Kapitel 22

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Mein Brustkorb senkte und hob sich schnell. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und drehte mich blitzschnell um. Plötzlich war ich Amber ganz nah, sie stand direkt vor mir. „Ich hab das Gefühl, dass du mehr weißt, wie du zugibst, Amber Sullivan! Rück raus damit! Was ist das hier für ein krankes Spiel?!"

Amber erfror wie zu Eis. Es war, als hätte jemand ihren Mund zugeschnürt. Als würde ihr die Luft zum Atem fehlen oder als wäre ihr Stimmband gerissen. So, als wäre sie wortwörtlich zu einer Statue geworden. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, dass ich sie gehabt hätte. Ich hatte mir ernsthaft eingebildet, dass sie mir jetzt endlich sagte, was los ist, warum sie sich so sehr für das tote Mädchen interessierte, mich die ganze Zeit anstarrte und wieso sie sich morgens heimlich mit Damian am Strand getroffen hat, doch Fehlanzeige. In der einen Sekunde auf die andere schien es, als würde sie wieder in ihre Verkleidung der Gleichgültig zurückkehren. Sie straffte ihre Schultern und reckte ihr Kinn. „Du spielst mit dem Feuer, Grace."

Ich sah sie verbissen an. Was sollte das jetzt schon wieder heißen? Ich dachte, dass ich Amber überrumpelt hätte, sie zum Stottern bringen würde oder sie verzweifelt nach einer Erklärung suchen würde, doch nichts! Stattdessen hatte sie mir ihre nächsten Worte ins Gesicht geschmettert, bei denen man keinen blassen Schimmer hatte, was sie bedeuteten.

Plötzlich wurde es in meinem Inneren ganz schwer und ich presste meine Lippen zusammen. Ich starrte in ihre bernsteinfarbenen Augen, die wie ein loderndes Feuer aussahen. Alleine ihre Augen schüchterten mich ein. Ich schluckte den dicken Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hat, herunter und flüsterte: „Ich drehe durch."

„Hey, schau mich an!", sagte Amber mit strenger Stimme. Sie sah mir fest in die Augen und legte ihre Hände auf meine Schultern, worauf ich zusammenzuckte. „Du darfst jetzt nicht aufgeben."

„Warum nicht, Amber?", fragte ich müde und erschöpft. „Was versuchst du mir zu sagen?"

Sie verzog ihr Gesicht und ließ mich los. „Es - es ist - "

„ - Scheiße, was geht denn hier ab?"

Wir fuhren herum. Kimberly Stone stand mit verschränkten Armen vor uns.

„Heult ihr gleich los oder was?", fragte Kimberly spöttisch und lachte darauf verachtend.

„Verpiss dich, Kim!", zischte Amber und als sie sich ihren Zopf aufmachte und sich durch das Haar fuhr, war sie wieder die alte Amber Sullivan. „Du musst auch überall deine Nase reinstecken!"

Th, sagte die Richtige!

„Und du musst dich als Boss dieser Gruppe aufspielen!", fauchte Kimberly wie eine Raubkatze.

Amber legte ihren Kopf schief und sah ihre Stiefschwester amüsiert an. „Eifersüchtig?", fragte sie mit zuckersüßer Stimme und man konnte hören, wie sie sich das Wort auf der Zunge zergehen ließ. „Du gibt's doch einen Scheiß darauf, ob man das tote Mädchen identifizieren kann oder dass man ihren Mörder findet! Dir geht es nur darum im Mittelpunkt zu stehen!"

„Und jetzt?", rollte Kimberly ihre Augen.

Amber lief einen Schritt auf sie zu. „Sei froh, dass ich dich nicht aus der Gruppe rauskicke. Ich hab kein Bock auf dein Geschrei und dass du zu deinem Daddy rennst und petzt, dass ich dich ausschließe."

Ich fühlte mich geehrt, dass ich einmal miterleben durfte, wie die einzige Person der Welt namens Amber Sullivan, Kimberly Stone zum Schweigen bringt konnte. Jeder in der Young wusste, dass nur Amber das konnte.

„Also, geh'n wir jetzt zurück, oder was?" Amber drängte sich an Kimberly vorbei, sodass sie ihre Stiefschwester an der Schulter rempelte.

„Bitch!" Kimberly sah ihr verärgert nach und als ich gerade auch an ihr vorbeilaufen wollte, um wieder ins Wohnzimmer zu kommen, hielt Kimberly mich auf. „Na na, Süße." Sie musterte mich. „Keine Ahnung, was A an dir findet, aber ich werd's schon noch herausfinden."

Just The Way You AreWhere stories live. Discover now