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Nervös lasse ich den knallroten Apfel zwischen meinen Händen hin und her rollen.
Wie jeden Tag stehe ich eine gefühlte Stunde vor dem Schulgebäude und starre es einfach nur an. Ich kann mich weder von dem Anblick lösen, noch will ich mich ihm auch nur näheren.

Tief durchatmend beschließe ich mich endlich in den Unterricht zubegeben, denn sonst würde ich wahrscheinlich zu spät kommen und das kann ich mir nicht leisten. Mit zügigen Schritten komme ich dem großen Gebäude immer mehr und das ungute Gefühl in meinem Bauch kommt wieder zum Vorschein. Ich mag diese Schule nicht.

Meine Hände umfassen den kalten Griff der Tür und schieben sie mit einer kräftigen Bewegung auf. Genau in dem Moment klingelt es zum Stundenbeginn und alle Schüler, die sich noch auf den Fluren befinden, flüchten in ihre Räume. Ich lasse mich mit ihnen mitreißen und verschwinde in meinen, bevor die Tür geschlossen wird.
Hailey sitzt bereits auf ihrem Stuhl und wickelt sich ihren Kaugummi um den Finger während sie genervt ins Leere starrt.

Meine Hand wedelt vor ihrem Gesicht herum und lässt sie somit aus ihren Tagträumen erwachen:,, Heather! Mein Gott hast du mich erschrocken!" sie lutscht sich den Kaugummi vom Finger, was mich das Gesicht angewidert verziehen lässt, und lächelt mich dann lebensfroh an.
,,Was genau hast du gefrühstückt?" frage ich sie skeptisch.
,,Auf jeden Fall nicht das was du gegessen hast." zwinkert sie mir wissend zu und wirft einen Blick auf meinen Apfel. Sie weiß das ich nicht der fröhlichste Mensch auf Erden bin aber Shane und Hailey übertreiben. Sie sagten ich bin der Miesepeter höchstpersönlich.

Wie aufs Stichwort klopft es an der Tür und Shane kommt schweratmend reingehetzt. Hastig entschuldigt er sich beim sichtlich angenervten Mr. Davis und kommt auf uns zu.
,,Wer hat sich denn hier verlaufen?" zieht ihn Hailey auf. Alles sie zurück bekommt ist ein resigniertes Augenrollen seinerseits.
,,Jaja, lach nur." seufzt er und lässt sich neben mit auf einen Stuhl plumpsen.

Mr. Davis ist gerade dabei uns zu erklären, was uns in den weiteren Stunden erwartet und wofür wir eine Note bekommen werden, während sich Shane und Hailey immer noch darüber unterhalten, warum Shane zu spät gekommen ist. ,,Könntet ihr das auch nach dem Unterricht ausdiskutieren?" zische ich und erlange so die Aufmerksamkeit des Lehrers. Er dreht sich von seiner Tafel zu mir um:,,Möchten sie etwas dazu beitragen Ms. Harris?" mit hochgezogener Augenbraue mustert er mich eindringlich.
,,Nein, nein. Entschuldigen Sie, ich wollte Ihren Unterricht nicht stören." versuche ich noch daraus zu holen.

,,Will ich ihnen auch geraten haben." murmelt er noch bevor er sich wieder zur Tafel dreht.
Entnervt atme Ich hörbar aus und spüre die Blicke von Hailey und Shane du mich schuldbewusst mustern. Ich schüttel nur meinen Kopf als Zeichen, das es jetzt auch egal ist.

Den rest der Stunde, verbringe ich damit dem Lehrer aufmerksam zu zuhören und mich ausschließlich auf den Unterricht zu konzentrieren. Doch die beiden neben mir, scheinen aus ihrer Lektion nicht gelernt zu haben, denn andauernd kriege ich irgendwelche Dinge aus ihrem Gespräch mit. Innerlich verdrehte ich meine Augen.

Als es endlich zur Pause klingelt, erhebe ich mich schneller als erwartet von meinem Stuhl. Ich werde verwundert von Shane angesehen, der anscheinend mitbekommen hat, das ich nicht vorhatte noch länger als nötig hier zu bleiben. Er zieht seine Augenbrauen argwöhnisch zusammen, aber er bleibt weiterhin still und spricht mich nicht darauf an.

Zu meinem Pech besitzt er leider eine sehr gute Menschenkenntnis, was es mir deutlich erschwert ihm etwas vorzumachen. Shane merkt mir immer an wenn etwas nicht stimmt. Gut... Meistens hält er seinen Mund weil er weiß wie Hailey tickt aber wenn wir mal unter uns sind, kann ein sehr tiefes Gespräch entstehen.

Ich entziehe mich seinem Blick und verschwinde aus der Tür als ich all meine Sachen eingepackt habe. Meine Füße bringen mich auf die Toilette, dort bleibe ich vor dem Spiegel stehen und sehe mir ins Gesicht. Doch sicherheitshalber schaue ich mich nochmal auf der ganzen Toilette um, um sicher zu gehen, das sich hier niemand aufhält.

Das schwierigste für mich ist, mir Mut zu zusprechen, wenn es für mich eh schon aussichtslos scheint.

Meine kalten Hände lösen sich von dem ebenfalls kalten Waschbecken Rand und fahren durch meine Haare. Nocheinmal sehe ich auf und senke erst dann den Blick um nach draußen zu verschwinden. Kaum komme ich aus der Tür nach draußen, klingelt es wieder zum Unterricht. Die Pausen sind eindeutig zu kurz.

Daraufhin mache ich mich dann auf den Weg zum nächsten Fach, Englische Literatur. Ich liebe dieses Fach. Das bringt mich an diesem fürchterlichen Tag zum lächeln und meine Schritte verschnellern sich dadurch automatisch. Mrs. Fletcher ist die einzig normale hier an dieser Schule und macht sie somit zu meiner Lieblingslehrerin.

Als ich den Raum betrete, kommt mir ihr strahlendes Lächeln schon entgegen:,,Oh Heather, schön das du da bist." begrüßt sie mich herzlich. Sie verbessert meine Laune um längen. So einfache Worte und selbst meine Eltern kriegen das nicht einmal auf die Reihe.

Not A Good IdeaWhere stories live. Discover now