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[Jungkook]

,,Bist du bereit?", fragte Taehyung mich und schaute immer wieder von der Spritze wieder zu mir runter, dabei ein etwas nervöser Blick. Ich seufzte nur leise und schüttelte dann den Kopf, bevor ich mich mit meiner wenigen Kraft aufrappelte und von dem Sofa aufstand, mit Tränen in den Augen.

,,Ich kann das nicht", meinte ich leise und schaute hinaus aus dem Fenster, mich dabei an die Fensterbank abstützend. ,,So sehr ich es auch will, ich kann es einfach nicht. Du bist nicht nur körperlich stark, sondern auch mental, ich aber nicht. Ich habe nicht die Nerven dazu, in einer Welt zu leben, in der ich ausgegrenzt werde. Wer weiß, ob ich überhaupt in der Lage dazu wäre, mich an das neue Leben anzupassen? Ich habe schließlich noch Freunde und Familie, die ich jetzt schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe. Allesamt glauben sie momentan daran, ich sei der Mörder Yoongis und es würde es nicht besser machen, wenn ich als wortwörtliches Monster zurückkehren würde."

Eigentlich hatte ich erwartet, dass Taehyung darauf wenigsten eine kurze Antwort haben würde, jedoch blieb er lange Zeit einfach ruhig, was mich im Gegenzug beunruhigte, weshalb ich mich wieder zu ihm umdrehte. Seine Augen waren entflammt, sie leuchteten Rot, während sie gefüllt waren mit Tränen.

,,Bin ich in deinen Augen also nichts anderes als ein Monster?", fragte der Mann leise und senkte seinen Blick auf seine Hände. Ich sah, wie seine Unterlippe zitterte, die Tränen bahnten sich über seine Wangen und ich spürte die negative Atmosphäre, die den Raum hüllte. Sofort riss ich die Augen auf und realisierte erst, was ich gesagt hatte, weshalb ich schnell zu ihm ging und mich an seine Seite setzte.

,,Nein Taehyung, denke nicht so! So habe ich das gar nicht gemeint", sagte ich und wollte meine Arme um ihn legen, jedoch stand er augenblicklich von dem Sofa auf, von mir abgewandt.

,,Schon gut, du hast ja recht. Ich bin das Monster, dass dein Leben zerstört hat. Ich habe jemanden getötet, der eine potentielle Gefahr für euch alle gewesen wäre, aber dennoch bin ich der Böse. Ich bin kein Mensch, trinke Blut und habe übernatürliche Kräfte, natürlich bin ich ein Monster", hörte ich Taehyung leise sagen. Seite Stimme war so tief und ruhig, dass es mir fast schon Angst machte, weshalb ich einige Zeit lang zögerte, bevor ich auch endlich aufstand und ihn wieder umarmen wollte, jedoch zog er mir einen Strich in die Rechnung, indem er seine Hand vor mich hielt. 

,,Bitte, glaub mir doch! Es sollte dich nicht beleidigen, dass ich sagte, du seist ein Monster, wirklich nicht! Ich habe es nicht negativ gemeint, aber es ist alles einfach so viel momentan", erwiderte ich, konnte mich damit aber nicht wirklich aus dieser hitzigen Situation retten. Ich hatte einen großen Fehler gemacht.

,,Lass es, ja? Ich will das alles nicht hören. Ich weiß, dass du damit aufgewachsen bist, mich als etwas schreckliches zu sehen. In deinen Augen bin und bleibe ich für immer ein Monster, weil ich anders bin als du. Anders als Menschen", sagte er leise und schaute mich an. ,,Ich selbst sage, ich bin ein Monster, denn die Wut in mir möchte dich gerade in tausend Einzelteile zerfleischen, aber ich kann dem standhalten. Meine Sinne sind anders als deine. Ich bin fast schon wie ein Tier, in dessen Revier du dich gerade sehr auffällig gestellt hast."

,,Ich verstehe nicht so ganz, was du damit meinst", murmelte ich, trat aber einen Schritt zurück, aber er folgte mir, bis letztendlich die Wand hinter mir war und ich nicht mehr entwischen konnte. Sein Gesicht war meinem so nah und ich spürte die immense Wärme, die von seinem Körper ausging.

,,Heute solltest du mir nicht mehr unter die Augen treten, denn genauso wie du es nicht weißt, weiß auch ich nicht, wozu ich in der Lage bin, wenn ich so drauf bin", sagte Taehyung. ,,Schlaf heute auf dem Sofa."

Und nach nur einem Mal Blinzeln, war er plötzlich einfach verschwunden, oben knallte eine Tür zu und fiel ins Schloss.

–––

Tja Kookie, nenne einen Vampiren lieber nicht "Monster" :)

kein wort ᵛᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now