☽ Twenty Second Chapter

1.1K 99 14
                                    

V E L A R I S

6.Oktober, Wolfstrakt: Lunya
Wie in Trance blickte ich in die blauen Augen, welche mich wie Edelsteine anfunkelten. Mein ganzer Körper war wie Wackelpudding. Er wünschte sich dass Azrael den Abstand zwischen uns schloss.

Ein Räuspern ließ mich zusammenzucken. Silan hatte sich an den Türrahmen gelehnt und beobachtete uns mit gehobener Augenbraue.

Als ich zu Azrael sah, blitzte er seinen Bruder mit zu Schlitzen verengten Augen an. Ein leises Knurren verließ seine Kehle. Beruhigend legte ich meine Hand auf seine Brust.

»Ihr solltet erstmal miteinander reden, danach ist Zeit für andere...Sachen«, der Prinz fuhr sich durch die Haare und musterte uns mit einem undefinierbaren Blick. »Man, wieso findet genau er als einzige seine Gefährtin?«, murmelte er leise und verschwand in seinem Arbeitszimmer. Verwirrt sah ich zu Azrael.

»Komm mit«, murmelte dieser und zog mich an meiner Hand mit sich. Mit schnellen Schritten folgte ich ihm bis aus dem Schloß hinaus. Auf einer kleinen Fläche Wiese, welche von Wald umkreist war, hielt er an. Neugierig schaute ich mich um.

»Ich war schon immer etwas anders als meine Brüder«, brach Azrael die Stille und setzte sich ins Gras. Nachdenklich sah er in den Himmel. »Aus irgendeinem Grund liebte ich ihn, den Mond. Nicht wie die Liebe eines Wolfes zu seinem Gott, nein, es war schon immer mehr als das. Ich verstand es nicht, jedoch wehrte ich mich auch nicht dagegen. Es war als würde am Himmel, zwischen all den funkelnden Sternen ein Teil meiner Seele prangen. Das Teil, welches eigentlich ein anderer Wolf sein sollte«.

Wortlos setzte ich mich neben Azrael. Seine Worte waren wie als würde sein Herz direkt zu mir sprechen, als würde sich endlich ein Azrael ohne Masken oder beschützenden Mauern zeigen.

»Achzehn Jahre dauerte es bis ich meine Liebe verstand. Und genau an meinem Geburtstag traf ich sie. Meine vorbestimmte zweite Hälfte. Für einen Werwolf gibt es nichts wichtigeres als diese Person. Und es gibt auch nur für jeden genau eine. Und meine war wie der Mond. Umso länger ich sie kannte, umso mehr verstand ich wieso ich mich so nach dem Mond gesehnt hatte. Er war ein Teil von ihr. Ein Teil meiner Gefährtin.«, sprach er. Etwas blitzte in seinen Augen auf: »Velaris, du bist-«. Ein lautes Rascheln unterbrach ihn.

Erschrocken wirbelte ich herum. Etwas bewegte sich in einem großen Busch. Azraels begann zu knurren. Mit einem eleganten Sprung sprang ein Wolf aus dem Wald. Beschützerisch baute sich Azrael vor mir auf. Das Knurren wurde lauter.

Mit klopfenden Herzen betrachtete ich den Wolf. Sein schwarzes Fell schimmerte unter der Mittagssonne und seine Augen hatten einen gefährlichen Schimmer. Sie waren wie Sterne. Es war der Wolf von in der Früh.

Obwohl er einem, eindeutig stärkeren, Wolf gegenüber stand, schien der Wolf weder ängstlich noch angespannt zu sein. Er würdigte Azrael keines Blickes. Das, was seine Augen fixierten, war ich. Plötzlich senkte er sein Haupt und beugte sich vor. Er verbeugte sich. Vor mir?

»Bleib zurück!«, knurrte Azrael wütend. Der Wolf rührte sich nicht. Wartete er darauf, dass ich ihm erlaubte sich aufzurichten?

Ich seufzte und trat neben Azrael, welcher mir einen besorgten Blick zuwarf. »Du kannst dich erheben«, sagte ich mit fester Stimme. Sofort erhob sich das Tier. Die funkelnden Augen fixierten mich abermals. »Was willst du von mir?«, fragte ich den Wolf.

»Ich bin hier um meine Königin zu besuchen«, sagte er nach einer kurzen Stille. Azrael spannte sich an. »Ihr wollt sie mitnehmen«, rief er wütend.

»Das ist unsere Absicht«, antwortete er ruhig: »Aber wir werden sie nicht entführen«. Langsam fing Azrael an vor Wut zu zittern. Ich warf ihn einen besorgten Blick zu.

»Wie wollt ihr sie sonst mitnehmen?«, knurrte er. In der Versuchung ihn zu beruhigen, legte ich eine Hand auf seine Schulter. Jedoch änderte sich nichts an seiner Haltung, im Gegenteil, dies schien seine Anspannung zu verstärken.

»Sie ist unsere Königin, deshalb wird sie sich für ihr Volk entscheiden und früher oder später mit uns mitkommen«, erklärte der Wolf. Nun konnte man auch eine Veränderung in seiner Haltung erkennen. Er schien jedoch eher genervt als wütend.

»Das stimmt nicht!«, kläffte Azrael.

»Azrael, beruhig dich, ich werde nirgendwo einfach so hingehen«, versuchte ich zu ihm zu sprechen. Er warf mir einen wütenden Blick zu. Ich schnappte nach Luft. Seine Augen waren nicht mehr blaugrau, sie waren rot, blutrot. Ich stolperte einige Schritte zurück.

»Ich regle das!«, sagte er zitternd. Innerhalb Sekunden hatte sich sein Körper in einen braunen Wolf verwandelt. Angst stieg in mir auf. Es war keine Angst vor dem gefährlich aussehenden Wolf, eher um ihn. Er wirkte mehr wie ein Tier, als je zuvor.

»Azrael!«, rief ich: »Tu es nicht!«. Ich lief zu dem Wolf und merkte viel zu spät, dass dies die Schlimmste Handlung war, welche ich in diesem Moment machen konnte. Azrael, funkelte mich an. Mit einer schnellen Bewegung warf er mich zurück. Mit einem Stöhnen knallte ich gegen einen Baum. Mein ganzer Leib durchströmte ein brennender Schmerz. Mein Kopf brummte.

»Azrael«, vernahm ich Kais Stimme. Aus dem Schloss kamen Azraels Brüder gestürmt. Auch sie verwandelten sich und stellten sich vor den, außer Kontrolle geratenen, Wolf.

Stöhnend versuchte ich mich aufzurichten, jedoch war ich zu schwach. Ich sank zu Boden. Langsam merkte ich wie eine Müdigkeit mich übernahm. Meine Augen fielen langsam zu. Alles, was ich wahrnehmen bevor ich einschlief, war das funkelnde Augenpaar des schwarzen Wolfes.

 Alles, was ich wahrnehmen bevor ich einschlief, war das funkelnde Augenpaar des schwarzen Wolfes

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

heute mal was kurzes, weil ich noch englisch lernen muss(:

soulfullofwords

Selenophile | A Werewolf StoryWhere stories live. Discover now