Kapitel 13

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Wir alle wissen inzwischen, dass ich ein absoluter Langschläfer bin und meinen Wecker am liebsten jeden morgen umgebracht hätte, aber wenn ich schwierige Phasen wie jetzt durchmachte, stand ich um fünf Uhr morgens auf, zog mir meine Laufschuhe an und joggte. Ja, das kann man sich bei einem Faultier wie mir wohl sehr schwer vorstellen, aber es stimmte. Beim Joggen bekam ich den Kopf frei und fühlte mich danach immer wie neugeboren. Am liebsten würde ich ja skaten, aber das ich tat ich nie, weil ich Angst hatte, dass noch andere Menschen im Skatepark am Strand waren. Außerdem hatte Damian Wayne mir ja gesagt, dass er dort morgens immer skatete - ein Grund mehr nicht dorthin zugehen. Ein weiterer Grund war, dass der Strand, wo wir die Leiche des Mädchens gefunden hatten, jetzt Sperrgebiet war und ich wollte das wirklich nicht sehen.

Mom und Dad schliefen noch. Ich trank schnell einen fertigen Smoothie aus einer Plastikflasche für ein bisschen Energie und steckte mir dann meine AirPods in die Ohren. Ich machte meine Jogging Playlist laut an. Ich hatte mir für jede Situation und Gefühlslage eine Spotify Playlist erstellt. Mit Eminem's Stimme im Ohr verließ ich unser Grundstück und lief los. Ich liebte die Stimmung, wenn es noch etwas dunkel war und Cliffstone noch schlief. Ich joggte mitten auf der Straße. Morgens fuhr hier fast nie ein Auto. Ich rannte die Straße empor, während ich meinen Blick starr geradeaus gerichtet hatte. Ich hörte immer wieder die Stimmen von Norris und Nelson in meinem Kopf. Ich versuchte sie mit lauter Musik zu übertönen, aber keine Chance. Ich begann unregelmäßig zu atmen und bekam daraufhin Seitenstechen. Meine Schulter fing an zu Schmerzen und mir lief kalter Schweiß den Rücken hinab. Ich ignorierte meine Schmerzen und fing an zu sprinten.

Irgendwann konnte ich nicht mehr. Also blieb ich ruckartig mitten auf der Straße stehen und stemmte meine Hände auf meine Knie. Ich keuchte und sah auf. Ich sah ein Mädchen auf der Straße liegen. Sie hatte braunes, langes, gelocktes Haar, ein schulterfreies Shirt und eine Hotpants an. Ich näherte mich zitternd der Gestalt, während Schweiß meine Stirn hinablief. Ich erschrak und fiel zurück auf den Boden, als ich das Gesicht und die stechend grünen Augen des Mädchen sah. Plötzlich hupte ein Auto. Ich realisierte, dass ich hilflos auf der Straße lag. Das Geräusch des Motors näherte sich mir immer schneller. Bevor ich aufspringen konnten, schlitterte das Auto haarscharf an mir vorbei. Ich starrte auf die Stelle, wo die Leiche des Mädchen lag - sie war weg, als wäre sie nie da gewesen. Eine Halluzination...

Das Auto bremste ruckartig und kam zum Stehen. Bevor der Fahrer aus seinem Wagen ausstieg, sprang ich hoch und sprintete davon. Ich flüchtete um die nächste Ecke und atmete erleichtert aus. Oh mein Gott, was war das? Jetzt verfolgte mich die Leiche des Mädchens auch noch?

Ich versuchte das zu vergessen, also rannte ich weiter um die Häuser. Ich hatte Angst vor mir selber, davor, was für Streiche mir mein Bewusstsein spielte. Das war krank!

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Ich wusste nicht genau wie, aber irgendwann kam ich am Strand an. Genau dort, wo ich nicht hinwollte. Hatte mein Unterbewusstsein mich etwa hierher geführt? Wieso? Das hier war doch genau der Ort, den ich meiden wollte. Ich musste doch wirklich einen Knacks haben. Ich verlangsamte meine Schritte und joggte den Strandweg entlang. In der Ferne sah ich die Feuerstelle, wo wir vor einer Woche saßen. Etwas weiter hinten erkannte ich Absperrband am Wasser. Meine Nackenhaare stellten sich auf und mir wurde schlecht. Keine Menschenseele war am Strand.

