Kapitel 34

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„Dann steckst du jetzt in Schwierigkeiten." Er packte mich an den Haaren, schleifte mich ins Meer und drückte meinen Kopf unter Wasser.

Mr Stone hatte den Stoff meines Hoodies am Nacken gepackt und zog mich wieder hoch.

Ich schnappte nach Luft und strampelte, aber ich hatte keine Chance. Warum war ich so dumm gewesen? Ich hatte überhaupt nicht weitergedacht. Ich hätte Mr Stone vorgaukeln sollen, dass ich meine Klappe halten würde. Stattdessen hatte ich mich wie in einem Film ihm entgegen gestellt und das hatte ich jetzt davon.

„Na, wirst du jetzt deinen Mund halten?", schrie er in mein Ohr.

„Ja!", keuchte ich.

„Lügnerin!" Er drückte mich wieder unter Wasser und ich kniff meine Augen zu. Ich hatte Wasser geschluckt und strampelte panisch mit meinen Beinen. Sand wirbelte auf. Ich bekam Kopfschmerzen. Ich war noch nie die beste Schwimmerin gewesen. Es hatte Ewigkeiten gedauert bis ich Angsthase mich getraut hatte zu tauchen. Dementsprechend konnte ich nicht gut die Luft anhalten. Bald würde mir die Luft ausgehen.

Mr Stone zog mich wieder hoch, als wäre ich eine Feder. „Verdammt, was soll ich bloß mit dir machen? Du wirst zur Polizei gehen. Das weiß ich."

„Nein!" Ich rang nach Luft. „Werde ich nicht. Das schwöre ich!" Im Moment war es mir egal, was das Wort Schwur bedeutete. Wenn ich Mr Stone nicht überzeugte, war ich ausgeliefert.

„Lügnerin!", brüllte er ein zweites Mal.

„Nein!", kreischte ich, als er mich erneut unter die Wasseroberfläche drückte. Ich schluckte Unmengen an Wasser und verschluckte mich daran. Meine Lungen brannten. Adrenalin pulsierte durch meine Adern. Zum ersten Mal in meinem Leben wusste ich, wie sich Todesangst anfühlte.

Der scheinheilige Bürgermeister zog mich wieder grob nach oben. Inzwischen war all meine Kraft aus meinen Muskeln verschwunden. Hätte Mr Stone mich nicht am Kragen gepackt, hätten meine Füße vermutlich nachgegeben.

„Deine Eltern werden mir das nie verzeihen, aber - " Er stockte frustriert. „Ich muss das tun. Wenn das Kartell erfährt, dass es eine undichte Stelle gibt, ist nicht nur unser Deal geplatzt, sondern dann werden wir alle sterben. Es heißt also lieber du als wir anderen."

Mein Herz raste und ich kreischte mir die Seele aus dem Leibe. Und dann war ich auch schon wieder unter Wasser. Diesmal drückte er mich so brutal herunter, sodass mein Gesicht in den Sand gedrückt wurde. Dunkelheit umschloss mich. Ich würde ersticken!

Langsam floss das Leben aus meinen Adern. Es war schrecklich. Mein Leben zog nicht vor meinem inneren Auge vorbei, so wie es viele sagten. Ich spürte nur diese furchtbare Angst. Da war auch kein helles Licht und kein Tunnel, der Weg zur Erlösung. Ich hörte nur mein klopfendes Herz.

Plötzlich packte mich jemand und zog mich mühsam hoch. Ich war noch nicht fähig meine Augen zu öffnen. Ich spürte nur wie mich jemand an den Strand schleifte. Jemand beugte sich über mich. Ich nahm eine verzweifelte Stimme wahr und auf einmal schlug mir jemand kräftig gegen die Wange.

Ich riss meine Augen auf, beugte mich nach vorne und spuckte Wasser.

„Grace! Oh mein Gott!"

Ich sah Amber.

„Du hast mich geschlagen", sagte ich benommen.

„Eine Mund zu Mund Beatmung kam nicht infrage."

Ich grinste und ehe ich mich versah, hatte sie mich fest umarmt, wenn auch nur kurz.

Bevor ich realisieren konnte, dass ich in Sicherheit war, sah ich hinter Amber einen Jungen in unserem Alter mit Mr Stone kämpfen.

Es war Damian Wayne. Der Kerl, der mich eines Nachts beim Skaten beobachtet hatte. Er hatte nicht locker gelassen, bis ich ihm meine Tricks beibrachte. Wir sind stundenlang geskatet und haben dabei fast kein Wort miteinander gewechselt. Am nächsten Tag hatte er mich in der High School gesucht. Er kannte nur meine Augenfarbe, da ich mein restliches Gesicht in meiner Kapuze versteckt hatte. Damian war der Freund von Kimberly Stone, die Tochter des Bürgermeisters und Bienenkönigin der High School. Er betrog seine Freundin oft, aber Kimberly kam immer wieder zu ihm zurück.

Damian und Mr Stone prügelten sich im Wasser. Sie rangen und keuchten.

„Ich dachte, wir könnten Unterstützung gebrauchen", meinte Amber, dann stürzte sie sich ebenfalls ins Wasser und half Damian.

Ich sammelte wieder all meine Sinne. Der Schock saß noch tief in meinen Knochen.

Als ich gerade als Unterstützung für Amber und Damian herbeieilen wollte, fiel mir etwas ein. Und zwar Agent Nelson! Er war vom FBI als Unterstützung nach Cliffstone angereist, um unserer Kleinstadtpolizei zu helfen. Als ich von Sheriff Norris und Agent Nelson befragt wurde, hatte ich immer das Gefühl gehabt, dass Norris den FBI Agent nicht hier haben wollte. Jetzt wusste ich wieso. Norris hatte Angst gehabt, dass Nelson herausfand, dass er bestochen wurde und den Fall Gianna Morris manipulieren wollte, weil er selbst Teil des Verbrechens war.

Nelson war meine einzige Chance. Ich suchte in meinen Kontakten nach seinem Namen. Dem Himmel sei Dank, dass mein Handy das Wasser in seiner Super-Hülle überlebt hatte. Nelson hatte mir seine Nummer gegeben, falls irgendetwas sein sollte.

Ich presste das Handy an mein Ohr und wartete ab. Nelson ging sofort dran.

Ich schilderte ihm alles kurz und knapp und wenige Minuten später erschien das FBI.

Mr Stone wurde verhaftet und Amber, Damian und ich wurden auf die Wache gebracht, wo wir den FBI Agents alles erzählten. Ich verriet auch meine Eltern. Ich hatte beschlossen, sie nicht zu decken. Das schuldete ich meiner Schwester.

Just The Way You AreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt