Kapitel 24

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Amber hörte mir gar nicht zu, sondern starrte die Kette mit großen Augen an. Das einzige was ich verstand, war ein leises geflüstertes Wort aus ihrem Mund. „Gigi."

Ich riss mich von Amber los und sie war gezwungen die Kette loszulassen.

Ich sagte den Namen immer wieder in meinen Gedanken. Gigi...

War das überhaupt ein Name? Ich kannte eine Katze, die so hieß oder das Model Gigi Hadid, aber die hieß ich echt Jelena. War Gigi ein Spitzname? Hatte Amber nur den Spitznamen ausgesprochen, anstatt den richtigen Namen von wem auch immer zu sagen? Was lief hier?

„Wer ist Gigi und warum hast du diesen Namen gesagt, als du meine Kette gesehen hast?", fragte ich mit einem stechenden Blick auf sie. Amber sollte mir endlich die Wahrheit sagen. Ich hielt dieses Spiel hier nicht mehr aus. Ich wollte keine Figur aus Sara Sheppard's Büchern sein, mit der ein psychisches Spiel gespielt und das Opfer von verstörten Teenagern wurde. Amber verheimlichte definitiv etwas. Den Verdacht hatte ich von Anfang an.

Anstatt meine Frage zu beantworten, fragte sie noch immer auf meinen Hals starrend, wo die Kette baumelte: „Woher hast du die?" Ihre Stimme hörte sich außer Atem und mit Panik vermischt an.

„Keine Ahnung", antwortete ich und umschloss den goldenen Herzanhänger mit meiner Faust, in der Hoffnung Amber würde ihren Blick endlich davon nehmen. „Das hat mir eine Tante oder ein Onkel bei meiner Geburt geschenkt. Warum? Hast du den Goldwert dieser Kette erfasst und willst sie verkaufen oder was?" Anders konnte ich es mir nicht erklären, warum sie so scharf auf die Kette war. Wir alle wussten, dass Amber eine Leidenschaft zum Stehlen hatte. Das hat sie früher oft gemacht. Sie ist mit ihren Kifferfreunden in kleine Läden aus Cliffstone eingebrochen oder hat die Turnschuhe und Jacken von Mitschülern geklaut. Wobei, erpressen würde wohl eher zutreffen, weil Amber es gar nicht mehr nötig hatte Dinge zu klauen, die sie haben wollte, denn jeder hatte Angst von Amber und würde ihr alles geben, wenn sie drohte.

Amber schwieg. Irgendwann hob sie ihren Kopf und starrte in meine Augen. Es regte mich auf, dass ich ihre Augen nicht lesen konnte, von ihrem Gesichtsausdruck ganz zu schweigen. Wenn sie mich anstarrte, fühlte ich mich wie enttarnt. So, als würde sie mich durchschauen, doch Amber war im Gegenzug wie ein verschlossenes Buch. Niemand konnte ihr Schloss knacken. Nicht mal der beste Psychologe der Welt und dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen.

„Du sagst mir jetzt wer Gigi ist und was an dieser Kette so besonders sein soll!", zischte ich.

Okay, sie hatte die Kette wahrscheinlich wirklich erst zum ersten Mal gesehen, da ich meistens nur lange oversized Hoodies trug und meine Kette darunter versteckte. Warum war sie deswegen aber so ausgerastet? Ich konnte mir daraus wirklich keinen Reim machen.

„Grace", flüsterte sie und auf einmal glitzerten ihre bernsteinfarbenen Augen, so als wäre sie tatsächlich den Tränen nahe, was ich mir aber nicht vorstellen konnte. „Es ist - "

„ - Sag nicht, dass es kompliziert ist!", fiel ich ihr wütend ins Wort. „Ich habe genug davon!"

„Grace, ich - "

Weiter kam sie nicht, denn plötzlich sagte jemand: „Mädels? Was habt ihr hier zu suchen?"

Wir erschraken und drehten unsere Köpfe nach oben.

Die spanische Polizistin Miss Diaz von vorher aus dem Büro stand über uns, die Hände in die Hüften gestemmt. Die Situation musste für sie ziemlich verdächtig wirken, da Amber und ich wie bescheuert auf dem Boden vor dem CPD lagen - wobei, wir sind ja hier die Täter!

„Antwortet gefälligst!"

Ich zuckte zusammen. Amber rappelte sich auf und ich stand ebenfalls auf. Mein gesamter Körper zitterte. Amber stand seelenruhig neben mir. Manchmal fragte ich mich, ob dieses Mädchen Superkräfte besaß. Ich brach hier in Schweiß aus und sie strahlte die völlige Ruhe aus.

Just The Way You AreWhere stories live. Discover now