Kapitel 28

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„Das heißt, dass meine Mom sie gesehen hat - ihre verstoßene Tochter. Und anstatt Gianna in die Arme zu nehmen oder sie kennenlernen zu wollen, hat es Mom nur interessiert, dass ich Gianna nicht sah." In meinem Kopf setzte sich auf einmal ein schrecklichen Puzzlebild zusammen. „Wann - wann war das?"

„Kurz bevor Gigi verschwunden ist."

Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Dieser Satz veränderte einfach alles.

„Grace." Amber legte ihre Hand auf meine Schulter. „Hör zu, wir können nicht wissen, ob das im Zusammenhang steht. Es könnte ein Zufall sein."

Meine Lippen zitterten. „Seit heute glaube ich nicht mehr an Zufälle." Eine Träne entwich meinem Augen und ich schluchzte auf. Und dann ließ ich mich ohne Vorwarnung einfach in Amber's Arme fallen.

Amber hatte mich nicht angeschrieen, weggestoßen oder angespuckt. Nein, sie hatte mich einfach nur gehalten so wie Joe oder Serena es tun würden - wie eine echte Freundin.

„Es ist okay", sagte Amber nach einer Weile.

Ich löste mich langsam von ihr. „Was ist das hier?" Ich schluckte. „Ich meine, ist das dein wahres Gesicht, nur Mitleid oder willst du was anderes?"

Amber seufzte. „Du hast allen Grund mich nicht zu mögen und an mir zu zweifeln."

„Den hab ich wohl", murmelte ich.

„Ich will das hier einfach nur hinter mich bringen."

„Da bist du nicht die einzige."

„Ich kann nachts nicht mehr schlafen", gestand Amber verklemmt. „Das alles hier nimmt mich mit. Es ist so verrückt. Warum musste gerade Gigi das passieren? Wieso?"

„Ich kannte sie zwar nicht, aber das hat sie nicht verdient." Ich sah zu Amber. „Gianna war doch ein guter Mensch, oder?"

Amber biss sich auf die Unterlippe.

„Oder?", wiederholte ich scharf.

„Ich - " Amber stockte. „Ich weiß es nicht."

Ich starrte sie irritiert an. „Wie du weißt es nicht?"

Sie seufzte. „Hör zu, Grace. Deine Schwester war immer noch eine Dealerin."

„Aber sie hatte keine Wahl, stimmt's?"

Amber schaute wehmütig in die Ferne. „Eine Wahl hat man doch immer."

Ich musterte sie. „Du hast mir noch nicht erzählt wie Gianna zur Dealerin wurde."

„Weil es da nichts zu erzählen gibt."

Ich runzelte die Stirn und eine kühle Brise wehte mir ins Gesicht. „Gianna hat dir nie etwas gesagt?"

„Ich hab doch gesagt, dass Gigi immer in Rätseln gesprochen hat. Manchmal war es zum Verrücktwerden. Sie war ein Mysterium." Amber strich sich eine kupferrote Haarsträhne aus dem Haar und drehte ihren Kopf wieder zu mir. „Aber wahrscheinlich war sie eines dieser Kinder im Waisenhaus, die es nicht geschafft hat adoptiert zu werden. Sie hatte Pech. Die Welt ist unfair. Wahrscheinlich hat sie mit dem Dealen angefangen, weil sie nichts hatte. Irgendwie müssen wir uns doch alle über Wasser halten."

Ich nickte wissend, dennoch würde ich wohl nie die Bewegründe meiner Schwester verstehen können. Sie kam aus einer anderen Welt, obwohl wir die gleichen Eltern teilten. Ich würde nicht im geringsten nachvollziehen können warum Gianna sich in diesen gefährlichen Kreisen bewegt hat. Nie würde ich den Grund erfahren warum sie sich der kriminellen Arterie zugewandt hatte. Weil sie keine Wahl hatte? - Ich würde es nie wissen.

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