☽ Twenty Sixth Chapter

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E R Z Ä H L E R

1. November, Wolfstrakt: Lunya
Das Geräusch schneller Schritte, hallte durch die verdunkelten Gänge des Schlosses. Hier, in dem höchsten Turm, waren die Fenster immer mit dicken Vorhängen verdeckt. Alles was die Räume mit matten Licht erhellte, waren hunderte Kerzen, welche durch die schnellen Bewegungen des jungen Prinzens in der Dunkelheit flackerten.

Vor einer großen Türe hielt er an. Mit geballten Fäusten schlug er gegen das detailliert-verzierte Holz. Stille. Ein wütendes Schnauben verließ die Lippen des Prinzen. Seine Hand griff nach der goldenen Türklinke und riß die Türe auf. Mit schnellen Schritten betrat er das geräumige Arbeitszimmer.

»Vater«, sagte er mit fester Stimme. Eine betrückende Stille erfüllte den Raum. In dem altmodischen Arbeitszimmer, auf einem großen, thronähnlichen Stuhl, saß der Mann mittleren Alters. Bis auf seine grünen Augen, sah er wie eine gealterte Version des jungen Prinzen aus.

»Azrael, mein Sohn«, begann der Mann zu sprechen: »Es ist lange her, dass du mich aufgesucht hast«. Unter dem matten Sonnenlicht, welches aus dem großen Fenster schien, funkelten die goldenen Ornamente der altmodischen Möbel. Schatten zeichneten die Umrisse des Mannes auf den dunkelroten Teppich.

Azrael knurrte wütend. »Du weißt ganz genau wieso ich hier bin, Vater«, seine Worte trieften voll Wut. Die blauen Augen hatten sich zu Schlitzen verzogen, welche den Mann zornig anfunkelten.

»Ich kann nicht länger warten«, antwortete der Mann: »Außerdem ist es besser so«. Desinteressiert wendete er sich dem Blatt auf seinem Schreibtisch zu.

»Besser?«, die Stimme des Prinzen wurde lauter: »Was kann besser sein als meine Seelengefährtin?«. Der junge Prinz trat einige Schritte vor. Nun trennte nur noch der dunkle Holztisch die zwei Männer.

»Früher oder später wirst du sie verlieren, und umso länger du sie kennst, desto schlimmer wird es. Ein König sollte sich auf seine Pflichten konzentrieren und nicht tagelang im Wald nach seiner verloren gegangenen Gefärtin suchen«, sagte der Mann und schrieb etwas auf ein vergilbtes Blatt Pergament. »Außerdem hattest du nicht die Kraft sie zu beschützen und deshalb verloren. Selbst wenn du sie wieder findest, wirst du sie sicher wieder ver-«. Ein lauter Knall durchhallte den Raum. Die geballte Faust von Azrael ruhte nun auf dem Platz, auf den er Sekunden zuvor wütend geschlagen hatte.

»Wieso ich?«, fragte er nach einer kurzen Stille: »Wieso soll genau ich König werden?«. Mit schweren Atem musterte er seinen Vater, welcher nun von dem Pergament abgelassen hatte. »Ich bin weder ein so talentierter Kämpfer, wie Kai, noch so gebildet und gesittet wie Silan«, wisperte Azrael.

Mit einem kalten Blick musterte der König seinen Sohn. »Du bist wie ich«, sagte er. »Meine Brüder hatten genauso wie Silan und Kai besondere Stärken, jedoch wusste mein Vater, dass der eine durch seine Kampflust unser Land in Krieg führen würde und der andere es durch seine unrealistischen Ideen, das Land zu verbessern, in Armut stürzen würde«, er stemmte seine Hände gegen den Holztisch um sich aufzurichten. Ohne definierbare Emotionen in sich zu spiegeln, musterten die matten Augen seinen Sohn.
»Um König zu werden braucht man keine übertreffliche Stärke oder ein umfangreiches Wissen. Man sollte kennen, wie es ist schwach zu sein und die Realität im Auge behalten können. Wir beide hatten nie besondere Träume oder Ziele in unseren Leben, wir waren Einzelgänger, welche nie nach Macht dursteten und genau das macht uns einen, für dieses Land, geeigneten Thronfolger. Ich habe es geschafft Lunya jahrelang zu regieren, deshalb weiß ich, dass du dies auch tun wirst«.

