Es roch nach Marshmallows und brennenden Zweigen als die beiden Freunde nachts nebeneinander an dem kleinen Lagerfeuer saßen. Es war Ende Sommer und beide hatten irgendwie den drang die letzten schön warmen Nächte zu genießen. Ab und zu sprangen die Funken aus dem Feuer und jagten dem älteren der zwei Angst ein. Sehun dagegen blieb ruhig. Er war immer so ruhig. Seit Jongin sich erinnern konnte war Sehun ruhig. Meist wurde sein Verhalten falsch gedeutet. Er sei arrogant, eingebildet und ein Narzisst. Jongin konnte das nicht verstehen. Der jüngere war zwar ruhig und ja vielleicht auch etwas egoistisch in mancherlei Hinsicht aber eingebildet oder gar narzisstisch war er keines Falls.
„Kai?“ Sehun nannte ihn immer bei seinem Spitznamen und eigentlich mochte Jongin diesen Namen nicht aber der Koreaner mit den markanten Augenbrauen tat es trotzdem.
„Hm?“ machte Jongin nur. Sein Blick fokussierte das tanzende Feuer vor ihm. Seine Hände schwitzten und die Hitze brannte sich so sehr in sein Gesicht das er Angst hatte seine Augenbrauen würden sich gleich anzünden.
„Gibst du mir noch einer dieser Teile?“Jongin war verwirrt. Meinte Sehun jetzt die Tüte mit den Pillen die neben ihm lag oder die Tüte voll mit Marshmellows? Er schaute von Sehun und den Tüten hin und her.
„Die Marshmellows, Kai.“ Meinte Sehun ungeduldig und riss dem Älteren die Tüte aus der Hand die er ihm schnell hinhielt. Der schwarzhaarige Koreaner steckte die Süßigkeit an den dürren Holzstock welche sie noch vor einer halben Stunde im Wald gesucht hatten. Jongin hatte sich dabei einen Splitter zugezogen der in seiner Haut schrecklich schmerzte. Sehuns Seitenprofil wurde von dem Feuer beleuchtet weshalb seine Konturen nur noch mehr zu sehen waren. Er war hübsch. Sehr hübsch um genau zu sein. Jongin fand das Sehun wunderschön war. Mit seinen langen Beinen, seinen dunklen Augen, der geraden Nase und seinem schmalen Gesicht. Jongin dagegen hatte eine Stupsnase, dünne nicht so volle, Haare wie er sie immer so bei Sehun bewunderte, plumpe Lippen und gebräunte Haut. Also grundsätzlich genau das Gegenteil von dem Schwarzhaarigen.
„Warst du schon einmal verliebt?“ fragte Jongin als er Sehun dabei beobachtete wie dieser den Stock in seinen Händen hin und her drehte damit der Marshmellow zuckrig Gold wird. In Sehuns dunklen Augen loderte das warme Feuer als er seinen Blick hob um zu seinem besten Freund zu blicken. Dabei kniff er eines seine Augen verständnislos zusammen, das machte er immer wenn man ihm eine Frage stellte.
„Wieso fragst du?“ meinte er dann und griff nach dem Marshmellow um es sich in seinen Mund zu schieben. Seine Hände klebten auf Grund des Zuckers zusammen und auch wie er versucht zu kauen, sah etwas bescheuert aus. Aber Jongin würde gerade nichts lieber machen als hier mit Sehun zu sitzen. Sehun der in den letzten Monaten kaum Zeit für Jongin hatte. Sehun mit dem Jongin schon 9 Jahre befreundet war. Sehun der auch nach 6 Jahren nicht sah das Jongin mehr als nur ein bester Freund für ihn sein wollte.
„Weil ich momentan verliebt bin.“ Gab der braunhaarige nachdenklich von sich. Sehun hob wieder seine Augenbrauen, starrte Jongin dann einige Sekunden an und beugte sich zu ihm. Der Herzschlag des älteren stieg abrupt an als Sehuns schlanke Finger sich auf seinem Oberschenkel abstützten. Jongin spürte Sehuns Atem auf seiner Haut als er sich noch etwas über ihn lehnte und dann….. nach der Tüte griff die neben ihm lag.
„Achso.“ Gab Sehun nur unbewegt von sich und entfernte sich wieder von dem Älteren. Enttäuscht schaute Jongin zu dem Schwarzhaarigen der sich eine der Pillen aus der kleinen Tüte nahm. Er hatte doch versprochen es nicht mehr zu machen. Zumindest sollte er mit den Chemischen Drogen aufhören. Das war alles gewesen worum Jongin ihn gebeten hatte. Sich daran halten tat er nicht.
