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[Jungkook]

„Entschuldigung", hörte ich jemanden hinter mir sagen, bevor dann auch ein leichtes Tippen auf meiner Schulter folgte. Weil ich ein sehr schreckhafter Mensch war, zuckte ich leicht zusammen und drehte mich erschrocken um, wobei ich sofort in ein ziemlich dunkles Augenpaar schaute.

„Ja?", murmelte leise und griff etwas fester in die Schnalle meines Rucksackes, die um meinen Oberkörper geschlungen war. Weil es kein Monster war, dass meinen Kopf essen würde, sondern nur ein Mensch, fing ich an zu lächeln.

„Weißt du, wo heute die Vorlesung zur Vorbereitung einer OP stattfindet?", fragte mich der junge Mann, der vor mir stand. Er musste neu sein, denn ich hatte ihn hier an der Uni und auch im Umfeld zuvor noch nie gesehen.

„Ja! Musst du dahin?", fragte ich und schaute den Typen an, welcher mit seinem Finger auf einen Zettel zeigte, den er in der Hand hielt. Er zeigte auf den Namen des Professoren, der die Vorlesung halten würde und schaute mich dabei etwas unbeholfen an. „Ah! Das ist dieselbe Vorlesung, zu der ich jetzt auch muss", erzählte ich noch breiter lächelnd. „Lass und zusammen dorthin gehen!"

Der Fremde fing nun ebenfalls an zu lächeln und zeigte seine perfekt aneinander gereihten, strahlend weißen Zähne. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass er kein schönes Lächeln hatte und das konnte ich sagen, obwohl ich mich als heterosexuellen Mann sah. Ganz im allgemeinen verstand ich nicht, warum in dieser Gesellschaft Frauen andere Frauen als schön empfinden konnten, ohne das jemand was dagegen sagte, sobald aber ein Mann einen anderen Mann schön fand oder dieser ihm ein Kompliment gab, was meiner Meinung nach zu einem guten Miteinander gehört, gleich in die Kategorie der homosexuellen Männer geordnet wurde. Zwar nannte ich mich selbst heterosexuell und legte mich somit in eine Schublade, jedoch war ich kein wirklicher Fan von dieser ganzen Sache. Ich wollte mein Leben leben und nicht Schilder tragen, in Schubladen liegen, in Kategorien geordnet sein. Man liebt einen Menschen, nicht das Geschlecht.

„Ich bin übrigens Taehyung. Tut mir leid, dass ich mich nicht gleich schon vorgestellt habe", sagte der Braunhaarige und hielt mir seine Hand hin, während wir nebeneinander her in Richtung des Hörsaales ging. Mich einmal verbeugend, griff ich seine Hand und nickte leicht, bevor ich mich wieder aufrecht hinstellte und ihn anschaute, wobei mir auffiel, dass ihm meine Reaktion etwas verwirrte.

„Oh tut mir leid", sagte ich leise und kratzte mich verlegen am Hinterkopf. „Ich habe mich jetzt einfach verbeugt, weil ich davon ausgegangen bin, dass du älter bist als ich, weil ich jung aussehe und auch jung bin und du siehst älter aus als ich, weshalb ich höflich sein wollte."

Nachdem Taehyung mich nur einige Zeit lang musterte, fiel mir auf, was ich überhaupt gesagt hatte, weshalb ich sofort alles verlor und knallrot wurde, was ich daran merkte, dass meine Wangen ganz warm wurden.

„So meinte ich das nicht! Oh bitte, nimm mir das nicht übel, es tut mir leid. Damit meinte ich keinesfalls, dass du alt aussieht, ich wollte nur sagen, dass du erwachsener aussiehst als ich", versuchte ich mich aus dieser unangenehmen Situation zu retten. Ich wollte Taehyung schon gar nicht mehr in die Augen schauen, weshalb mein Blick nur auf den Boden gerichtet war.

Ein leises lacjen entkam dem jungen Mann, weshalb ich dann doch aufschaute.

„Du brauchst dich nicht entschuldigen, ich bin wahrscheinlich auch älter als du", sagte er und schlug mir mit der Faust schwach gegen die Schulter. „Und du hast mir deinen Namen noch immer nicht gesagt", stellte er, noch immer lachend, fest.

„Ich heiße Jungkook!", sagte ich, dabei wieder breit lächelnd. Man konnte schon sagen, dass ich das gerne tat, also Lächeln. „Und wie alt bist du, wenn ich fragen darf?", harkte ich noch weiter nach, dabei neugierig zu dem Größeren schauend.

„Auf jeden Fall älter als du", meinte er nur kurz, aber ich wollte es genau wissen, weshalb ich mich vor ihn stellte und meine Hand aufrecht hielt, damit er keinen weiteren Schritt ging. Meine andere Hand legte ich auf meine Brust und fing an zu reden.

„Ich bin fünfundzwanzig Jahre alt! Und weil ich dir mein Alter gesagt habe, musst du mir auch deines verraten!", erwiderte ich auf seine vorherige Antwort.

„Nh, ich bin definitiv älter", stellte er fest. Mit einem leichten Grinsen auf seinen Lippen, antwortete er mir jedoch nicht so auf meine Frage, wie ich es gewollt hatte. Und nur leicht den Kopf schüttelnd ging er an mir vorbei, weiter in Richtung Ende des Flures, wo sich der Hörsaal befand.

Etwas perplex stand ich einige Zeit einfach da und starrte Löcher in die Luft.

„Hey! Warte auf mich!", rief ich sofort und rannte Taehyung schnell hinterher.

———
Don't mind me saying this, aber ich liebe den Jungkook, den ich hier im ersten Kapitel dieses Buches bereits erschaffen habe. He's cute.

Und die Kapitel in diesem Buch hier werden alle nicht allzu lang sein, weil ich mich kürzer halten will, aber dafür die Möglichkeit haben, mehr Kapitel auf einmal zu schreiben (:

kein wort ᵛᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now