Ich beschloss wieder nach Hause zu joggen, doch plötzlich sah ich einen roten Lockenschopf am Wasser stehen. War das Amber Sullivan? Sie musste es sein. Amber war der einzige Mensch in Cliffstone, der rote Haare hatte. Ihre wilden Locken wehten im Wind und sie starrte auf die abgesperrte Stelle in sicherer Entfernung. Was tat sie hier, verdammt? Plötzlich näherte sich Amber eine dunkle Gestalt. Er hatte sich ein Skateboard unter den Arm geklemmt. Das musste doch Damian Wayne sein, oder? Immerhin war er die einzige Person, die so früh am Morgen skatete. Das hatte er mir selbst gesagt. Als er bei Amber ankam, streifte er sich die Kapuze vom Kopf und jetzt konnte ich mit Sicherheit sagen, dass das Damian Wayne war. Sie sahen sich lange an und sprachen miteinander. Zu blöd, dass ich sie nicht hören konnte. Nach ein paar Sekunden fing Amber an ihn anzuschreien und Damian schnauzte sie wütend an. Was war jetzt los? Um was ging es? Ich wusste gar nicht, dass die zwei sich kannten. Ich dachte immer, dass Kimberly ihren Freund sicher von ihrer Stiefschwester fernhält. Hatten Amber und Damian vielleicht ein Verhältnis? Amber hätte tausend Gründe dazu. Sie hasste Kimberly über alles und würde ihr auf jede erdenkliche Möglichkeit eins auswischen. Und Damian? - Der war einfach die männliche Bezeichnung einer Schlampe. Er war ein Fuckboy aus Leidenschaft, dieser Arsch. Kimberly wusste ganz genau, dass ihr Freund ihr fremdging, aber die beiden waren wie Magneten. Man konnte Kimberly und Damian nicht trennen. Sie fanden immer wieder zusammen, weil sie ohneeinander nicht konnten.

Der Streit von Amber und Damian wurde immer lauter und hitziger. Ich ging jetzt nur noch, anstatt zu joggen, um die beiden beobachten zu können. Es interessierte mich brennend was hier lief. Besonders weil Amber sich so komisch und aufdringlich verhielt, seit die Leiche gefunden wurde. Sie hatte einfach so aus dem Nichts diese komische „Gruppe" oder was auch immer das war, gegründet und hatte sich als Chef und Experte aufgespielt. Sie tat so, als wäre sie selbst die Ermittlerin. Aber was ich jetzt sah, verstand ich nicht. Amber hatte traurig auf's Meer gestarrt, so als hätte sie eine persönliche Beziehung zu dem Fall. Irgendetwas hielt sie geheim. Amber wusste doch sicher mehr als sie zugab, oder? Warum sonst sollte sie dieser Mord so sehr interessieren? Was hatte jetzt aber Damian damit zu tun? Ging es bei ihrem Streit um etwas anderes oder hatte es doch etwas mit die Leiche zu tun? Könnte man vielleicht sogar Amber oder Damian zutrauen, dass sie in den Mord verwickelt waren? Hm, ich hatte keine Ahnung. Die zwei gaben mir unerklärliche Rätsel auf.

Plötzlich hörte ich ein lautes Klatschen. Amber hatte Damian eine harte Ohrfeige gegeben. Eine Sekunde darauf schrieen die zwei sich an und Amber drehte sich um. Ich duckte mich vorsichtshalber, obwohl die mich aus dieser Entfernung wahrscheinlich eh nicht sahen. Ich beschleunigte meine Schritte und rannte schließlich davon.

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Glaubt ihr, dass Amber und Damian etwas mit dem Mord zu tun haben könnten oder sie ein Verhältnis zueinander haben?

katherine_fields

Just The Way You AreWhere stories live. Discover now