Kapitel 1

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Ich bin es endgültig leid! Zum letzten Mal hatte ich mir heute all die Liebesfilme, die existierten, angesehen. Besonders die Klischee-Teeniefilme auf Netflix waren frustrierend, weil wir alle wussten, dass uns so etwas nie passieren würde. Ich schwor mir, dass es das letzte Mal war, dass ich mir diese Lügen angesehen hatte, die der Realität nicht einmal annähernd ähnelten. Das war Betrug auf höchstem Niveau! Noch vor einer Woche hatte ich die Hoffnung gehabt, dass mein Traumprinz irgendwo da draußen sei und er mich mit einem weißen Pferd abholen würde - aber das war nicht die Realität. Ich war schon immer hoffnungsvoll und naiv gewesen. Wahrscheinlich würde ich das auch nie ablegen können und dafür hasste ich mich selbst.

Sind wir ehrlich, wir alle kennen diese Klischees, wo sich Leute aus reinem Zufall ineinander verliebten. Aber hatten die Regisseure vergessen, dass es meistens so war, dass sich nur einer verliebte, aber der andere eben nicht? Jeder von uns war schon einmal hoffnungslos verliebt und unsere Liebe wurde nicht erwidert - so war das meistens in der realen Welt. Man musste verdammt Glück haben, dass sich eine Person auch in dich und deine Makel verliebte. Das hatte ich aber schon längst aufgegeben.

Und dann gab es doch noch die typischen Klischees, wo sich ein Badboy in ein Goodgirl verknallte und genauso auch anders herum. Okay, wenn wir ehrlich zu uns selber sind, wünschten wir uns das selbst für uns auch - die perfekte Lovestory. Wenn ihr mich fragt - Schwachsinn! Sind wir ehrlich, man kann Menschen nicht ändern und wenn man es versucht, wird man am Ende bloß enttäuscht.

Ich schaute auf meinen Wecker und erschrak - sechs Uhr morgens... Verdammt! In einer halben Stunde müsste ich aufstehen. Die ganze Nacht lang hatte ich mir diese bescheuerten Filme reingezogen, inklusive viel zu viel Schockolade und Taschentüchern. Jetzt bereute ich es. Ich rappelte mich auf und mir wurde kurz schwarz vor Augen. Vielleicht wäre eine Dusche jetzt angebracht. Ich hob meinen Arm an und roch an meiner Achsel - okay, das hatte ich dringend nötig. Mühsam trottete ich in mein Badezimmer und streifte mir meine Jogginghose und mein T-Shirth vom Körper, das schon völlig verschwitzt war. Ich stank und als ich mich im Spiegel sah, erschrak ich. Meine Augenringe zeichneten sich deutlich unter meinen Augen ab - fett und schwarz - ich sah wie eine wandelnde Leiche aus. Schnell sprang ich unter die Dusche, schäumte mich ein und wusch mir die Haare.

Als ich wieder rauskam, stellte ich fest, dass das nicht wirklich viel gebracht hatte. Ich sah kein Stück wacher aus, bloß stank ich jetzt nicht mehr.

Nachdem ich mir meine Haare gekämmt hatte und mit einem Handtuch um mich gewickelt wieder in mein Zimmer lief, dachte ich zuerst, ich würde ersticken. Mein Zimmer müffelte und ich hatte wohl allen Vorrat an Sauerstoff aus ihm gezogen. Blitzschnell öffnete ich das Fenster und atmete tief durch, als ich die frische Luft auf meinem Gesicht spürte. Ein paar Vögel sangen und ich sah am Horizont die Sonne aufgehen. Es war so wie immer in Stonewood. In dieser Kleinstadt würde sich nie etwas ändern.

Ich seufzte und öffnete meinen Kleiderschrank. Es war Frühling, doch ich war schon immer eine Frostbeule gewesen. Also holte ich mir einen oversized Pullover heraus, der mir bis über meinen Hintern ging und eine schwarze Jeans, in der meine Beine ein bisschen dünner aussahen. In so einem Outfit fühlte ich mich immer am wohlsten - wo man am wenigsten von mir sah. Ich hasste es, wenn die Jungs aus meiner Highschool sich einfach das Recht heraus nahmen, mir im Flur auf den Arsch zu glotzen. Einmal hatte ich ein bauchfreies Shirt und eine knappe Jeans angezogen, weil ich eine Wette mit einer Freundin verloren hatte. Nur weil ich so etwas getragen hatte, haben die Jungs plötzlich angefangen mit mir zu sprechen, obwohl sie mich davor immer angerempelt haben oder mich nicht mal bemerkt haben. Seitdem trug ich immer nur lange weite Sachen. Verurteilt mich dafür, aber ich war sehr empfindlich wenn es um so etwas ging.

Nachdem ich mich angezogen hatte, setzte ich mich an meinen Schminktisch, den ich um ehrlich zu sein noch nie wirklich benutzt hatte. Ich hatte mich auch noch nie so richtig geschminkt. Zugegeben hatte ich es eher versucht. Ich war unbegabt in so was und am Ende sah ich immer aus, als hätte mich eine fünfjährige geschminkt. Also hatte ich es immer gelassen. Ungeschminkt fühlte ich mich eh wohler. Aber jetzt wäre ich ein Schock für jedes Lebewesen, das mich angucken würde. Deshalb kramte ich einen Concealer raus und tat fünf Punkte unter meine Augen. Ich verblendete es, doch irgendwie hatte es diese Schwärze der Augenringe nur um einen Prozent verringert. Aus welchem Grund auch immer sah es jetzt unter meinen Augen gelblich aus. Ich betrachtete mich kritisch und nach einer Sekunde schminkte ich den Concealer auch schon wieder von meinem Gesicht. Dann müsste ich wohl heute mit gesenktem Kopf durch die Highschool laufen, was ich so oder so eigentlich ständig tat. Am besten war es, wenn mich niemand anschaute. Ich war zufrieden, das Mädchen in der Ecke zu sein. Außerdem gab es auf dieser Highschool von falschen Leuten wenigstens zwei Personen, auf die ich mich verlassen konnte. Das waren mein bester Freund Joe Quinn und Serena Woods, die vor zwei Jahren hierher gezogen war.

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