Wortlos musterte Azrael seinen Vater. All die Jahre hätte er nie gedacht, jemals den Thron besteigen zu müssen. Weil er keine besonderen Talente hatte, war er sich von Anfang an sicher, nicht dafür ausgewählt zu werden. Und nun sollte genau dies ihn zu dem geeigneten König machen? »Das was du sagst ist völliger Schwachsinn! Sollte ein König nicht die Verbesserung seines Reiches im Blick haben? Sollte ein König nicht auch König sein wollen?«, rief er aufgebracht: »Was bringt einem Volk ein gebrochener König?«. Auf diese Worte antwortete der Mann nicht. Stumm blickte er ins Nichts.

Stimmt, dieses Land wurde seit Jahren von einem gebrochenen König regiert, der seine Gefährtin in einem Unfall verloren hatte. Das Land litt nicht darunter, jedoch erblühte es auch nicht. Es war wie ein Garten, dessen Unkraut zwar gepflückt wurde, doch auch keine Blumen trug.

Azrael trat einige Schritte zurück. »Dies ist kein Leben, welches ich führen will«, mit einem kalten Ausdruck musterte er seinen Vater. Mit dem Knall der Tür, wurde der Mann in dem Raum alleine gelassen.

⊱⊰

[trigger warning! der folgende inhalt könnte manche Leute vielleicht verstörend etc. wirken]*

An dem Morgen dieses Tages, wachten die Bevölkerung Lunyas mit einem mulmigen Gefühl in der Brust auf. Es war ein Gefühl, bei welchem man wusste, dass etwas schlimmes passiert war.

Draußen stürmte, ein eiskalter Wind durch die Wälder und Dörfer. Es waren Windzüge, welche ständig ihre Richtungen änderten und mal stärker und mal leichter wehten. Sie rissen Bäume mit sich und verwirrten Vögel.

Und als dann auch noch ein kalter Regenschauer auf die Erde prasselte, wurden auch die Prinzen aus ihren Albträumen gerissen. Jeder in dem Schloss ahnte, was geschehen war, jeder konnte es spüren.

Doch erst als sie es wirklich sahen, reagierten ihre Herzen. Erst als sie merkten, dass es nicht natürlich war, wurden sie von Verwirrungen und Schuldgefühlen überschwemmt. Vor allem Azrael, fühlte sich schuldig. Er hatte ihn dazu getrieben, seine Erinnerungen zurückgebracht.

Vielleicht dachte er, dass Azrael sich nun nicht mehr davor drücken konnte. Vielleicht hatte er es auch getan, weil er nicht länger warten wollte sie wiederzutreffen.
Vielleicht war dies auch nur geschehen, weil seine Unglücklichkeit ein unerträgliches Stadium erreicht hatte.

Doch genau würden die Prinzen nie erfahren, wieso ihr Vater genau an diesem Wintermorgen von ihnen gegangen war.

»Und was nun?«.

»Weiterleben...«.

»...weiterleben und hoffend, dass es die richtigen waren, seinen letzten Wünschen folgen«.

*ich weiß nicht ob das letzte wirklich „verstörend" ist (ich weiß nichtmal wie ich es bezeichnen soll), jedoch sicher ist sicher

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*ich weiß nicht ob das letzte wirklich „verstörend" ist (ich weiß nichtmal wie ich es bezeichnen soll), jedoch sicher ist sicher...

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Selenophile | A Werewolf StoryWhere stories live. Discover now