Stille verhärtete sich Azraels Miene. „Verstehe", antwortete er der Person hinter seinem Telefon und legte auf.

Als sein Blick mich traf, wurde seine Mirne weich. Besorgnis spiegelte sich nun in seinen Augen. »Wir müssen sofort zurück«.

 »Wir müssen sofort zurück«

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Selenophile | A Werewolf StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt