trentatre

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Through love all is possible - Sarah J. Mas

"Wir haben jetzt keine Zeit noch weitere fünf Runden zu heulen, stehe auf", Fernando fasst mich am Oberarm und versucht mich hinauf zu ziehen. Doch meine Knien kleben auf dem harten Boden und ich versuche, versuche, versuche so sehr mich zusammen zu reißen, jedoch bin ich komplett zerstört. All das was ich hatte, alles ist weg. Die Tränen rennen, ein Marathon, wer kann zuerst in die Freiheit springen, wer ist schneller. Meine Sicht ist verschwommen mein Herz schlägt viel zu schnell und am liebsten würde ich schreie, doch keine Laute fliehen durch meine Lippen. Meine Ohren machen nicht mehr mit und das einzige was ich höre ist ein schrilles biepen. 

Ich kann nicht nichts tun, ich kann nicht hier stehen und weiterhin nichts tun. Ich muss jetzt aufstehen und ich muss versuchen, versuchen Ricardo zu finden, Mala zu finden. Sie können nicht tot sein, sowas kann nicht mir passieren. Ich kann ihn nicht verlieren. Vielleicht war ich zu egoistisch, dumm, jung aber in diesem Moment hier habe ich realisiert wie falsch ich mit allem lag. Wie scheisse es von mir war weg zu gehen, genau dann wenn man mich am meistens gebraucht hat. Wie egoistisch ich war, indem ich versucht hatte ein neues Leben ganz alleine zu starten und nie mehr nach hinten zu blicken. Ich sage immer Menschen sind grässlich, jedoch bin ich nicht anders. Ich bin nicht anders als die Mutter die ich kannte und die, die ich kennengelernt hatte. Und ich schäme mich. 

Ich stehe auf und schwanke die ganze Zeit hin und her. Ich muss rein, jedoch steht die ganze Villa unter Flammen und ein Alarm ist die ganze Zeit am läuten. Rauch, Asche und Feuer tanzen um die Wette, mischen sich zu irgendetwas, in der Hoffnung gehört zu werden, gesehen zu werden, in der Freiheit gemeinsam zu leben, zu tanzen. 

Ich kann nicht 

Ich kann nicht

Ich kann es nicht. 

Und ehe ich aufgestanden bin falle ich um. meine Sicht verschwommen tauche ich in die Dunkelheit, die ich so sehr hasse. Jedoch halten mich zwei starke Arme. 

"Ich hab dich. Ich hab dich."

Und ich bin weg und wünsche mir so sehr nicht mehr, nie wieder aufzuwachen. 

___

Ich wache auf und sehe eine Straße vor mir. Neben mir ist Fernando und ich bin sicher im Autositz angeschnallt. Meine Augen brennen, mein Kopf schmerz höllisch, ich bewege mich im Sitz und versuche mich gemütlich zu machen. Fernando blickt für einen kurzen Moment auf mich und dann richten sich seine Augen wieder auf die dunkle Straße vor uns. Die Autobahn ist leer und ich wundere mich wieviel Zeit vergangen ist. Wie lange ich weg war. 

"Bevor du fragst, fünf Minuten warst du nicht bei mir", es fühlt sich wie eine Ewigkeit an. 

"Wir müssen zurück!"

"Absolut nicht", er schüttelt sein Kopf. 

Ich setzte mich seitlich hin um ihn anzustarren. 

"Fernando, wir müssen zurück Mala ist dort und ich-"

"Ricardo ist auch dort oder? Wer ist den Ricardo meine Liebe Alaia", er schaut mich an und sein Blick sagt mir, dass er unzufrieden ist, seine Augenbrauen sind zusammen gezogen und sein Kiefer ist angespannt. Er richtet seine Augen wieder nach vorne. Ich atme einmal laut ein und aus. 

"Das ist jetzt nicht wichtig! Wichtig ist, dass wir Mala finden."