„Guck nicht so. Ich habe wegen dir schon nen Tag ausgesetzt. Auf nen kalten Entzug gehe ich nicht man.“ Sagte Sehun sauer als er sah wie Jongin ihn anblickte. Wie er ihn immer anblickte wenn er sich Teile schmiss. Sehun wurde bei jeglicher Art von Drogen sauer und aggressiv wenn er sie nicht bekam. Das war einer der Gründe weshalb Jongin mit dem scheiß aufgehört hatte. Er wollte nicht so eingenommen von Drogen sein wie sein bester Freund. Jongin zuckte mit den Schultern und schmiss den Marshmellow welcher gerade noch an seinem Stock steckte in die Flammen. Ihm war der Hunger vergangen.
„Hast du dich schon mal einsam gefühlt?“ fragte Jongin nach einiger Zeit der Stille. Bei Nacht war alles so trostlos. Kein gezwitscher von Vögeln oder rascheln der Blätter im Wind. Es war pure Still um sie. Nur das Feuer gab knackende Geräusche von sich.
„Ja klar.“ Es war unüberlegt was Sehun da von sich gab. So verdammt unüberlegt. Er war mit dem Kopf ganz woanders das wusste Jongin. Generell war Sehun seit er so abhängig war anders. Seit er neue Leute kennenlernte und auf diese Drogenpartys ging, hatte sich etwas verändert. Sehun war immer noch Sehun und Jongin war immer noch Jongin aber irgendetwas hatten sie mit der Zeit verloren.
„Nein Sehunnie, ich meine so... anders... einsam.“
„Verstehe ich nicht.“ Sehun war genervt. Er war immer genervt wenn Jongin so viel redete. Schwachsinn redete oder Sachen sagte die er nicht nachvollziehen konnte. Dann war Sehun genervt und Jongin fühlte sich dumm. Wenn man die beiden nicht kannte könnte man denken das Sehun älter als Jongin war da er sich einfach so verhielt. Er fragte nicht viel, gab nicht so törichtes Zeug von sich und war immer ruhig. Eigentlich hatte Jongin diese gefasste Art immer bewundert, hatte sich immer an dem jüngeren gemessen bis ihm klar wurde das Sehun so ruhig war weil er keine kraft hatte sich auf etwas anderes als sich selbst zu konzentrieren. Weil er selbst Probleme hatte, aber zu schwach war zu diesen zu stehen. Deshalb war er so ruhig.
„Kennst du das nicht? Du bist umgeben von deinen Freunden und trotzdem fühlst du dich einsam?“ Jongin sah gespannt zu seinem besten Freund welcher seine Augen geschlossen hatte und sich die Pille auf die Zunge legte. Der Braunhaarige war nicht überrascht als Sehun nach der Vodka Falsche griff die er mitgebracht hatte um einen Schluck vom Alkohol zu nehmen. Er war nicht überrascht aber enttäuscht. Er hatte gehofft Sehun würde wiederstehen können aber auch dafür war er zu schwach.
„Nein, ich bin niemals einsam.“ Der jüngere Koreaner zuckte mit den Schultern. Seine schmalen Lippen, von denen Jongin manchmal träumte wie sie ihn wach küssten, verzogen sich zu einem kleinen lächeln als er hoch in den Himmel guckte. Spätestens in ein paar Minuten wäre es um ihn geschehen, dann war er komplett weg. Jongin spielte mit dem Gedanken ihn sitzen zu lassen. Einmal nicht für ihn da zu sein. Einmal zu zeigen das Sehun ihn nicht vollständig in seiner Hand hatte aber es war Sehun. Es war immer noch der Sehun in den Jongin sich verliebt hatte.
„Weist du manchmal sehe ich dich an und denke mir das du mich verstehst aber dann fängst du an zu reden… und alles was du sagst ist so verdammt nichtig.“ Sehuns Blick wurde immer verschleierter und seine Finger tippten so ungeduldig auf den Boden. Das grinsen auf seinem Gesicht wurde größere und auch seine Augen wirkten glänzender als sonst. Er wirkte glücklicher aber dieses Lächeln wirkte nicht echt. Das alles hier wirkte nicht echt. Weil es grundsätzlich nicht echt war. Sehun verkrampfte sich und Jongin machte das was er immer machte. Er hielt ihn, nahm ihn in die Arme während Sehun begeistert und kichernd durch die braunen Haare des älteren fuhr. Er würde ihn halten, er würde ihn immer halten.
„Weißt du genau jetzt fühle ich mich einsam.“ Lächelte Jongin traurig als Sehun anfing seinen Nacken entlang seines Halses hin ab zu küssen. Jongin wünschte sich das Sehun und er wieder so sein konnten wie früher. Ohne Alkohol und Drogen. Früher waren sie doch so vertraut gewesen, so freundschaftlich und friedlich. Irgendetwas in Jongin starb in dieser Nacht. Vielleicht war es Hoffnung oder sein verlangen nach Verständnis. Vielleicht war es der Glaube daran Sehun könnte mit diesem Verhalten, mit dieser Sucht aufhören aber es war nur ein naiver Gedanke von Jongin.
Denn Sehun würde es immer wieder machen und Jongin würde ihn immer wieder auffangen.