"Mala ist tot und dein Freund Ricardo ist wahrscheinlich auch kripiert."

Ich schaue ihn unglaublich an, keine Wörter. Wie kann ein Mensch so herzlos sein.

"Bring mich sofort zurück!", spucke ich raus und drehe mich wieder nach vorne und verschrenke meine Arme miteinander. 

Er gibt ein kurzen Lacher von sich, sein Blick ist auf mich gerichtet, jedoch drehe ich mich nicht zu ihm, meine Augen sind auf der Straße und ich ignoriere das brennen seines Blickes. 

"Sag mir wer Ricardo ist, dann vielleicht. Wenn ich gut gelaunt bin."

"Keiner, der jetzt wichtig ist."

Er macht eine starke rechts Kurve und bremst so plötzlich, das ich nah vorne geschleudert werde und durch den Sicherheitsgurt wieder an mein Sitz gepresst werde. 

"Sag mal spinnst du?! Wir sind auf der Autobahn du Trottel!!", schreie ich vor Wut ihn an. 

"Aso, wenn er doch nicht so wichtig ist wieso erwähnst du ihn dann?! Verdammte scheiße, spiel mit mir nicht sein einmal verdammt nochmal ernst!", er zeigt warnend ein Finger auf mich, sein aggressives Atmen ist das einzige für eine Minute und er schaut mich so an als würde er mich gleich fressen wollen. 

"Er ist keiner. Jetzt fahr weiter."

"Glaubst du ich kauf dir den scheiss jetzt ab?", er knallt sein Kopf immer wieder auf den Sitzt und starrt nach vorne. 

Er massiert sich mit der rechten Hand beide seiner Augenlider. Die Stimmung ist angespannt genauso wie sein Kiefer, seine linke Hand hält das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel deutlich sichtbar sind. 

Und ich weiß ich muss etwas sagen, etwas sagen damit er sich beruhigt, aber wie soll ich versuchen ihn zu beruhigen, wenn ich selber auf 180 bin? Wie soll ich ihm sagen, dass Ricardo kein Mann, sondern ein zwei Jahre altes Kind ist? Wie soll ich ihm meine Sünden beichten? Wenn ich zu sehr versucht habe sie geheim zu halten. 

Er dreht sein Kopf plötzlich zu mir, seine Hand hält mein Knie und die andere meine linke Hand. Seine Augen sind voller Schmerzen, er versteht die ganze Situation falsch und eigentlich sollte das mich nicht wundern, denn er ist nun mal Fernando. Er ist genauso wie ich, ein Spiegelbild von mir. Er braucht jemanden genauso wie ich. 

"Sag mir er ist keiner und ich glaub dir, aber bitte lüg mir nicht eiskalt ins Gesicht Alaia, tu das nicht", seine grün braunen Augen starren meine an. Ich schlucke den dicken Kloß runter. Und ich werde es ihm sagen, ich muss es ihm sagen. Die Tränen rollen mir runter, ich kann nicht, ich kann nicht, ich kann nicht aber ich muss. Ich muss, ich muss um zurück zu gehen. Denn er kann nicht tot sein. 

Ich starre auf unsere Hände. 

Schließe deine Augen

Und atme. 

Atme

Meine Augen richten sich wieder auf sein Gesicht. 

Manchmal tut man Sachen die man nicht tun wollte, sagt man Sachen die man nicht sagen wollte aber wir müssen Dinge tun, um im Leben weiter zu kommen. 

Egal wie beschissen sie sind. 

Wie falsch sie sind. 

Wie bescheuert man sich dabei fühlt. 

Wir müssen, so funktioniert das Leben. 

"Er ist mein Sohn."




Heute versuche ich noch ein Kapitel hochzuladen und ich hoffe ihr freut euch auf dieses hier. Danke für das tolle Feedback! 

Votes und Kommentare sind gerne erwünscht! 

Bis gleich dann!

His QueenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt